0570 - Satans Schergen
richtete sich auf und stieß mit dem Kopf gegen eine niedrige Decke. Ein ganzer Sternenhimmel schien vor ihren Augen zu explodieren, und sie sank schwindelnd zu Boden.
»Troubadour…« flüsterte sie und konnte ihre Stimme wieder laut und deutlich hören. »Was ist passiert? Wo steckst du?«
Keine Antwort.
Irgendwo tropfte Wasser. In einem stetigen, langsamen Rhythmus klatschten Tropfen aus der Höhe in ein Reservoir.
Blondie tastete nach ihrem Kopf. Sie fühlte kein Blut. Also keine offene Wunde. Wenigstens etwas!
Sie richtete sich wieder auf und streckte die Hände empor zur Höhlendecke. Der Raum, in dem sie sich befand, war weniger als 1,70 Meter hoch. Das war keinesfalls mehr die Kaverne, in der sie mit Troubadour gewesen war!
Aber wo war sie dann?
Die Finsternis wollte ihr nichts verraten. Ihre Lampe war fort. Irgendwo im anderen Raum, zusammen mit ihrer Kleidung.
Und Troubadour…
Aber sie hatte doch gesehen, wie er durch die massive Wand verschwunden war!
Und war sie nicht selbst auch durch eine Wand geglitten?
Im Nachhinein kam es ihr so vor, als wäre die Mauer hinter ihr für einen kurzen Augenblick durchlässig geworden, gerade so lange, daß sie hindurchgleiten hatte können. Der Druck, den sie schließlich in den letzten Sekunden verspürt hatte, mußte entstanden sein, als die Wand wieder hart geworden war!
»Mädchen, du spinnst!« rief sie sich zur Ordnung. Wände, die ihre Konsistenz verloren, gab es nicht.
Höchstens in Science Fiction-Romanen.
Doch wieso befand sie sich dann in einem anderen Raum?
Sie suchte nach der Öffnung und fand gleich zwei. Also befand sie sich in einem Gang?
Mit den nackten Füßen tappte sie in eine Pfütze. Nein, es war eher ein Rinnsal. Hier floß Wasser ab, um irgendwo zu einem größeren Pool zu gelangen. Die Grundwasserfeuchtigkeit und das Kondenswasser, das den Kalkstein durchdrang und von Wänden und Decke tropfte, sammelte sich an bestimmten Tiefpunkten des Steinbruch-Systems.
Etwas streifte ihren linken Knöchel. Erschrocken trat sie danach.
Schrill fiepend ergriff die Ratte die Flucht.
»Troubadour?« rief sie laut. »He, Troubadour! Griveton, Caligula! Catalyst! Wo steckt ihr? Könnt ihr mich hören? Kann mich irgend jemand hören? Ist jemand in der Nähe?«
Aus weiter Ferne hallte das schwache Echo ihrer eigenen Rufe.
»Wo, zum Teufel, bin ich hier?« keuchte sie. Sie kannte die kleinen Kammern neben dem Gang, den ihre kleine Gruppe benutzt hatte. Sie wußte, daß diese Hohlräume nur jeweils einen einzigen Ausgang besaßen, und der führte in den Hauptgang. Wenn sie die Kammer verlassen hatte, mußte sie sich also zwangsläufig auf dem Hauptgang befinden.
Aber das stimmte nicht!
Außerdem hatte sie sich rückwärts in die entgegengesetzte Richtung bewegt, das war ihr klar. Auf ihren Orientierungssinn konnte sie sich auch hier unten in den Katakomben stets felsenfest verlassen.
War sie also doch durch die Wand gegangen?
Sie brauchte Licht!
Unwillkürlich glitt ihre Hand zur Hüfte, wo sie normalerweise immer ein Feuerzeug in der Jeanstasche mit sich führte.
Bloß war da keine Jeans mehr, und sie registrierte jetzt allmählich auch die Kälte, die diese finsteren Gewölben beheimatete.
»Verdammt noch mal, meine Sachen!« stieß sie hervor. Aber wie sollte sie an die herankommen? Den Weg, auf dem sie die Kammer verlassen hatte, konnte sie nicht wieder benutzen, denn die Wand tat ihr nicht den Gefallen, noch mal durchlässig zu werden.
Blondie begann an ihrem Verstand zu zweifeln.
Da stand sie, splitternackt und völlig allein, im Dunkel eines Ganges, den sie nicht kannte und von dem sie nicht sagen konnte, wie sie dorthingelangt war!
Wurde sie verrückt? War sie vielleicht nur in einem bösen Alptraum gefangen?
»Meine Sachen!« flüsterte sie in wütender Verzweiflung. »Ich muß sie wiederhaben! Ich kann den anderen doch nicht so über den Weg laufen! Und wenn ich es irgendwie hier ‘raus schaffe, kann ich auch nicht nackt durch die halbe Stadt laufen!«
Aber sie würde es wohl können müssen…
Wenn sie tatsächlich jemals wieder hier herauskam!
Doch das schien in Moment alles andere als sicher zu sein…
***
Als Troubadour wieder erwachte, konnte er sich nicht bewegen.
Ich bin gelähmt! durchfuhr es ihn.
Aber er konnte die Augen bewegen, und er konnte atmen.
Er fühlte, daß er getragen wurde. Dunkle, nackte Gestalten bewegten sich um ihn herum. Augen glommen auf wie helle Glutpunkte, wenn sie den Schein eines
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