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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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murmelte etwas vor sich hin, das Bill nicht verstehen konnte.
    Immerhin konnte er sich vorstellen, was vorn geschehen war, denn gleich darauf kamen zwei der Vermummten in Sicht, die eine schlaffe Gestalt daherschleppten. Es war der Offizier von der Wache. Bald wurde auch klar, was mit dem Kapitän geschehen war, denn nun hörte man die Stimme des Piratenhäuptlings:
    »Legt dem Alten, bevor er zum Bewußtsein kommt, Handschellen an und sperrt ihn in seine Kajüte. Nummer neunundsiebzig und achtzig durchsuchen seine Wohnung nach Waffen. Das Handmunitionsdepot ist gleich dahinter - den Schlüssel habe ich. Laßt die Stewards in Ruhe, wenn sie nicht frech werden. Die Passagiere dürfen nicht unruhig werden.«
    Eine schwarze Gestalt kam die Treppe heraufgerannt und grüßte stramm:
    »Der Maschinenraum ist in unserer Hand, Sir!«
    »Laßt die Deckmannschaft achtern antreten!« befahl der Häuptling, ein Hüne, der die anderen um einen halben Kopf überragte. »Du, Sam, erklärst ihnen, was sie erwartet, wenn sie ungehorsam sein sollten.«
    Während man den verwundeten Offizier vorbeitrug, war Holbrook zur Seite geschoben und gegen die Kettenreling gedrückt worden. Als sich dann die allgemeine Aufmerksamkeit den Befehlen des Anführers zuwandte, benutzte er die Gelegenheit, schwang sich über die Reling und kletterte an einem Stützpfeiler aufs untere Deck hinab. Dort war niemand von der Schiffsbemannung zu sehen. Erst im Kabinengang sichtete er den Nachtsteward, den er mit einem leisen Pfiff zu sich rief. In wenigen Worten erzählte er ihm, was vorgefallen war.
    »Ihr Stewards seid vor ihnen sicher. Vielleicht haben sie es auf einige Fahrgäste abgesehen, aber euch werden sie in Ruhe lassen. Könnten Sie mir nicht die Uniform eines Stewards verschaffen?«
    Der Mann führte ihn hinunter in eine unbenutzte Kabine. Aus einem Wandschrank holte er eine weiße Uniform hervor, die Bill sofort probierte. Sein Plan war einfach. Als Steward hatte er am ehesten Gelegenheit, sich Betty Stone nützlich zu erweisen.
    Nachdem er sich umgekleidet hatte, lieh er sich das Rasierzeug des Stewards aus. Damit erzielte er, obgleich er ohnehin glatt rasiert war, eine gewaltige Veränderung seines Aussehens - er entfernte nämlich den größten Teil der für sein Gesicht charakteristischen, sehr buschigen Augenbrauen. Der Steward erkannte ihn danach kaum wieder.
    »Jetzt gehen Sie nach vorn und melden Sie alles dem Zahlmeister, wenn er noch nicht gefangengesetzt ist«, trug ihm Holbrook auf. »Sagen Sie auch dem Obersteward, der mich kennt, und Ihren anderen Kollegen, daß sie mich nicht verraten dürfen. Sie werden dafür belohnt, wenn wir New York erreichen.«
    Dann lief Bill zu seiner eigenen Kabine und klopfte an die Tür. Bullott öffnete ihm, fuhr aber erschrocken zurück, als er einen Fremden vor sich sah. Es dauerte einige Sekunden, bis Bill ihn beruhigt hatte.
    »Das Schiff ist in den Händen der Söhne von Ragusa. Der Dreiundzwanzigste Grad hat den Befehl übernommen. Mich dürften sie wohl in dieser Verkleidung ungeschoren lassen, was aber soll aus Ihnen werden, Bullott?«
    »Ach, ich glaube nicht, daß für mich noch Gefahr besteht. Ich war ihnen nur solange gefährlich, als ich ihre Pläne noch hätte durchkreuzen können.«
    Auch der Zahlmeister erkannte Bill, der in seiner Verkleidung vor ihm erschien, nicht gleich.
    »Sie haben meine Kanzlei besetzt«, klagte er. »Bisher hat, glaube ich, kein Blutvergießen stattgefunden, obgleich ich mir nicht denken kann, daß es auf der Brücke ganz ohne Gewaltanwendung abgegangen ist. Ich habe Befehl bekommen, die Passagiere im unklaren zu lassen und den normalen Dienstbetrieb aufrechtzuerhalten. - Was wollen Sie nun anfangen, Mr. Holbrook?«
    »Ich bitte, mich als Steward aufzunehmen.«
    »Man wird Sie erkennen - hier im künstlichen Licht mag es angehen, aber bei Tag wird man Sie erwischen. Ich rate Ihnen, zum Bordfriseur zu gehen und sich von ihm noch weiter verwandeln zu lassen.«
    Holbrook traf den Friseur im Zustand höchster Erregung an, denn die Neuigkeit, daß das Schiff Piraten in die Hände gefallen sei, hatte sich unter der Besatzung wie ein Lauffeuer verbreitet.
    »Gerne, gerne ein andermal, Mr. Holbrook!« wehrte er ab. »Jetzt habe ich keine Zeit. Mein Gott, was geschieht mit uns, wenn sie das Schiff versenken?«
    »Ich werde Ihnen etwas sagen ...« Bill drängte den Friseur in seine geräumige Kabine hinein und versperrte die Tür. »Wir haben nur dann eine Chance, mit der

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