0568 - Die Braut des Wahnsinns
Wendy?«
»Was denn?«
»Wir werden heiraten!«
Es traf sie wie ein Schock. Daß drei Worte eine derartige Bewegung in ein Gefühlsleben bringen konnten, damit hatte sie nicht gerechnet.
Äußerlich sah man ihr nichts an. Sie blieb sitzen, ohne sich zu rühren. Nur das Blut floß heftiger durch die Adern und rötete ihr Gesicht. »Sag es noch einmal, bitte«, flüsterte sie.
»Wir werden heiraten.«
Wendy atmete tief ein. Sie schwebte plötzlich wie eine rosarote Wolke. Ein Traum stand dicht davor, in Erfüllung zu gehen. Hochzeit mit Simon Arisis, das war der Himmel auf Erden, das war Wahnsinn pur!
»Du sagst nichts.« Seine weiche, dennoch dunkle und männliche Stimme übertönte das Brausen in ihren Ohren.
»Ich… ich bin sprachlos.«
»Weshalb?«
»Damit habe ich nicht gerechnet.«
»Ich hatte es dir doch versprochen.«
»Stimmt, Simon, stimmt. So recht konnte ich nie daran glauben. Weiß es Gunhilla schon?«
»Sicher.«
»Was sagt sie?«
»Sie ist einverstanden und hat uns beiden jetzt schon viel Glück gewünscht. Sie freut sich unwahrscheinlich.«
»So, meinst du?«
»Das weiß ich.«
Da beugte sie sich vor und umklammerte seine Schultern. Sie legte den Kopf auf sein dunkles, dichtes Haar, atmete laut und stöhnend, ein äußerer Beweis ihres Glücks. Mit der Wange schabte Wendy über das dunkle Haar. Ihr Mund zeigte ein seliges Lächeln. »Ich finde es einfach toll, wirklich, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Frage ruhig etwas.«
»Was denn?«
»Ob wir noch duschen wollen?«
»Willst du denn?«
»Und ob.«
»Dann komm!« jubilierte sie und drückte ihn zur Seite. »Aber laß mich zuerst hinein – ja?«
»Meinetwegen.«
Der Duschraum lag nebenan. Sie huschte leichtfüßig auf die Tür zu und war rasch hinter ihr verschwunden.
Simon Arisis blieb zurück. Er war ein großer, dunkelhaariger Mann. Wer ihn nach seiner Nationalität direkt fragte, bekam auch eine direkte Antwort.
Staatenlos!
Arisis wollte kein Landsmann sein. Weder Europäer, noch Afrikaner oder Asiate. Er nannte sich selbst einen Kosmopoliten. Danach lebte er auch. Ob nun in London, in New York oder Tokio. Überall konnten er und Gunhilla seine Ziele verfolgen, weil überall Menschen lebten.
Kalt lächelnd schaute er zur Tür. Wendy war so herrlich jung, und auch so naiv. Genau das richtige Opfer für ihn oder die richtige Frau, wie er sie offiziell bezeichnete. Es würde eine wahnsinnige Hochzeit werden, und sie mußte so schnell wie möglich über die Bühne laufen. Die Vorbereitungen waren längst getroffen, nur hatte Wendy Wilde davon nichts mitbekommen.
Simon Arisis gehörte zu den Menschen, die man entweder mochte oder strikt ablehnte. Er war groß, breitschultrig und dabei muskulös. Das schwarze Haar wucherte nicht nur auf seinem Kopf, es setzte sich auch auf seinem Körper als ziemlich dichter Pelz fort. Es wucherte unter den Armen wie Gestrüpp und hätte auch einen dichten Bart auf dem Gesicht gebildet, doch dazu ließ Simon es nicht kommen. Er rasiert sich zweimal am Tag, so daß auf den Wangen nur mehr die dunklen Bartschatten zurückblieben.
Manche Frauen verglichen sein Aussehen mit dem des Sängers Tom Jones, dem Tiger aus Wales. Wenn der sang, schmolzen auch heute noch Frauen aller Altersstufen dahin, und irgendwo besaß Simon Arisis ebenfalls Macht über das weibliche Geschlecht. Da war Wendy Wilde beileibe kein Einzelfall.
Daß ihr dieser dermaßen attraktive Mann nicht allein gehören würde, das wußte oder ahnte sie zwar, nur drängte sie diesen Gedanken zurück und vertraute auf die Kraft ihrer Jugend.
Er ließ sich Zeit. Wendy hatte die Tür zum Duschraum nicht ganz geschlossen. Er hörte das Rauschen des Wassers und das Prasseln der Strahlen auf den Fliesen.
In der Nähe stand ein Koffer. Er war relativ groß, dennoch leicht, weil er aus Aluminium bestand. Simon ging hin, hob ihn an und legte ihn auf die Bank, um ihn dort zu öffnen.
Vorsichtig klappte er den Deckel hoch. Auf seinem Gesicht lag ein gespannter Ausdruck.
Kaum war ein Spalt entstanden, da drangen die Geräusche nach außen. Ein helles Fiepen und Kreischen, untermalt von den kratzenden Lauten an den Innenseiten des Koffers.
Spitze Zungen kitzelten ihn. Zähne kratzten über seine Haut, ohne Wunden zu hinterlassen. Er bewegte seine Finger und fuhr damit durch das dünne Fell der Tiere.
»Keine Sorge, ihr kleinen Freunde. Ihr kommt schon nicht zu kurz. Glaubt es mir.«
Noch einmal streichelte er den Inhalt, dann
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