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0572 - Die Stunde des Symbionten

Titel: 0572 - Die Stunde des Symbionten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in die Hand zu nehmen. Er mußte schreien, wenn er sich verständlich machen wollte.
    „Der Autopilot ist völlig abgekapselt", fuhr Mavery nach einer Weile fort. „Er hat keinen Kontakt mit der Außenwelt.
    Halt, doch - von Zeit zu Zeit fragt er die Uhr ab. Wahrscheinlich hat er sein Programm eine bestimmte Zeitlang durchzufahren.
    Sobald die Zeit um ist, schaltet er ab."
    „Mann Gottes!" schrie Mentro: „Dann füttere ihm doch gefälschte Zeitdaten!"
    „Das versuche ich die ganze Zeit schon!" Maverys Stimme klang fast weinerlich. „Aber der Uhr ist genauso verdammt schwer beizukommen wie dem Autopiloten!"
    „Brauchst du Hilfe?"
    Vier Minuten vor der Katastrophe entfiel alle Förmlichkeit wie von selbst.
    „Nicht hier", rief Mavery. „Aber sprich zu mir, damit ich weiß, daß außer mir noch jemand am Leben ist!"
    „Zweihundert Sekunden!" sagte Mentro.
    „Was Erfreulicheres weißt du nicht?"
    „Wir werden zur Seite steuern müssen", antwortete der Emotionaut. „Mit direkter Bremsung ist es nicht mehr zu schaffen." Er sprach zu Atlan und dem Haluter, ohne sich umzuwenden, „ich übernehme die Steuerung. Niemand sonst ist schnell genug." Und wieder zu Mavery: „Portzschest sieht gefährlich aus, eine blaue Sichel, immer größer..."
    Noch drei Minuten. Die einzige Angst, die Mentro noch empfand, galt seiner Unfähigkeit, Worte zu finden, mit denen er Mavery unterhalten konnte.
    „Mentro...?"
    „Ja?"
    „Du hast nichts dagegen, daß ich dich beim Vornamen nenne.
    Ich meine, so ein hoher..."
    „Quatsch nicht! Natürlich habe ich nichts dagegen. Was macht die Uhr?"
    „Ich hab's gleich. Nur noch diesen einen Speicher..."
    Noch zweieinhalb Minuten. Noch siebenundfünfzig Millionen Kilometer bis Portzschest, und jede Sekunde einen Mondbahnradius weniger!
    „Es wird ein gewaltiges Loch auf Portzschest geben, wenn wir ankommen", lachte Mavery bitter.
    „Elton...!"
    „Ja, Mentro?"
    „Hör auf mit dem dummen Gerede! Sieh lieber zu, daß du die Uhr hintrimmst."
    „Bin schon dabei... ich tippe jetzt gefälschte Daten für den Zeitspeicher... zehn Stunden in der Zukunft... das müßte genügen..."
    Einhundert Sekunden!
    „Jetzt...", ächzte Mavery, „jetzt müßte es gleich... oh, verdammt..."
    Die Stimme brach ab. Mentro stockte das Blut in den Adern.
    Was war geschehen? Warum ließ Mavery nichts mehr von sich hören?
    Da brach ein Schrei aus dem Lautsprecher: „Es funktioniert! Der Autopilot gibt auf...!"
    Der Rest ertrank im Aufheulen der Alarmsirenen, die beim Abschalten des Autopiloten zu neuem Leben erwachten. Noch eine Minute blieb bis zum Aufprall. Portzschest war zu einem drohenden Ungeheuer geworden, nur noch vierundzwanzig Millionen Kilometer entfernt. Fieberhaft begann der Emotionaut zu arbeiten.
    Die mächtigen Triebwerke, die bisher im Leerlauf gefahren waren, erwachten zu plötzlichem Leben. Mit aller Macht stemmten sie sich seitwärts gegen den verderbenbringenden Kurs der TIMOR und zwangen das Schiff auf eine Bahn, die haarscharf an der Rundung des Planeten vorbeiführen sollte. Mit einer Schnelligkeit, die träge Hände niemals zu entwickeln vermögen, betätigten Mentro Kosums Gedankenimpulse die Schalter und Knöpfe der Pilotenkonsole.
    Mentro sah auf. Träge wich die blaue Sichel des Siedlerplaneten zur Seite. Ein Warnlicht flammte auf und belehrte Mentro, daß der Antigrav, der die gigantischen Beharrungskräfte aufzufangen hatte, bis zum Rand seiner Kapazität belastet war.
    Portzschest wanderte weiter nach rechts. Die Sichel wurde schmaler und verlor dabei das unnatürliche Blau, das ihr bisher ein geisterhaftes Aussehen verliehen hatte.
    Die Minute verstrich. Der Emotionaut schaltete die Triebwerke wieder auf Leerlauf. Sein Werk war getan. Die TIMOR war gerettet. Weit an Portzschest vorbei schoß sie in den leeren Raum jenseits des Siedlerplaneten. Mentro ließ sich in den Pilotensessel fallen. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl gehabt, die Beine wollten ihn nicht mehr tragen.
    „Ich danke!" dröhnte die Stimme des Haluters, der in all den peinigenden Minuten kein Wort gesprochen hatte. „Ohne Ihren phantastischen Rettungsakt wäre ich nicht in der Lage, später von diesem denkwürdigen Erlebnis zu berichten."
    Mentro winkte ab.
    „Danken Sie nicht mir", sagte er matt. „Danken Sie Mavery."
     
    *
     
    Icho Tolot übernahm die Aufgabe, sich mit den ausgeschleusten Beibooten in Verbindung zu setzen und ihnen zunächst die Nachricht zukommen zu lassen, daß die TIMOR

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