0572 - Die Stunde des Symbionten
daß er Umweltimpulse ignoriere. Rhodan bewerkstelligte das, indem er sämtliche Speicher mit undefinierten Werten belud und dadurch den Eindruck erzeugte, daß der Rechner durchgebrannt war. Der Autopilot kapselt sich daraufhin ab und war überzeugt, im Dienste der Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung zu handeln, indem er das vorgegebene Flugprogramm zu Ende führte, ohne sich um äußere Impulse zu kümmern.
Das Flugprogramm besagte zunächst weiter nichts, als daß die TIMOR sich auf vierdimensional-geradlinigem Kurs mit einer Geschwindigkeit von achtzig Prozent Licht bewegen solle. Daß ihr auf diesem Kurs Portzschest im Weg lag, davon ahnte der Autopilot nichts, weil er die Sensorspeicher und die Speicher mit galaktonautischen Daten ignorierte. Dem Flugprogramm war eine gewisse Laufzeit gesetzt. Nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeitspanne hatte der Autopilot das Schiff von neuem in den Linearraum zu überführen und sodann auf weitere Anweisungen vom Kommandostand zu warten. Mavery betrachtete diesen Teil des Programms erst als ein nutzloses Anhängsel - eine Nichtstun-Routine in der Fachsprache der Systemanalytiker - weil die TIMOR, bis der Autopilot zu diesem Programmteil kam, längst auf Portzschest zerschellt wäre. Dann jedoch untersuchte er die Laufzeit des Hauptprogramms, und als er Distanzen, Geschwindigkeiten und Flugzeiten gegeneinander zu analysieren begann, da fingen ihm die Augen an überzugehen.
Er setzte Mentro Kosum über seine Entdeckung in Kenntnis.
Mentro nahm Maverys Rechnungen und zeigte sie Atlan. Der Arkonide war fassungslos.
„Nach diesem Programm", murmelte er benommen, „wäre die TIMOR eine Millisekunde vor dem Aufprall in den Linearraum gegangen." Er atmete schwer und starrte auf das graue Stück Rechenfolie. „Wissen Sie, was das bedeutet hätte?"
„Ich weiß", antwortete Mentro. „Die Energien, die beim Übertritt eines Raumschiffes in den Linearraum freigesetzt werden, hätten auf Portzschest wahrscheinlich beträchtlichen Schaden angerichtet."
„Schaden angerichtet!" ereiferte sich der Arkonide. „Portzschest wäre verwüstet, wenn nicht ganz und gar auseinandergerissen worden! Von den Siedlern wäre kein einziger am Leben geblieben, und der Planet wäre, wenn er überhaupt in einem Stück bliebe, für alle Zeiten unbewohnbar."
Wenn es zuvor noch Zweifel gegeben hatte - jetzt stand absolut fest, daß Perry Rhodan den Verstand verloren hatte.
*
Die Einschleusung der Beiboote verlief ohne Zwischenfall. Eine knappe Stunde nach der Ankunft am Treffpunkt nahm die TIMOR von neuem Fahrt auf und steuerte nun endgültig die Siedlerwelt Portzschest an. Zwei Umfliegungen in einhundert Kilometern Höhe verschafften einen ausreichend detaillierten Überblick über die Oberflächenverhältnisse des Planeten. Es war eine erdähnliche Welt mit einer wohlbalancierten Verteilung von Wasser- und Landeflächen. Zeichen intelligenter Besiedlung waren deutlich zu erkennen, jedoch gab es keinerlei Spuren einer höherentwickelten Technologie. Auf Portzschest gab es weder Flugzeuge noch Radiokommunikation. Die wenigen Straßen, die die Teleskope ausfindig machten, waren eng und vielfach gewunden und daher nur für langsamen Verkehr geeignet.
Auf der Nordhalbkugel des Planeten wurde eine Siedlung ausgemacht, die aufgrund ihres Umfangs die Bezeichnung Stadt verdiente. Südlich der Stadt dehnte sich eine weite, spärlich bewachsene Hochebene. Um die Stadt herum verstreut lagen kleinere Siedlungen, jedoch gab es weite Strecken unbewohnten Geländes, auf denen die TIMOR landen konnte, ohne die eingeborene Bevölkerung in Gefahr zu bringen. Die Landung wurde mit größter Behutsamkeit durchgeführt. Mentro Kosum war wiederum an den Kontrollen, denn die Mehrheit der Mannschaft war dazu abgestellt worden, kritische Punkte an Bord des Schrittes zu bewachen. Falls Perry Rhodan sich noch an Bord befand, sollte er keine dritte Gelegenheit erhalten, die TIMOR in Gefahr zu bringen.
Die Sonne Bieytl stand dicht über dem Horizont, als das Schiff schließlich aufsetzte. Atlan, der das Kommando übernommen hatte, veranlaßte, daß der Autopilot sofort deaktiviert wurde.
Damit ging er ein gewisses Risiko ein. Geriet die TIMOR in Bedrängnis, dann konnte ein Start nur manuell durchgeführt werden. Manuelles Manövrieren war wesentlich langsamer als ein vom Autopiloten gesteuertes Manöver. Die Gefahr, daß das Schiff von außen her in Gefahr geraten könne, erschien im Augenblick jedoch
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