0578 - Welten des Grauens
Knochenthron. Eben die drei Monitore, auf denen ein Computerspiel ablief…
Sollte er etwa…?
»Hast du mich irgendwie in dieses elektronische Spiel ziehen können?« fragte er.
Er entsann sich, einen der Bildschirme berührt zu haben. Er hatte einen eigenartigen Zwang verspürt, der ihn so hatte handeln lassen…
»Richtig. Du hast eine schnellere Auffassungsgabe als die anderen. Du befindest dich in einem Spiel. Einem tödlichen Spiel, dessen Regeln ich bestimme.«
»Laß mich raten«, sagte er. »Am Ende des Spiels werde ich sterben.«
Der Schwarzhaarige bewegte wieder die Finger.
»O ja, sicher«, erwiderte Stygia trocken.
Eine Zweisekundenpause entstand, ehe sie fortfuhr: »Aber ich gebe dir eine Chance. Eine ganz kleine nur. Du kannst das Spielende erreichen, wenn du dich anstrengst und wirklich so gut bist, wie ich es annehme. Danach wirst du mir selbst gegenüberstehen.«
»Und dann?«
Sie winkte lässig ab.
»Es wäre Zeitverschwendung, schon jetzt darüber zu reden. Denn ich glaube kaum, daß du solange durchhältst. Du weißt nicht, was dich erwartet, du kennst die Schwierigkeitsgrade noch nicht. Vielleicht wirst du in eine Situation geraten, in der du es für besser hältst, das Spiel zu verlieren und zu sterben.«
»Das bezweifle ich.«
»Laß dich überraschen. Übrigens, falls es dich interessiert - deine Gefährtin wurde ebenfalls in das Spiel integriert!«
Er hatte es schon geahnt. Sie war nirgends zu finden gewesen, also war auch sie in das Spiel gezogen worden.
»Du wirst mir jetzt anbieten, daß ich sie retten kann, indem ich mich entweder besonders anstrenge oder freiwillig aufgebe, stimmt's?«
Die Dämonin schüttelte den gehörnten Kopf.
»Sie wirst du nicht retten können, das wäre zu langweilig. Ich mache doch nicht mit jedem Kandidaten dasselbe. Nein, sie hat ihr eigenes Spiel.«
Er sah den Schwarzhaarigen wieder in der Luft herumfingern.
»Du kannst noch Wünsche äußern«, verkündete Stygia. »Vielleicht für bestimmte Handicaps deinerseits, die dir den Kampf erschweren.«
»Sag mir, wie du es geschafft hast, die Abschirmung um Château Montagne zu durchdringen!«
»Wunsch geäußert und abgelehnt«, sagte Stygia. »Das Spiel beginnt, die Zeit läuft. Du hast dreihundert Sekunden.«
Und alles um Zamorra herum veränderte sich…
***
Fooly starrte überrascht auf den Fleck, an dem sich Zamorra gerade noch befunden hatte. »Ja, gibt's denn so was?« knurrte er. »Verschwindet einfach, statt mir meinen Garten zu erlauben, und läßt mich mit diesem blödsinnigen Spiel allein! Dabei kenn… ich nicht mal die Regeln!«
Er starrte die drei Bildschirme an.
»Sensodeath? Komischer Name. Klingt ziemlich - tödlich.«
Langsam trat er näher heran. Die Sessel waren seiner Körpermasse im Wege, er schob sie zur Seite. Eine vierfingrige Hand näherte sich der Tastatur, schwebte darüber.
Nachdenklich betrachtete er die Beschriftungen.
Dann drückte er probeweise die ›Enter‹-Taste…
Nichts geschah.
Er drückte sie noch mal, versuchte es dann mit anderen Tasten.
Keine Reaktion.
»Das ist ja langweilig«, murrte der Drache und wandte sich ab.
In diesem Moment veränderte sich der Bildschirm.
Nein, alle drei Bildschirme.
Sie zeigten drei verschiedene Bilder…
***
Ebene 2, Level 2:
Für einen Moment hatte Nicole geglaubt, tot zu sein. Die gewaltige Kugel hatte sie an der Abschlußwand des ›blinden‹ Labyrinthganges, der für sie zur Falle geworden war, zerdrückt.
Dann - ein helles Aufblitzen…
Und jetzt stand sie immer noch in der Sackgasse, aber die Kugel war fort.
Und noch etwas.
Nicoles Bluse!
Plötzlich glaubte sie Stygia und den Schwarzhaarigen wieder zu hören, wie sie abwechselnd sprachen: In jeder verlorenen Runde wirst du etwas verlieren. Zuerst Stück für Stück deiner Kleidung. Danach deine Haut. Dein Fleisch. Deine Knochen. Zuletzt deine Seele…
Sie hatte ihre Bluse verloren…
Eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen.
Sie durfte nicht weiter verlieren!
Nicht wegen ihrer Kleidung. Sie hatte verzweifelt wenig getragen, als sie auf unbegreifliche Weise in dieses Spiel gezogen wurde. Nach ihrem Sonnenbad hatte sie nur Shorts und eine dünne Bluse übergestreift, warum auch mehr, denn es war brüllend heiß gewesen?
Ihr Oberkörper war nun völlig entblößt.
Und jetzt konnte sich Nicole nur noch einen Fehlversuch in diesem verdammten Spiel erlauben!
Danach ging es ihr an die Haut!
Im wahrsten Sinne des Wortes!
Da hörte sie
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