0579 - Die Psycho-Vampire
offen.
Während sich Onacro im schnellen Schrittes näherte, konnte er einen Teil von Corellos Tragerobot sehen. Der Mutant aus Andromeda hielt sich bei einer der Schaltwände auf und schien die Instrumente zu studieren.
Onacro war sich klar darüber, daß Corello bald hinter die Funktionen der einzelnen Schaltelemente kommen und die gigantische Maschinerie der Station beherrschen würde. Aber Onacro störte das nicht sonderlich, denn es gab noch die geheimen Sicherheitseinrichtungen, die es ihm ermöglichten, die Kontrolle notfalls wieder selbst zu übernehmen.
Er hatte die Hauptschaltzentrale schon beinahe erreicht, als er ein Röcheln vernahm. Er blieb stehen und blickte sich um. Es gab nur eine Tür auf dieser Höhe des Korridors, und die führte in das Rechenzentrum.
Von dort erklang neuerlich ein Röcheln.
Onacro warf einen schnellen Blick in die Hauptschaltzentrale, und als er feststellte, daß der Mutant noch nicht auf ihn aufmerksam geworden war, betrat er schnell den Raum mit der Großpositronik.
„Saedelaere!" entfuhr es ihm unwillkürlich, als er den Maskenträger in einer Ecke kauern sah, die vom Korridor aus nicht einzusehen war.
Onacro kam besorgt näher.
„Was ist los? Hat Corello Sie gepeinigt?"
Alaska Saedelaere hatte die Arme über der Brust gekreuzt.
„Sie wissen...?" stammelte er.
„Ich habe vermutet, daß Corello Sie beherrscht", sagte Onacro schnell. Als er sich über Saedelaere beugen wollte, erhielt er von ihm einen Stoß in die Seite.
„Kommen Sie mir nicht zu nahe, Onacro - es ist gefährlich", sagte der Maskenträger keuchend. „Corello konzentriert sich auf die technischen Anlagen und hat mich vernachlässigt. Ich wollte diese Gelegenheit ausnützen, um Sie zu warnen. Sie sollen die Wahrheit erfahren. Ich..."
Saedelaere bäumte sich plötzlich auf und fiel dann der Länge nach zu Boden. Über seine Lippen kam ein Schwall fast unverständlicher Worte. Onacro mußte sich ihm nähern. Aber selbst dann verstand er nicht alles - es hörte sich so an, als vermische Saedelaere Lemurisch mit Fragmenten einer fremden Sprache.
„Ich bin jetzt frei... Aber Corello sucht bereits nach mir...
Terraner! Hören Sie, Onacro: Wir sind keine Lemurer, Corello und ich, wir sind Terraner! Sagen Sie nichts, lassen Sie mich zu Ende sprechen. Corello kann mich jeden Augenblick wieder beherrschen..."
Onacro sah, wie winzige Flammen hinter Saedelaeres Gesichtsmaske hervorzüngelten. Der Mutant schrie unterdrückt auf und preßte die Hände gegen seinen Schädel. Dann wimmerte er leise vor sich hin, und wieder schien es, als ob über seine Lippen Worte einer fremden Sprache kämen.
Der lemurische Biogenetiker konnte nicht mehr länger an sich halten. Er mußte einfach jene Frage stellen, die ihn schon von Anfang an beschäftigte.
„Ist Corello ein Agent der Haluter?" fragte er erregt.
Alaska Saedelaere kicherte. Es klang irr.
„Nein... Eine fremde, unbekannte Macht beherrscht ihn. Die Haluter führen schon lange keine Kriege mehr. Sie sind ein friedliches Volk..."
Vauw Onacro starrte verständnislos auf den Maskenträger hinunter. Saedelaere mußte verrückt geworden sein. Was er sagte, klang - nun, eben verrückt! Die Haluter, diese kriegerischen Bestien, konnten sich unmöglich innerhalb eines Dritteljahrhunderts derart gewandelt haben.
Saedelaere schien seine Ungläubigkeit zu merken. Er bäumte sich verzweifelt auf.
„Begreifen Sie doch endlich, Onacro!" Saedelaere schrie es fast. „Seit dem Untergang von Lemuria sind nicht zweiunddreißig Jahre vergangen, sondern fünfzig..."
Saedelaere brach mitten im Satz ab, als sei ihm die Luft ausgegangen. Onacro vermutete, daß es ihm immer schwerer fiel, sich gegen den fremden Zwang aufzulehnen, der von Corello aus nach ihm griff.
Onacro sagte kopfschüttelnd: „Ich möchte Ihnen gerne glauben, Saedelaere. Aber selbst wenn fünfzig Jahre vergangen sind, kann aus den kriegerischen Halutern kein friedfertiges Volk geworden sein."
Saedelaere machte eine Geste der Verzweiflung.
„Nicht fünfzig Jahre, Onacro - sondern fünfzigtausend!"
Onacro zuckte zurück, als hätte er einen furchtbaren Schlag bekommen.
„Das... das...", stammelte er; es versagte ihm die Stimme.
Saedelaere kam schwankend auf die Beine.
„Ich schaffe es nicht mehr", sagte er stöhnend. Er griff unsicher in Onacros Richtung, aber seine Hand fuhr ins Leere. „Corello ist unschuldig, er handelt gegen seinen Willen... Es kann nicht mehr lange dauern, bis er mich
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