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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinen Schädel mehr, aber unter dem zerfransten Umhang bewegten sich noch seine Knochen, die sich einfach nicht auflösen wollten.
    Wohin er sich wandte, konnte er nicht mehr sehen. Seine Hände zuckten, das Schwert schlug einen Zickzackkurs, riß Furchen, zerschlug Gras und deutete dann in eine bestimmte Richtung.
    Dort lauerte jemand.
    Eine pechschwarze Wolke, mit zwei roten Augen tief im Innern der lichtlosen Insel.
    Der Torso schien zu spüren, daß dort sein großer Helfer aus besseren Zeiten wartete, denn er blieb plötzlich stehen, orientierte sich neu und bewegte sich auf die Wolke zu.
    Dabei schleiften seine Schritte über den Boden. Die Arme streckte er vor und zielte mit der Klinge gegen die Wolke, die einen Sog auf ihn ausübte und den kopflosen Henker magisch anzog. Er bewegte sich derart schnell, daß es aussah, als würde ihn jemand über den Boden ziehen. Der Spuk holte seinen Helfer zu sich heran, aber nicht, um ihm den Kopf zurückzugeben.
    Der Henker tauchte ein in die grausame Schwärze und wurde von ihr verschluckt.
    Man sah ihn nicht, man konnte ihn nicht hören. Aber dort, wo er in der Wolke verschwunden war, begann sich die Stelle rasend schnell um die eigene Achse zu drehen.
    Ein unheimlicher Wirbel, der die Überreste des Henkers kurzerhand zerstörte.
    Der Spuk brauchte ihn nicht mehr, und wen er nicht mehr benötigte, den vernichtete er.
    Da waren er und der Teufel gleich…
    ***
    Das alles sah ich nicht, denn Ricardo versuchte alles, um einen Zeugen zu beseitigen. Er hatte sich dem Teufel und der Hölle verschrieben, er mußte auch so handeln.
    Seine Maske war der Schutz, sie war der Hinweis auf eine andere Welt. Durch sie würde er den Weg in die finstersten Regionen der Hölle finden können. Sie bedeutete eine Gefahr in seinem Besitz.
    Er fiel mir entgegen.
    Rasend schnell, wie es mir vorkam. Ich jedoch war trotzdem schneller als Ricardo.
    Mein Kreuz lag frei. Ich wuchtete ihr die rechte Hand entgegen, so daß Kreuz und Maske zusammenprallten.
    Es waren zwei unterschiedliche Welten, wie ich es schon so oft erlebt hatte.
    Einen Schrei hörte ich nicht, aber die Kraft des Kreuzes durchdrang die Maske trotzdem. Ich hörte, wie der verräterische Mönch gurgelte, riß mein Bein hoch und drückte ihm das Knie hart in den Körper und stemmte ihn zurück.
    Er stellte sich unfreiwillig auf. Seine Arme bewegten sich hektisch vor und zurück, bevor er sie anwinkelte und von zwei Seiten um die Maske krallte.
    Er wollte sie von seinem Gesicht reißen, das klappte nicht mehr, denn die Kraft meines Kreuzes war einfach zu stark gewesen. Sie hatte dafür gesorgt, daß sich das Material verwandeln konnte. Sie war nicht mehr fest, sondern flüssig wie heißer Teer, und sie fraß sich im Gesicht des Mannes fest.
    Er bemühte sich, er taumelte über die Lichtung hinweg, er schrie dumpf, er zerrte an der Maske, aber er schaffte es nicht, sie von seinem Gesicht zu reißen.
    Dann stolperte er durch das Unterholz, ich hörte seine Schritte und das Brechen des Holzes nicht mehr lange. Nach wenigen Sekunden war es ruhig.
    Ich stand auf.
    Leer lag die Lichtung vor mir. Über mir glänzten die Sterne, auch der Mond, doch der Anblick verschwand, weil sich eine pechschwarze Wolke hervorschob, aus der ich eine Stimme hörte.
    »Pech gehabt, John Sinclair.«
    »Nein, Spuk, das sehe ich anders. Oder wer soll deiner Meinung nach Pech gehabt haben?«
    »Wir beide.«
    »Nie. Ich bin froh, daß der Weg, um in die Hölle zu gelangen, für Menschen zerstört ist. Du kannst hinein, wenn du willst, ich bin nicht scharf darauf.«
    »Das glaube ich dir sogar. Vielleicht treffen wir uns trotzdem in der Hölle einmal wieder.«
    »Darauf verzichte ich.«
    Nach dieser Antwort grollte mir das Lachen des Spuks entgegen, bevor er sich zurückzog.
    Vom Henker fand ich nichts mehr, aber ich entdeckte den verräterischen Ricardo.
    In seiner Verzweiflung hatte er seine Beine derart heftig bewegt, als wollte er im Boden »versinken«. Der Kopf und die Maske waren eine Verbindung eingegangen, die sich niemals mehr würde lösen lassen. Als ich den Schädel anleuchtete, sah ich nurmehr ein deformiertes Etwas.
    Schaudernd wandte ich mich ab und ging den gleichen Weg zurück zum Kloster…
    ***
    Die Mönche warteten in der kleinen Kapelle auf mich. Als ich die Tür aufstieß, brannten die Kerzen wieder. In ihrem Flackerlicht schaute ich in die Gesichter der frommen Männer.
    Bernardo lief auf mich zu. »Gütiger Gott, du lebst…«
    »Ja.

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