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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bluterguß…«
    »Das stimmt. Aufgerissen, abgeschabt. Ich habe geblutet es sind Wunden geblieben. Die an meinem Hals werden verheilen, die anderen nicht. Die sitzen tiefer, in der Seele verstehst du? Da sind die Narben furchtbar, Sin Ho. Die Wunden an meinem Hals sind durch die Schlinge entstanden. Sie spannte sich darum, als ich aus dem Fenster sprang. Ich wollte mich umbringen, ich konnte es einfach nicht hinnehmen, daß man mich fertig machte. Das war nicht möglich. Aber die Schlinge hat nicht gehalten. Sie verrutschte, als ich sprang, und es gelang mir, meinen Hals aus dieser verdammten Klammer zu drehen. Hautfetzen und Blut blieben zurück, mehr nicht, mein Lieber.«
    »Was… was soll das alles?«
    »Ich will es dir sagen. Nicht nur ich rutschte aus der Schlinge, auch meine Einstellung hat sich seitdem verändert. Jetzt will ich leben, Sin Ho. Und wie ich leben will. Für eine Rache, für das, was ihr alle unserer Familie angetan habt. Man wollte mich opfern. Doch ich werde diejenige sein, die opfert.«
    Sin Ho atmete heftig. Jedes Wort hatte ihn wie ein geistiger Hammerschlag getroffen. Auch er wußte, wie stark Menschen hassen konnten. Diese Frau machte keine leeren Versprechungen. Seine Verteidigung klang schwach, weil er sich wiederholte. »Ich habe damit nichts zu tun!« ächzte er. »Glaub mir doch!«
    »Vielleicht hast du recht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht so genau!«
    »Doch, ich…«
    »Unsinn, mein Lieber. Mitgefangen, mitgehangen.«
    »Ich habe deiner Mutter nichts getan!«
    Sie beugte sich noch weiter vor. Ihre Gesichter trennte kaum eine Handbreite. »Das glaube ich dir sogar, duaalglattes Stinktier.« Sehr bedächtig schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube dir sogar, daß du meiner Mutter nichts getan hast, aber du hast auch nichts verhindert, das ist ebenso schlimm.«
    »Ich kenne mich nicht aus. Die anderen…«
    »Hör auf!« schrie sie ihn an und zuckte zurück. »Hör auf, verdammt noch mal! Ihr seid alle gleich! Ihr steckt alle unter einer Decke. Keiner wagt sich hervor!«
    »Aber…«
    »Ich will nichts mehr hören. Keine Verteidigung, Sin Ho. Es ist vorbei.«
    »Sie war bei mir im Lokal!« schrie er. »Sie hat sich mit einem Landsmann getroffen.«
    »Stimmt. Und weiter?«
    »Das Licht ging aus. Ich habe dann nichts mehr sehen können. Es war dunkel.«
    »Das soll ich dir glauben? Der Geschäftsführer hat nichts gesehen?« Sie lachte ihn hart an. »Mein lieber Sin Ho. So gut kannst du nicht lügen, als daß ich dir glauben würde. Verstehst du?«
    »Nein… ja …« Er brachte kein Wort mehr hervor, denn er sah, wie die Finger mit den langen Nägeln in das offene Etui hineintauchten und ein Hölzchen hervorholten.
    Es bestand aus Elfenbein, war hart und widerstandfähig. »Ja, Sin Ho, du bist unschuldig. Du weißt nichts, es waren nur die anderen. Deine Mädchen, die eure Gäste bedienten, die von dir ausgenutzt werden. Es waren nur die anderen, ich kenne das.« Sie lachte laut auf und wischte über ihre Augen, in denen Tränenwasser schimmerte. »Man hat mir immer zu verstehen gegeben, daß ich zu wenig von der asiatischen Mentalität mitbekommen hätte. Das kann sein, das ist möglich, doch auch ich habe mich geändert. Diese Mentalität ist stärker hervorgetreten. Viel stärker, mein lieber Freund. Manchmal muß man gnadenlos sein.«
    »Ich habe von dir nichts gewollt!« schrie er. »Es waren immer die anderen, die anderen…«
    »Die sind es stets, das kenne ich!« Osa legte ihre freie Hand auf das rechte Gelenk des Mannes, der unter der Berührung zusammenzuckte, als wäre er bereits von dem Hölzchen erwischt worden.
    »Was jetzt kommt«, flüsterte sie, »hast du dir selbst zuzuschreiben, Sin Ho…«
    »Sie… sie bringen mich um.«
    »Das kann ich auch!« Er sah ihr Gesicht wie durch einen dünnen Vorhang vor seinen Augen schweben. »Nur eben langsamer, viel langsamer…«
    ***
    Am Abend mochte die Gegend anders aussehen, das gestand ich ihr irgendwie zu. Tagsüber jedoch war sie mehr als trostlos. Da zeigten die Fassaden der Häuser ein stumpfes Grau, da brannte keine Leuchtreklame vor den Lokalen, Pinten und Bars. Da sah man Menschen mit leeren Gesichtern auf der Straße. Viele Chinesen, aber auch Weiße und Dunkelhäutige.
    Ich rollte durch die Straße, fuhr Schrittempo. Nur bei dieser Geschwindigkeit war es möglich, gleichzeitig meine Blicke über die Fassaden der Häuser streifen zu lassen.
    Schon drei Wäschereien waren mir aufgefallen. Aus den

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