Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0579 - Die Sturmrösser von Khe-She

0579 - Die Sturmrösser von Khe-She

Titel: 0579 - Die Sturmrösser von Khe-She Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
und dem Meer geht es nicht mit rechten Dingen zu.«
    »Kommen die Entführer von dort?«
    »Niemand kann es sagen - außer vielleicht der Herrin. Doch Ihr solltet jetzt ruhen. Der Schlaf bringt Euch neue Kraft.«
    Aber soweit war es mit der neuen Kraft doch noch nicht, denn als sie das Dorf erreichten und Byanca versuchte, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, mußte sie gestützt werden. Erschrocken erkannte sie, wie nahe sie dem Tod gewesen war.
    Auch jene, die die Unsterblichkeit der Götter in sich tragen, können getötet werden!
    Das Dorf der Amazonen bestand aus gut hundert kleineren und größeren Steinhäusern, in denen bis zu zwanzig Bewohner genügend Platz fanden. Es gab ein großes Versammlungshaus, und dicht bei ihm, direkt am Dorfplatz mit dem tiefen Ziehbrunnen, stand auch das Haus der Anführerin.
    Obgleich der Morgen gerade erst graute, herrschte schon geschäftiges Treiben. Ältere Frauen, die für den Kampf nicht mehr geeignet waren, weil sie entweder schon zu gebrechlich oder durch frühere Verletzungen erheblich behindert waren, zogen hinaus zu den umliegenden Feldern, um sie zu bestellen oder die Ernte einzuholen. Die jüngeren Mädchen und Frauen kümmerten sich um die Pferde und begannen das morgendliche Waffentraining.
    Für Byanca war dieses Bild nicht neu. Sie hatte einige Zeit in diesem Dorf gelebt und auch so manches Abenteuer an der Seite der Amazonenkönigin erlebt. Zweimal hatte sie ihr dabei das Leben gerettet, was die Freundschaft nur noch gefestigt hatte.
    Byanca wußte, daß Sayana alles nur menschenmögliche zu ihrer Unterstützung tun würde.
    Die Herrin der Amazonen trat vor die Tür, als der Hufschlag vor ihrem Haus verstummte. Ihre Augen weiteten sich.
    »Byanca!« stieß sie hervor. »Was ist geschehen? Wie siehst du aus? Komm in mein Haus und stärke dich! Dann berichte, wie dir geschah. Wer hat dich so zugerichtet? Wir werden ihm die Haut in Streifen…«
    »Später«, unterbrach Byanca sie.
    »Wir werden ihn mit glühenden Kohlen…«
    »Ja, natürlich.«
    Byanca wankte mühsam, aber immerhin aus eigener Kraft in Sayanas Haus und sank auf einem der Sitzfelle nieder. Während Sayana ihr schweren Wein und ein kräftiges Essen reichte, wiederholte sie ihre Erzählung.
    »Und wir sollen dir nun helfen, Damon zu befreien«, folgerte Sayana.
    Byanca nickte.
    »Das werden wir tun«, sagte die junge Frau, die Königin der Amazonen war. Sie mochte gerade erst zwanzig Sommer zählen, vielleicht etwas darüber, war schön und die Beste im Kampf. So war sie zur Anführerin geworden, zur Herrin über fast zweitausend Frauen.
    Männer gab es in diesem Dorf nicht. Wenn die Amazonen der Ansicht waren, etwas für den Erhalt des Stammes tun zu müssen, oder auch einfach nur so zum Spaß ein paar Männer haben wollten, fielen sie in umliegenden Dörfern ein und nahmen sich die Männer, die ihnen gefielen. Sehr zum Verdruß von deren Frauen und Bräuten.
    Sie führten ein wildes, abenteuerliches Leben, verdingten sich zuweilen als Söldnerinnen oder zogen aus eigenem Antrieb allein oder in Gruppen auf Abenteuer.
    Eine Aktion wie die Befreiung Damons war wie geschaffen dazu, das heiße Blut der Kriegerinnen ein wenig abzukühlen.
    Dabei sah Sayana, die Anführerin, gar nicht so sehr wie eine Kriegsherrin aus. Sie wirkte eher wie ein Edelfräulein, war von schönem Wuchs und reizendem Antlitz mit hellem, lockigem Haar, gekleidet in ein blausilbern funkelndes Gewand, das ihre Arme und ihre langen Schenkel freiließ und ihr jede Bewegungsfreiheit gab, die sie für den Kampf brauchte. Sie lächelte vergnügt, und wer sie unvoreingenommen sah, mochte glauben, sie dächte soeben an ihren Freund, nicht aber an bevorstehende Kämpfe.
    Byanca erwiderte das Lächeln.
    »Aber wir werden nicht sofort aufbrechen«, schränkte Sayana ein. »Erst mußt du wieder bei Kräften sein. Kannst du deinen Zauberstein nicht einsetzen?«
    »Noch nicht«, erwiderte Byanca. »Er kostet mich ebenfalls Kraft - und die besitze ich jetzt nicht. Vielleicht bin ich auch deshalb so geschwächt, weil ich den Dhyarra vor der Verwundung häufig und stark einsetzen mußte. Beides zusammen hätte mich fast umgebracht.« Der schwere Wein machte ihren Kopf leicht, sie fühlte sich seltsam gelöst und heiter. »Warte nur einen Tag, und ich bin wieder soweit, daß ich dir das Schwert um die Ohren schlage.«
    »Das glaubst du selbst nicht«, gab Sayana zurück. »Eher werde ich dich windelweich prügeln.«
    Sie lachten beide, weil sie

Weitere Kostenlose Bücher