0572 - Zarkahrs Braut
anderes, als wir in ihnen sehen. Ich möchte es aber gar nicht wirklich wissen. Es könnte unser gesamtes Weltbild ins Wanken bringen. Vor allem würde es Millionen von Vegetariern zum Tode verurteilen.«
»Wie bitte?« Nicole hob die Brauen.
»Nun, diese Leute, die sich nur von Pflanzen ernähren, weil sie nicht auf Kosten des Lebens anderer Wesen schmarotzen wollen… Wenn die aber erfahren müssen, daß auch Pflanzen zu den denkenden und fühlenden Lebewesen gehören, werden sie die natürlich auch nicht mehr essen können. Wovon sollen sie sich dann noch ernähren? Sie werden vor vollen Salatschüsseln verhungern.«
»Das klingt ziemlich sarkastisch, wenn nicht sogar höhnisch«, rügte Nicole. »Du nimmst diese Menschen nicht ernst.«
»Doch, ich nehme sie sogar sehr ernst. Sie haben sehr gute Motive für ihren Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte. Aber erstens ist der menschliche Metabolismus so ausgebildet, daß er auch Fleisch benötigt, und bekommt er es nicht, wird er über kurz oder lang unter Mangelerscheinungen leiden, und zweitens habe ich keine Lust, jetzt eine Grundsatzdiskussion darüber zu führen.«
»Du hast immerhin damit angefangen«, warf Nicole ihm vor, während sie in den Keller hinabstiegen.
Er seufzte. »Ich wußte nicht, daß scherzhafte Bemerkungen in diesem Haus neuerdings dermaßen ernst genommen werden. Bisher habe ich immer geglaubt, nur wohlbeleibten Spitzenpolitikern unseres teutonischen Nachbarlandes müsse man Satire oder Humor eigens mit riesigen Hinweisschildern und nachträglichen Pressemitteilungen als solche kennzeichnen.«
Nicole verdrehte die Augen.
»Was auch immer nun von Bäumen und Drachen und transspezifischer Kommunikation zu halten ist -wichtig ist, daß Fooly nicht auf die Idee kommt, uns trotzdem zu folgen. Wenn der Drache durch Lyon tobt, hm… das wäre wohl doch etwas zu spektakulär. - Obwohl er uns vielleicht wirklich eine Hilfe sein könnte.«
Zamorra hob die Schultern.
Nicole lächelte plötzlich spitzbübisch.
»Vielleicht macht er es ja auch so, wie du gestern, und folgt uns heimlich, um ein wenig auf uns aufzupassen.«
Nun verdrehte Zamorra die Augen.
»Das Problem dabei dürfte sein«, sagte er, »daß es niemanden gibt, der seinerseits auf Fooly aufpaßt…«
***
»Der Corr«, wiederholte Patricia tonlos.
Der Corr!
Zarkahr!
Der Dämon, der vor über anderthalb Jahrhunderten von einem Mann namens Torre Gerret versteinert worden war, und der vor gut einem Jahr wieder erwachte…
Im Zuge eines erschreckenden Geschehens, über das selbst ein Mann wie Zamorra nur ungern sprach…
Er hatte die Hölle der Unsterblichen erwähnt… [5]
Zarkahr, eine dämonische Bestie, die äußerlich eher Lucifuge Rofocale glich, dem Herrn der Hölle, als den Dämonen der Corr-Sippe.
Über welche Machtfülle Zarkahr verfügte, war noch ungeklärt. Vielleicht war er viel stärker, als Zamorra und die anderen ahnten. Auf jeden Fall war er machtsüchtig wie kaum ein anderer neben ihm.
Patricia hatte sich nie sonderlich um diese Dinge gekümmert. Sie schnappte hier und da Gesprächsfetzen auf, aber sie oder Rhett waren in den seltensten Fällen selbst davon betroffen.
Patricia wollte mit den Auseinandersetzungen zwischen Zamorra und der Hölle auch möglichst nichts zu tun haben. Ihr reichte es, zu wissen, daß sie im Château Montagne unter dem weißmagischen Schutzfeld sicher leben konnte, und daß Zamorra oder sonst jemand für ihre Sicherheit und die des Jungen sorgte, wenn sie den Schutz der Magie-Abwehr verließ.
So wie sie es auch diesmal getan hatte…
Aber diesmal hatte niemand sie schützen können. Das Böse hatte zugeschlagen. Es war kein ›normales‹
Kidnapping.
Zarkahr steckte also dahinter!
Und Zarkahr war Zamorras Todfeind. Hatte er Patricia gekidnappt, um Zamorra zu erpressen? Wollte der Dämon den Meister des Übersinnlichen auf diese Weise in seine Gewalt bringen?
Was auch immer Zarkahr plante -Patricias Hoffnung, mit heiler Haut davonzukommen, sank immer weiter.
Zarkahr war mächtig. Vielleicht war er sogar stärker als Zamorra.
Auf jeden Fall war Patricia gar nicht mehr sicher, daß ihre Freunde ihr vielleicht noch rechtzeitig helfen konnten.
Wahrscheinlich wußte Zamorra nicht einmal, wo sie sich jetzt befand.
Und was aus Nicole geworden war, wußte sie selbst ja immer noch nicht!
»Weiche von mir«, flüsterte sie. »Apage, male spiritus! Hebe dich hinweg, böser Geist! Vade retro, satanas!«
Nur dachte der
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