0578 - Welten des Grauens
dann…
Augenblicke später jagte die Kugel über sie hinweg!
Nicole richtete sich wieder auf. Tief atmete sie durch. Sie hatte es geschafft! Das war die Möglichkeit, die Kugel und das tödliche Spielprogramm zu überlisten!
Sie lief in die entgegengesetzte Richtung. An der nächsten Abzweigung bog sie wieder nach bewährter Methode rechts ab. Das machte ihren Weg durch das Labyrinth vielleicht doppelt so kompliziert - aber sie wollte der Kugel nicht hinterherlaufen. Am Ende kehrte die noch um und…
Die Kugel!
Sie war schon wieder da!
Erneut ließ sich Nicole fallen, erneut jagte die Kugel an ihr vorbei.
Noch ein drittes Mal entging Nicole ihr auf diese Weise. Allerdings brachte sie das dem Ausgang des Labyrinths immer noch nicht näher. Ihr wurde klar, daß sie auf diese Weise jahrhundertelang in dem Labyrinth zubringen konnte, ohne mehr zu erreichen, als daß sie nicht von der Kugel plattgedrückt wurde.
Da erklang wieder die Stimme der Fürstin der Finsternis: »Die dreihundert Sekunden sind um. Das war die zweite Spielrunde. Nun wollen wir den Schwierigkeitsgrad mal ein wenig erhöhen…«
***
Stygia erhob sich von ihrem Knochenthron.
»Hier stimmt etwas nicht«, behauptete sie. »Du manipulierst mich!«
Calderone hob abwehrend eine Hand. »Wie kommst du darauf, Herrin? Dein Vorwurf ist absurd!«
Die Fürstin der Finsternis ließ ihre Schwingen wieder aus dem Rücken hervorwachsen, die sie beim Sitzen auf dem Thron gestört hätten. Gleichzeitig wurden ihre Fingernägel zu langen, scharfen Krallen.
»Halte mich nicht für dumm!« warnte sie. »Ich weiß sehr genau, was ich sage. Und ich höre mich jetzt zum wiederholten Male dasselbe sagen, nur der jeweils leicht veränderten Situation angepaßt! Aber ich wiederhole mich immer wieder, und das, ohne daß ich es eigentlich will! Gibt es nicht in Computerprogrammen einen Befehl, der bestimmte Aktionen wiederholt? Und in dem nur diverse Feldfunktionen variabel sind und sich zur Not programmgesteuert anpassen?«
»Was willst du damit sagen?« fragte er.
»Daß du mich in dein Spiel integriert hast, daß ich funktioniere in diesem Spiel wie eines deiner teufellosen Programme!«
Vorsichtshalber wich er ein paar Schritte zurück, er wußte allerdings, daß ihn das auch nicht retten würde, wenn Stygia beschloß, ihn hier und jetzt zu vernichten. Dachte sie nicht an seinen Trumpf?
»Wir sind beide integriert«, sagte er und warnte: »Aber nur ich kenne den Weg zurück in die Realität!«
Sie funkelte ihn zornig an. »Was glaubst du wohl, welche Möglichkeiten ich besitze, dich zur Preisgabe deines Wissens zu zwingen? Soll ich dir auch nur einen Bruchteil davon anschaulich schildern? Vielleicht an einer dieser menschlichen Kreaturen im Spiel vorführen? Wer wäre denn gerade überflüssig? Monica Peters vielleicht, die Telepathin? Du betrachtest sie als dein Spielzeug, nicht? Du willst erst noch deine Lust an ihr befriedigen, ehe alles endet. Soll ich sie dir wegnehmen und als Beispiel verwenden?«
Er schüttelte den Kopf.
Natürlich konnte Stygia ihm nichts anhaben. Ihr fehlte ein ganz entscheidender Punkt in ihrem Wissen. Aber den wollte Calderone ihr nicht preisgeben. Sie brachte es fertig, vor Zorn ihre Magie zu neutralisieren, die in diesem Computerspiel steckte. Dann brach alles zusammen.
Und dann war er selbst am Ende.
Denn danach würde sie ihn töten.
Nein, so lief es nicht. Deshalb mußte er jetzt zurückstecken. Wenn er ihr erklärte, daß sie ihm in diesem Augenblick überhaupt nichts anhaben konnte, gestand er damit indirekt ein, daß sie tatsächlich seinen Manipulationen unterlag. Darauf würde sie in höchst unerfreulicher Form reagieren. Aber er hatte nicht fünf Jahre gewartet und so viel riskiert, um jetzt alles zerbrechen zu lassen. Ganz abgesehen davon, daß Stygia ihn umbringen würde.
Er war vielleicht etwas unvorsichtig gewesen. Stygia hatte gemerkt, was geschah. Sie war tatsächlich eine Spur zu schlau.
»Es ist ein Phänomen dieses Spiels«, log er. »Ich kann nichts dafür. Es ist ein Programm. Ein Programm hat ein genau festgelegtes Ablaufschema.«
»Und warum wiederholen sich dann nur meine Äußerungen, aber deine nicht?«
Ihm brach der Schweiß aus.
»Weil ich nicht so viel gesprochen habe wie du, Herrin«, keuchte er. »Und weil ich mich in Situationen, die eine Wiederholmöglichkeit in sich bergen, einfach nicht äußerte.«
»Du lügst!« fauchte sie und näherte sich ihm weiter.
»Wenn du meinst, daß ich
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