0570 - Satans Schergen
und in einem der abwasserführenden Rohre der Kanalisation auftauchten.
Hier stank es penetrant. Mißtrauisch beäugte Nicole die dunklen Masseklumpen, die in der stinkenden Brühe dahintrieben.
Sie hoffte, daß ihr Weg nicht durch das… nun ja, durch das Wasser… führte. Vielleicht war der Sims neben dieser Brühe ja breit genug und wurde nicht vom Wasser überspült. Lieber nahm sie es in Kauf, hier und da mal auf eine dahinhuschende Ratte zu treten.
Die »Schnittstelle« zwischen Kanalisation und dem Labyrinth der Steinbrüche befand sich an einer Art Knotenpunkt des weitverzweigten Abwassernetzes. Hier weiteten sich die Simse rechts und links zu einer größeren Plattform.
Cormoran schnallte seinen Rucksack auf und nahm ein paar Gegenstände heraus.
»Was wird das?« fragte Nicole.
»Wir verwischen die Spuren. Wenn etwas darauf hindeutet, daß es hier einen Zugang in die Steinbrüche gibt, wird die Inspektion diese Öffnung zubetonieren.«
»Mach schnell«, drängte Robespierre.
Cormoran hob die Hände. »Aber wir wollen doch die alten Bräuche nicht vergessen, oder? So viel Zeit werden wir doch wohl noch haben.«
»Das meine ich auch«, pflichtete Caligula ihm bei. »Wir sollten dabei aber auch unserer ermordeten Gefährten gedenken. Sieh’s als eine Art Requiem.«
Robespierre sah Kisch an, und der nickte.
»Na schön«, sagte Robespierre. »Dann laßt uns nicht zu lange damit warten, sondern anfangen.«
Warum er sich dabei so verdammt unbehaglich fühlte, konnte er nicht sagen…
***
Blondie zitterte.
Sie fror, und zugleich glühte ihr Körper im Fieber.
Die endlosen Stunden nackt in der kühlen Feuchtigkeit waren ihr nicht bekommen. Sie wußte, daß sie krank war. Und sie wußte, daß sie sterben würde, wenn sie nicht bald den Weg nach draußen fand.
Ihr Zeitgefühl hatte sie inzwischen ebenso verloren wie ihren Orientierungssinn. Sie konnte nicht mehr sagen, wie lange sie sich schon hier unten befand. Die Phosphorpunkte auf dem Zifferblatt ihrer schmalen Armbanduhr leuchteten schon längst nicht mehr.
Zwischendurch war sie hin und wieder in Phasen unruhigen Schlafes gesunken. Mittlerweile zeigten sich Hunger und Durst.
Dem Wasser traute sie nicht, aber sie ahnte, daß sie es irgendwann trinken würde, ganz gleich, was sich an ekelerregenden Stoffen in der Flüssigkeit befand, die den Kalkstein durchdrang und sich hier und da sammelte.
Immer wieder gingen ihr die alten Geschichten durch den Kopf…
Geschichten von Menschen, die sich verirrt hatten und im Labyrinth gestorben waren, ehe jemand sie hatte finden können.
Sie wollte nicht sterben. Sie wollte weiterleben.
Immer wieder raffte sie sich auf und taumelte weiter.
Das Unheimliche war in ihrer Nähe und flüsterte vom Tod…
***
Zamorra ging wieder zurück, und der Lichtkegel seiner Taschenlampe tastete den dunklen Gang ab, aber das nur unzureichend im Vergleich zu den Sturmlaternen der kataphiles. Leider hatte niemand ihm und Nicole eine solche Lampe zur Verfügung gestellt.
Er hatte sich den Weg zurück gemerkt. Nach kurzer Zeit stand er wieder vor der Mauer, die Sid Amos unmittelbar hinter sich errichtet hatte, als er verschwunden war.
Was plante Amos? Daß er die kataphiles bei dieser Angelegenheit, worum immer es auch gehen mochte, nicht dabei haben wollte, leuchtete Zamorra noch ein.
Auch ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, relativ ungeschützte Menschen in der Nähe zu haben, wenn er gegen dämonische Kräfte anging. Die kleine Gruppe hätte ihn zwar durch das Labyrinth führen können, denn sie kannten sich auf jeden Fall besser hier unten aus als er. Aber er hätte dann auf sie achtgeben und für ihren Schutz sorgen müssen. Und hinzu kam, daß sie mit Magie nicht viel anfangen konnten. Der einzige unter ihnen, der dem Übernatürlichen relativ offen gegenüberstand, war wohl Charles Berenger alias Robespierre…
Warum aber wollte Amos auch Zamorra und Nicole nicht in seiner Nähe haben? Amun-Re war ihr gemeinsamer Feind gewesen, und Amun-Res magische Hinterlassenschaft, falls es sie wirklich gab, war folglich auch ihr gemeinsames Problem. Also sollten sie es auch gemeinsam angehen.
So wie gerade hatte er Amos noch nie erlebt.
Er berührte die Mauer, die der Ex-Teufel geschaffen hatte. Sie fühlte sich fest an.
Zamorras Hand glitt unter die Jacke. An der Magnetplatte an seinem Gürtel klebte die Strahlwaffe, die er jetzt zog.
Er schaltete sie auf Laser und richtete sie auf die Wand.
Dann betätigte er den
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