0570 - Vampirpest
sehr weit.«
»Die Geschäfte haben noch nicht lange geschlossen. Davon abgesehen, John, war er das einzige Opfer dieser Reva?«
»Tja, das frage ich mich auch. Leider kann er uns keine Antwort mehr geben.«
»Das müßte sein Freund Harry Brinkmann können.«
»Wir werden ihn noch genauer fragen.«
»Was machen wir mit dem Mädchen? Ich möchte nicht, daß uns hier die Hände gebunden sind und woanders die Blutsauger zuschlagen!«
»Wir müssen Huber Bescheid geben, daß er sich um die Kleine kümmert. Außerdem will König eine Mannschaft schicken. Wenn die Mordkommission eintrifft, können sich die Beamten auch um Holger Schneider kümmern. Der kann nicht hier liegenbleiben.«
»Klar.«
Ich sah ein Telefon und rief Oberwachtmeister Huber an. Im Hintergrund hörte ich mehrere Männerstimmen und erfuhr, daß die Leute aus Wiesbaden soeben eingetroffen waren.
»Dann schicken Sie die Mannschaft zu den Schneiders.«
»Was?« schrie Huber. »Ist Beate…?«
»Nein, nicht sie. Wir haben sie retten können.«
»Dem Himmel sei Dank!«
»Aber ihr Bruder ist tot. Es gab keine andere Möglichkeit, Herr Huber. Ich habe ihn ausschalten müssen.«
»Dann… dann«, Huber holte noch einmal Luft, bevor er weitersprach. »War er ein Vampir?«
»So ist es.«
»Mein Gott. Was ist mit dem Kind?«
»Ich wollte es in Ihrer Obhut lassen, weil ich nicht weiß, wann die Schneiders zurückkehren.«
»Ja, gut. Dann schicke ich Ihnen die Leute.«
»Okay, mein Freund, wir werden Beate zu Ihnen bringen. Ich komme später, damit wir noch einmal reden können.«
»Einverstanden.«
»Beate hat Vertrauen zu mir«, sagte Suko. »Ich nehme einen anderen Weg, wenn wir das Haus verlassen.«
»Schließ nur die Tür.«
»Gut, bis gleich.«
Als Suko das Zimmer verlassen hatte, setzte ich mich hin und zündete mir eine Zigarette an. Ich fühlte mich ziemlich down.
Hier waren wir nicht zu spät gekommen, aber hinter der Aktion D waren wir stets hergerannt. Die Mitglieder dieser Truppe hatten ihre Pläne sehr sorgfältig ausgeklüngelt und sicherlich seit einigen Monaten daran gearbeitet.
Aktion D oder anders ausgedrückt: Aktion Dracula. Hüte dich vor Dracula! Hütet euch vor Dracula! So hatte man gewarnt. Wir hatten die Warnung zwar ernst genommen, allerdings nicht damit gerechnet, daß die Vampirpest derart schnell über uns herfallen würde.
Wer das ausgeklüngelt hatte, wußte genau Bescheid, auch über das alte Blut, von dem wir ebenfalls gehört hatten.
Was war das alte Blut?
Darüber konnte ich auch nur spekulieren. War es Menschenblut, war es Tierblut?
Sosehr ich mir auch den Kopf zerbrach, zu einem Ergebnis kam ich nicht. Es konnte beides sein oder eine Mischung. Vielleicht Blut aus der Vergangenheit, da war alles möglich.
Wie ich es auch drehte und wendete, zu einem Ergebnis kam ich nicht. Andere mußten mir die Antwort darauf geben. Zum Beispiel die Malerin namens Reva, die ebenfalls zu den Blutsaugern zählte und möglicherweise die Chefin der Aktion D war.
Oder Will Mallmann?
Noch wußten wir nicht genau, daß er zu einem Vampir geworden war. Irgendwo klammerte sich in meinem Innern noch eine Hoffnung fest, daß er es überstanden haben könnte.
Aber Bode, diesen harten und austrainierten Einzelkämpfer hatte es ebenfalls erwischt. Wenn ich das in Betracht zog, sanken die Chancen unseres Freundes Will dem Nullpunkt entgegen.
In einem Marmorascher drückte ich die Kippe aus. Draußen füllte Licht die dicken Nebelschwaden. Auch dieses Wetter kam den Blutsaugern entgegen. In diesem Fall hatte sich verdammt viel gegen uns verschworen.
Türen schlugen. Ich stand an der Haustür und öffnete, als die ersten Männer hereinkamen.
An der Spitze eine hochgewachsene Gestalt im Trench. Der Mann trug das blonde Haar gescheitelt. Hinter den Gläsern der Goldrandbrille blickten mich seine Augen prüfend an.
»Sie müssen Oberinspektor Sinclair sein.«
»Das bin ich.«
»Ich bin Karsten König.«
Er reichte mir die Hand, die ich drückte und ihn anschließend hereinbat.
Ihm folgten vier Männer. Zwei von ihnen trugen Koffer. In der Diele blieb König stehen und schaute sich um.
»Sie haben tatsächlich einen Vampir erwischt, wie ich hörte?«
»Richtig.«
»Kann ich ihn sehen?«
»Kommen Sie mit.«
Im Wohnraum schaltete ich die Deckenbeleuchtung ein. Sie durchstrahlte das gesamte Zimmer.
Holger Schneider lag noch immer vor dem Fenster. Er sah aus, als hätte er sich zum Schlafen niedergelegt.
König
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