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0572 - Zarkahrs Braut

0572 - Zarkahrs Braut

Titel: 0572 - Zarkahrs Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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raunte er ihr zu.
    »Nein!« keuchte sie und bewegte sich immer schneller an der Wand entlang. Sie hatte den Eindruck, den Raum schon einmal fast umrundet zu haben, aber sie fand keinen Ausgang. »Nein! Laß mich in Ruhe! Geh weg! Bleib fern von mir!«
    Gab es keine Zaubersprüche, mit denen man sich Schatten wie diesen vom Leib halten konnte?
    Es gab sie bestimmt, doch Patricia kannte sie nicht. Sie beherrschte auch nicht die Magie der Llewellyns, mit der sie sich vielleicht vor dem Unheimlichen hätte schützen können. Sie war keine Magierin, sie hatte nur einen Magier geheiratet, der jetzt als kleines Kind wiedergeboren worden war und ihr noch viele Jahre lang nicht würde helfen können.
    »Warum fürchtest du dich so sehr vor mir?« flüsterte der Unheimliche, der immer noch in den tanzenden Schatten verborgen blieb. »Sei unbesorgt. Ich will dich nicht töten, gewiß nicht…«
    Patricia glaubte ihm nicht. Sie spürte die Bösartigkeit und Grausamkeit dieser Kreatur mit jeder Faser ihres zitternden Körpers.
    »Warte nur…« flüsterte der Unheimliche aus seiner Unsichtbarkeit heraus. »Warte ab… bleib stehen… komm zu mir, zu mir, zu mir…«
    Sie schüttelte sich.
    »Nein!« schrie sie gellend und versuchte einer unheimlichen Kraft zu entkommen, die sie plötzlich ergriffen hatte, aber jede Bewegung fiel ihr schwer. Zentnerlasten schienen auf ihr zu liegen, wollten sie erdrücken.
    Sie kämpfte dagegen an.
    »Wer bist du?« schrie sie.
    »Ich bin der, der die Macht hat«, flüsterte es böse aus den Schatten heraus. »Ich bin - DER CORR…«
    ***
    Als Zamorra und Nicole in Richtung Keller gingen, in dessen teilweise noch unerforschten Tiefen sich auch die Kammer mit den Regenbogenblumen befand, lief ihnen Fooly über den Weg.
    »Soll ich nicht lieber mitkommen?« fragte der Jungdrache. »Vielleicht sehe ich, was ihr nicht seht, außerdem kann ich fliegen, Feuer speien und…«
    Zamorra schüttelte den Kopf, ging vor dem Drachen in die Hocke und sah ihm direkt in die großen Telleraugen.
    »Wir schaffen das schon allein, denke ich«, sagte er. »Paß du lieber auf Sir Rhett auf, ja? Hat dein Freund, der Baum, dir etwas Wichtiges verraten können?«
    Fooly schüttelte den Kopf.
    »Leider nicht«, sagte er ernst. »Der Wind war nicht stark genug. Nachrichten konnten von Lyon bis hierher nicht weitergegeben werden.«
    »Was heißt das?« fragte Zamorra. »Der Wind war nicht stark genug…?«
    »Weißt du denn nicht, wie Bäume untereinander reden?« staunte Fooly. »Hast du nie ihr Laub im Wind rauschen gehört?«
    »Schon.«
    »Aber du hast dir niemals etwas dabei gedacht«, tadelte der Drache. »Das ist wieder mal typisch für euch Menschen. Ihr geht blind und taub durch eure Welt und merkt überhaupt nicht, was um euch herum vorgeht. Na schön, ich kümmere mich um den kleinen Lord, während ihr Lady Patricia befreit. Ihr müßt es tun. Er darf seine Mutter nicht verlieren, hört ihr? Laßt es nicht zu! Ich…«
    Er wandte sich ab und watschelte davon.
    »Ich würde euch gern helfen«, hörten sie ihn flüstern, während er sich entfernte.
    So ernst hatten sie den kleinen Drachen selten erlebt. In diesen Sekunden hatte er nichts mehr von dem munteren Tolpatsch und Tunichtgut an sich, als der er sich sonst immer zeigte. Tiefster Ernst und große Besorgnis klangen in seinen Worten mit.
    Fooly hatte seinen Elter verloren. Das Drachenwesen, das ihm Vater und Mutter zugleich gewesen war -Drachen seiner Art sind eingeschlechtlich -, war von den Unsichtbaren ermordet worden. Sicher, Fooly war mit seinen rund hundert Lebensjahren kein »Kind« mehr, allenfalls von seiner körperlichen Entwicklung her war er noch mit einem Drachenkind vergleichbar. Aber wer wollte schon Drachen und Menschen wirklich miteinander vergleichen können?
    Es gab Zeiten, in denen sich Fooly sehr einsam fühlte. Zamorra war sicher, daß das Chaos, das er ständig um sich herum verbreitete, weniger kindliche Verspieltheit, sondern eher der unbewußte Schrei nach Zuneigung war. Vielleicht fühlte sich Fooly gerade deshalb dem kleinen Rhett so zugetan, weil er spürte, daß auch der Junge Zuneigung brauchte.
    »Am liebsten möchte ich ihn knuddeln«, sagte Nicole leise. »Und ihn mitnehmen, damit er sich nicht so nutzlos fühlt. Glaubst du wirklich seine Geschichten von dem Mit-den-Bäumen-reden?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, erwiderte Zamorra. »Vielleicht macht er uns nur etwas vor, vielleicht sind Pflanzen auch etwas ganz

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