0570 - Satans Schergen
Feuers reflektierten. Dunkle Nebelschwaden wallten und erzeugten Übelkeit in dem hilflosen Menschen. Er fühlte den Drang, sich zu übergeben, aber er konnte es nicht.
Er fühlte, wie lange, krallenbewehrte Finger über seine Haut tasteten. Die Kreaturen, die ihn trugen, mußten ihm die Kleider vom Leid gefetzt haben. Nun legten sie ihn auf eine kalte, harte Fläche.
Er sah eigenartige Statuen und eine Steinsäule mit einem Gefäß, in dem ein Feuer brannte. Und er hörte wie aus weiter Ferne einen dunklen Sprechgesang, geformt aus unverständlichen Lauten einer Sprache, die nach Tod und Verdammnis klang. Düstere spitzohrige Teufel tanzten um ihn herum.
Ich will hier ‘raus! dachte er, doch er war zu keiner Bewegung fähig.
Wieder glitten ledrige Finger und Hände über seine Haut. Direkt über sich sah er das grinsende Gesicht eines jener spitzohrigen Teufel.
Dann drangen Krallen in sein Fleisch.
Er schrie gellend auf vor Angst, Panik und Schmerz.
Er begriff, daß nun mit ihm das gleiche geschah wie mit Anguille.
Und er schrie bis ganz zuletzt…
Bis alles vorbei war…
***
Blondie tastete sich durch die Dunkelheit. Sie bewegte sich durch ein La byrinth von Gängen und Stollen, in denen sie teilweise nur kriechen konnte.
Mit wachsender Verzweiflung versuchte sie, einen der Hauptgänge zu erreichen. Aber ihr fast sprichwörtlicher Orientierungssinn hatte sie von einem Moment zum anderen verlassen. Innerhalb nur weniger Minuten hatte sie sich hoffnungslos verirrt.
Sie fand den Weg nicht mehr!
Nicht mal mehr zurück an den Ausgangspunkt ihrer einsamen Odyssee!
Immer wieder endeten die Gänge in Sackgassen. Es waren Räume, aus denen es keinen weiteren Ausgang mehr gab.
Manchmal glaubte sie in der Dunkelheit Schatten zu sehen, die sich bewegten, aber in dieser totaler Finsternis, die ihr nicht mal die Hand vor den Augen zeigte, war das doch völlig unmöglich!
Sie glaubte ein Flüstern und Wispern zu hören. Sobald sie rief, schallte jedoch nur das verhaltene Echo ihrer eigenen Stimme zurück.
Nackte Panik erfaßte sie.
Zweimal glaubte sie den Gang wiederzuerkennen, in dem sie sich befand, aber dort, wo es eigentlich weitergehen mußte, stieß sie auf gemauerte Steinwände.
»Ich werde noch wahnsinnig!« Sie schrie ihre Angst hinaus in die Dunkelheit. »Ich will ‘raus hier! Hört mich denn keiner? Wo seid ihr alle?«
Nur die Ratten antworteten ihr.
Sie fand keinen Weg mehr nach draußen. Sie stieß nicht mal auf Räume, die von den kataphiles für ihre unterirdischen Treffen benutzt wurden. Sie irrte durch Gänge, die möglicherweise noch nie jemand vor ihr betreten hatte.
Irgendwann kauerte sie sich auf den Boden und weinte.
Und von allen Seiten kroch die Angst heran und fraß sich gierig in die Tiefe ihrer Seele.
Warum?
Und warum ich?
***
Sie hatten neue Energie gewonnen. Sie entfernten das Opfer auf die übliche Weise und hielten nach dem nächsten Ausschau.
Eines bewegte sich im Labyrinth und kam nicht mehr hinaus.
Ein zweites entfernte sich von der kleinen Gruppe; sie holten es sich ebenso wie das dritte, das sich einer weiteren Gruppe angeschlossen hatte.
Nach und nach, in regelmäßigen Abständen, würden sie die Sterblichen opfern und ihre Lebensenergie abschöpfen.
Jener, vor dem sie sich hüten mußten, war gegangen.
Er hatte versucht, die Sterblichen zurückzuschrecken und ihnen mit Hilfe seiner Magie die Wege zu versperren. Damit hatte er sogar Erfolg gehabt.
Aber trotzdem erhaschten sie ihre Opfer…
***
Irgendwann hatte Blondie keine Tränen mehr. Sie gab auch den Versuch auf, das Labyrinth zu verlassen - vorerst. Dennoch hoffte sie immer noch, aus den finsteren Gewölben wieder hinauszukommen, die ihr plötzlich und zum erstenmal, seit sie die Katakomben kannte, unheimlich, ja sogar grauenerregend waren.
Sie war erschöpft…
In der feuchten Kälte kauerte sie sich zusammen und versuchte zu schlafen.
Sie wußte nicht, daß Catalyst gerade starb, als sie aus unruhigen Träumen wieder erwachte…
***
Zamorra und Nicole brachen im Laufe des Vormittags auf. Sie folgten dem vorausfahrenden Charles Berenger, nachdem sie sich noch mal kurz mit ihm unterhalten hatten. Er erwähnte den seltsamen Gast, der ihm zu schaffen gemacht hatte. Aber weder Zamorra noch seine Gefährtin hielten es für nötig, ihm zu erklären, wer dieser unheimlich wirkende Mann gewesen war und wie gut sie ihn kannten.
Sie erzählten ihm auch nicht, daß Sid Amos sie von Paris fernzuhalten
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