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0568 - Drachen-Rache

0568 - Drachen-Rache

Titel: 0568 - Drachen-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mörderischen Kämpfe ausfechten zu müssen. Selten genug konnte er sich diesen Luxus leisten. Auch wenn es in den letzten Wochen relativ ruhig zugegangen war, bedeutete das nicht, daß sie in ihrer Aufmerksamkeit auch nur eine Sekunde lang hatten nachlassen dürfen. Sie waren Jäger und Gejagte zugleich. Einen Moment lang nachlässig, und sie waren tot.
    Jetzt aber, in der Sicherheit des Châteaus unter der weißmagischen Schutzglocke, konnten sie sich entspannen. Kein Dämon, kein Schwarzmagier, kein Dämonisierter vermochte hier einzudringen.
    Selbst die Regenbogenblumen im Keller, zeitweilig eine Schwachstelle in der Absicherung, waren inzwischen gut genug geschützt. Nicht einmal die Unsichtbaren konnten noch über diesen Umweg eindringen.
    Während er den Korridor entlangging und dem Gästetrakt zustrebte, in dem Lady Patricia und ihr Sohn, der kleine Rhett Saris, dauerhaft wohnten, dachte er an die letzten Stunden, an Nicoles Zärtlichkeit und Leidenschaft, glaubte die Wärme ihres Körpers immer noch an seiner Haut zu spüren. Es war schön gewesen, und es hätte noch schöner werden können, wenn nicht die Sache mit Fooly dazwischengekommen wäre.
    Nun gut, man konnte nicht alles haben.
    Und irgendwie konnte er dem kleinen Drachen auch nicht böse sein. Stunden der Liebe würde es immer wieder geben, aber die Konstruktion eines Schiffsmastes mit voller »Besegelung« aus Besenstielen und Textilien… das war einfach zu amüsant, um sieh wirklich darüber aufzuregen.
    Allerdings waren nicht alle Streiche des Drachen so harmlos…
    »Monsieur Zamorra?« wurde er plötzlich angesprochen.
    Er wandte sich um. Ein gutes Dutzend Meter hinter ihm, an der Treppe, stand Butler William, der mit Lady Patricia von Schottland hierher gekommen war und der mehr und mehr die Aufgaben des alten Raffael übernahm.
    Denn auch wenn Raffael nicht zugeben wollte, daß ihn seine Arbeit allmählich überforderte, war doch zu merken, wie schwer sie ihm mittlerweile fiel. Er war ein sehr alter Mann geworden, und auch die magische »Verjüngungskur« die ihm vor einiger Zeit zuteil geworden war, änderte nichts daran. [4]
    Die Natur läßt sich nicht betrügen…
    Aber Raffael von seinen Pflichten zu entbinden, das hätte ihn getötet. Er ging immer noch in seiner Arbeit auf, für ihn war sie kein Beruf, sondern eine Berufung, und Zamorra wußte, daß dem Château etwas fehlen würde, wenn es Raffael eines Tages nicht mehr gab.
    So ging ihm William zur Hand und übernahm ganz unauffällig immer mehr von Raffaels Aufgaben, damit der alte Mann das Gefühl hatte, noch immer alles unter seiner Kontrolle zu haben.
    Zuerst glaubte Zamorra, William wolle jetzt mit ihm noch einmal über Foolys jüngste Aktion reden und versuchen, seinen geflügelten Schützling zu entschuldigen.
    Aber daran dachte der Schotte momentan gar nicht.
    »Monsieur, haben Sie einen Moment Zeit?« erkundigte er sich. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber… als Sie vor ein paar Stunden die Regenbogenblumen benutzten, ist Ihnen da vielleicht im Keller etwas aufgefallen?«
    Zamorra lächelte. »Wenn Sie die zwei Flaschen meinen, die jetzt im Regal fehlen - die habe ich mit nach oben gebracht.«
    »Das ist es nicht, Monsieur«, sagte der Butler.
    »Was dann?«
    »Ich kann es nicht erklären. Es ist, als ob…«
    Er zögerte, aber dann gab er sich einen Ruck.
    »Als ob jemand dort unten herumspukt!«
    ***
    Unter den gestrengen Augen der Köchin hatte Fooly die Küche tatsächlich wieder in einen annehmbaren Zustand zurückversetzt.
    »Langweilig sieht es jetzt aus«, hatte er anschließend gemeutert. »Richtig langweilig. Spießig, kleinbürgerlich.«
    »Aber ordentlich. Und jetzt raus, oder es gibt doch noch Drachenfilet zum Abendessen!«
    Worauf Fooly sich trollte, aufs Dach stieg, die Segel reffte und den Großmast kappte - beziehungsweise den ganzen Klapperatismus abbaute, in seine Bestandteile zerlegte und an die ursprünglichen »Fundorte« zurückbrachte.
    Danach zog er sich in den Park zurück, der hügelwärts anstieg. Es war zwar kalt hier draußen, aber es gab hier auch Foolys Freund, mit dem er reden konnte.
    Einen knorrigen, uralten Baum, mit borkiger, verwitterter Rinde, vielen Ästen und Zweigen. Der Baum mochte schon die Erbauung des Châteaus gesehen haben; jedenfalls war er alt, weise und dem Jungdrachen ein beinahe väterlicher Freund.
    Fooly klagte ihm sein Leid.
    Der Baum war winterkahl; mit den Blättern rauschen konnte er deshalb jetzt nicht. Fooly

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