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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gitterfenstern der Keller drang muffig riechender Nebel. Ich sah auch kleine Läden, die mich an Souvenir-Shops erinnerten. Hier wurde alles verkauft, was der Ferne Osten zu bieten hatte. Vor allen Dingen Waren aus China. Vom Kohl bis zum kleinen Glücksbringer aus Jade. China war in London groß vertreten.
    Am Restaurant rollte ich vorbei. Die Schrift PEKING war kaum zu erkennen. Ausgeschaltet wirkten die Buchstaben blaßgrau.
    Ich suchte nach einer Parklücke, fand zwar eine, die war aber nicht groß genug. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Rover schräg zu stellen.
    Als ich ausstieg, schlenderten sie heran. Vier Halbwüchsige. Zwei Chinesen, ein Malaie und ein Weißer. Sie grinsten auf eine Art und Weise, die mir klarmachen sollte, daß sie sich meines Rovers bedienen wollten.
    Ich hämmerte die Tür bewußt laut zu, stellte die Alarmanlage ein und ging den Typen entgegen.
    »Hört zu!« sprach ich sie an. »Ihr könnt versuchen, den Wagen zu stehlen. Dann komme ich zurück, nicht allein, sondern mit Kollegen. Und die Razzia werdet ihr niemals vergessen. Also laßt es lieber!«
    Der Weiße sprach. »Wir haben nichts getan, Bulle.«
    »Ich hoffe, daß es so bleibt!«
    »Gut, verstanden.« Er schnickte mit den Fingern. Für seine drei Kumpane ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie wirkten abgerissen, trugen aber hohe Schnür-Stiefel. Der Weiße konnte es nicht lassen und trat beim Vorbeigehen gegen das Hinterrad. Sie verschwanden schließlich in einem kleinen Geschäft.
    Ich kümmerte mich um das China-Restaurant. Wie ich schon vermutet hatte, es war geschlossen und gleichzeitig verschlossen. Vor den Fenstern hingen schiefe Rollos, die Eingangstür war durch ein herabgelassenes Gitter gesichert worden.
    Kein Durchkommen für mich…
    Man beobachtete mich. Nicht sehr offen, mehr versteckt, ich bekam es trotzdem mit. Wenn ich mich umschaute, sahen die Laute schnell zur Seite und taten sehr beschäftigt.
    Hätte ich irgendeinen die Frage nach Suko gestellt, die Antwort wäre Schweigen gewesen. So suchte ich nach einer anderen Möglichkeit, den Laden zu betreten. Ich wollte mit jemandem reden, der dabeigewesen war. Allerdings wußte ich auch, wie schweigsam Chinesen sein konnten. Wenn die nicht wollten, sagten sie nichts.
    Leider sah ich keine Einfahrt, die die Reihe der Hausfronten durchbrach. Allerdings ging ich davon aus, daß dieses Lokal auch einen Hinterausgang besaß.
    Um dorthin zu gelangen, betrat ich einen der schmalen Läden, der Gemüse verkaufte. Ein älteres Ehepaar bediente. Ich sprach mit dem Mann. Er stand neben mit Kohl gefüllten Kisten und schaute auf eine alte Marktwaage, als wollte er zu seinen Gunsten austarieren.
    »Gibt es einen Hinterausgang?« fragte ich ihn.
    Der Mann drehte sich. »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Scotland Yard!«
    Den Namen kannte er wohl, nickte und sagte: »Ja, den gibt es.«
    »Bringen Sie mich hin!«
    Wir verschwanden durch eine schmale Tür und landeten in einem Flur, wo es nach kaltem Kohl stank. Die Tür war klein, ich mußte mich ducken, um hindurchzukommen.
    »Danke, Meister. Und noch etwas, bitte. Zu niemandem ein Wort. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    Er verschwand. Ob er tatsächlich den Mund hielt, war fraglich. Ich traute ihnen nicht, denn die Chinesen hielten hier zusammen wie Pech und Schwefel.
    Ich war nicht auf einem Hof gelandet, sondern befand mich auf einem Gelände, das sehr nach Abbruch aussah. Zwischen den Rückfronten zweier sich gegenüberstehender Häuserzeilen türmte sich so alles auf, was man mit dem Begriff Müll, Dreck und Umweltverschmutzung umschreiben konnte.
    Daß Müllkübel vorhanden waren, wirkte schon lächerlich. Ihre Deckel standen hochkant, so sehr waren sie vollgestopft. Ich ging an der Reihe der Kübel vorbei.
    Jedes Haus sah an der Rückseite anders aus. Bei einigen hatte man Erker gebaut, die wie angeklebt wirkten. Wie viele Menschen in dieser Gegend lebten, das wußte niemand. Wenn die Stadtverwaltung nachforschte, war eine Antwort so gut wie nicht zu bekommen. Deshalb ließ man es bleiben und die Leute an der langen Leine laufen.
    Ich war nicht allein auf dem Gelände. Kinder spielten im Dreck, wühlten in den Abfällen, um etwas Brauchbares zu finden. Manche Augen lachten mich an, andere wiederum zeigten schon das Mißtrauen oder die Gleichgültigkeit der hier lebenden Erwachsenen.
    Die Rückfront des Restaurant war weiß gestrichen. Regenwasser hatte graue Schleier hinterlassen, wenn es an den Mauern herab

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