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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Monstren bewohnt wurde, war es besser, den Bumerang zu haben.
    Keine Kabine kann groß genug sein, daß sie mich reizt, mich länger darin aufzuhalten. Ich wollte das Schiff inspizieren und mir vor allen Dingen Seeluft um die Nase wehen lassen. Als ich auf dem Gang stand, öffnete sich die Kabinentür neben mir, und Lucy Freeman betrat den Gang. Sie erschrak, als sie mich sah.
    Die junge Frau hatte sich umgezogen. In ihrem blonden Lockenhaar fiel das schwarze Stirnband besonders auf. Sie trug außerdem eine dunkle Hose und einen hellbraunen Pullover. Ihr Gesicht kam mir sehr blaß vor. »Haben Sie mich erschreckt, Mister…«
    »Ich heiße John Sinclair. Sorry, das hatte ich nicht vor.«
    »Sorry, ich habe Ihren Namen vergessen. Sie sagten ihn mir schon, als wir zum erstenmal miteinander sprachen.«
    »Sie sind Lucy Freeman.«
    »Ja.«
    »Sehen Sie.«
    »Wollen Sie auch an Deck?«
    »Das hatte ich vor.«
    Sie lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch. Ein Bein winkelte sie dabei an. »Wissen Sie, ich brauche jetzt eigentlich einen richtigen Kaffee.«
    »Gibt es schon Frühstück?«
    »Wir können ja nachschauen.«
    »Bitte.« Ich deutete den Kabinengang hinab und ließ sie vorgehen.
    Lucy schwankte beim Laufen etwas. Dabei wußte ich nicht, ob es am Schlingern des Schiffes oder an ihrem Zustand lag, der mir doch etwas desolat vorkam.
    Das Frühstück mußte an Deck eingenommen werden. Aus den Aufbauten des Frachters war ein Restaurant entstanden. Große Panoramascheiben boten einen prächtigen Blick auf das Wasser.
    Unser Schiff fuhr nicht mal mit halber Kraft. Man konnte sich eben Zeit lassen.
    Ein dunkelhäutiger Stewart mit Samtaugen schaute überrascht auf, als er uns sah. Lucy und ich waren die einzigen Gäste und auch zu früh gekommen.
    »Sorry«, sagte der Mann, »aber wenn Sie frühstücken wollen, müssen Sie sich etwas gedulden.«
    »Ist der Kaffee schon fertig?« erkundigte ich mich.
    »Ich schaue mal nach.« Er verschwand in einem Nebenraum und ließ uns allein.
    Meine Blicke streiften über die reichlich gedeckte Tafel. Brot, Konfitüre, Käse und Säfte standen neben Tellern und Tassen. Das Brot war noch nicht aufgeschnitten worden, der Toast noch nicht gebacken. Eier und Schinken fehlten ebenfalls.
    »Nehmen Sie ein Stück Käse«, forderte ich Lucy auf, die mit einem Teller in der Hand unschlüssig herumstand.
    »Nein, erst Kaffee.«
    Sie hatte leise gesprochen und machte mir überhaupt einen scheuen sowie bedrückten Eindruck. Die junge Frau schien Sorgen zu haben. Obwohl sie mit mir gegangen war, schaute sie rasch zur Seite, wenn sich unsere Blicke begegneten.
    Welche Sorgen quälten sie?
    Ich sprach sie einfach darauf an. »Kennen Sie eigentlich den Psychologen Dr. Ward?«
    Lucy erschrak, bevor sie wie ein Denkmal stehenblieb. Dann drehte sie langsam den Kopf. »Bitte«, flüsterte sie. »Wie meinen Sie das?«
    »Dr. Ward…«
    »Sie auch?«
    Ich entschied mich blitzschnell. »Ja, Lucy, auch ich. Einige Male war ich bei ihm.«
    Die junge Frau blickte gegen die dunklen Wellen. »Hatten auch Sie diesen Traum?«
    »Sicher.«
    »Und wie verkrafteten Sie ihn?«
    »Kaum.«
    »Ich auch nicht. Dann hat uns das Schicksal zusammengeführt, der gemeinsame Traum. Ich wußte schon immer, daß er etwas zu bedeuten hat, das war mir klar.«
    »Ach ja?«
    »Natürlich. Oder besuchen Sie die Insel freiwillig? Ich glaube nicht, daß wir uns freiwillig auf dem Schiff befinden. Es ist wie ein innerer Zwang gewesen. Ja, es war ein Zwang.«
    »Wie oft hatten Sie den Traum, Lucy?«
    Sie hob die schmalen Schultern. »Vielleicht fünfmal oder siebenmal? Das ist alles so komisch.«
    »Bei mir auch.«
    »Haben Sie auch die Schlangen gesehen?« Bei dieser Frage drehte sie sich heftig um.
    Ich trat zurück. »Welche Schlangen?«
    »Die schwarzen, die plötzlich da waren und sich um meine Kehle legtet! Furchtbare Bestien, kann ich Ihnen sagen. Ich… ich sah sie im Traum, aber ich sah sie auch in meinem Bad.« Sie brauchte Kontakt und legte beide Hände um meine Unterarme. »Stellen Sie sich vor, John!« flüsterte sie scharf. »Ich saß in der Badewanne, als die Schlange sich über den Rand schob. Es war furchtbar.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    »Nein.« Sie ließ mich wieder los. »Ich finde nicht, daß Sie mir glauben, John. Ich sehe in Ihren Augen den Zweifel. Aber die Schlange habe ich nicht nur im Traum gesehen, sie war tatsächlich vorhanden. Sie bewegte sich auf den Rand der Badewanne und auf mich zu. Es war eine

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