0579 - Die Sturmrösser von Khe-She
wir nicht pausenlos nachfragen müssen -oder ich verlasse diesen Raum, und du kannst dir jemand anderen für den Job suchen.«
Merlins Augen wurden groß. Er sah Zamorra an.
Der nickte.
»Mir gefällt deine Geheimniskrämerei auch nicht«, gestand er. »Warum kannst du nicht wenigstens einmal Klartext reden? Warum mußt du immer wie die Katze um den heißen Brei schleichen? Wir wissen doch alle, was wir voneinander zu halten haben. Also…?«
»Die Zeit läuft«, verkündete Nicole kühl.
Merlin schwieg eine Weile, dann sagte er leise: »Das ist nicht die Art, wie ich mit mir reden lasse. Ihr enttäuscht mich, Freunde. Und ihr zwingt mich, etwas zu tun, was ich lieber vermieden hätte. Aber es muß sein, es gibt keinen anderen Weg.«
Ehe die beiden Menschen noch etwas sagen oder tun konnten, streckte Merlin die Hand aus und berührte Nicoles Arm.
Um im nächsten Augenblick mit ihr zusammen in einer Nebelwolke zu verschwinden!
***
Damon erwachte mit brummendem Schädel. Er wußte nicht genau, wie lange er bewußtlos gewesen war, aber sein Zeitgefühl sagte ihm, daß es nicht lange gewesen sein konnte.
Er öffnete die Augen und sah sich um. Vier Krieger in ihren mattschwarzen Rüstungen umstanden ihn, die Schwerter in den metallgeschützten Händen. Sie befanden sich auf einem sehr schnell fliegenden Teppich, der sich wooystwärts bewegte.
Die anderen Krieger waren auf zwei weitere fliegende Teppiche verteilt; durchaus übliche Fortbewegungsmittel in der Straße der Götter. Doch vergeblich suchte Damon nach jemandem, der diese Teppiche steuerte.
Ohne Dhyarra-Magie flogen sie nicht. Dazu bedurfte es aber auch jemandes, der den jeweiligen Kristall und über ihn den Teppich lenkte. Doch nicht mal ein Adept war hier, auch nicht versteckt in einer der Rüstungen. Damon hätte das sicher sofort bemerkt. Schließlich war er ein Halbgott und Dhyarra-Magie sein Metier.
Er versuchte sich halb aufzurichten, um seine Umgebung besser betrachten zu können…
Sofort berührte eine Schwertspitze seinen ungeschützten Hals und drückte ihn wieder in die Rückenlage zurück. Den Kopf drehen durfte er, mehr allerdings nicht.
»Wer seid ihr?« wiederholte er seine Frage von vorhin. »Und was wollt ihr von mir?«
»Schweig!« befahl ihm eine seltsam krächzende Stimme, die Damon vorkam, als sei sie nicht menschlich.
Hier stimmte etwas nicht. Er befand sich im Lande Grex, zusammen mit Byanca, etwa in der Mitte zwischen den beiden großen Städten Paro und Aronaven am Krokodilfluß. In Grex wurde den Dunkelgöttern des ORTHOS gehuldigt. Hier würde sich niemand an Damon vergreifen, wenn er nicht die schrecklichsten Strafen auf sich ziehen wollte.
Es sei denn, er wußte nicht, mit wem er es zu tun hatte…
Aber diese Krieger schienen es sehr genau zu wissen. Mit tödlicher Sicherheit hatten sie den Augenblick abgewartet, in dem Damon völlig waffen-und hilflos gewesen war. Und Magie war im Spiel, deren Ausgangsort sich jedoch nicht erkennen ließ!
Damon war ratlos. Niemals zuvor war er in einer solch ungewissen Lage gewesen. Und seit er geschaffen worden war, hatte er schon eine Menge erlebt. Geschaffen von den dunklen Göttern…
Die Götter des Lichtes herrschen im OLYMPOS, die dunklen Götter aber im ORTHOS. Dies sind Paläste aus Regenbogenkristallen, von denen der OLYMPOS in den Bergen des Landes Rhonacon liegt und der ORTHOS in den Tiefen der Felsen von Grex. Seit jeher aber kämpfen OLYMPOS und ORTHOS um die Macht über die Menschen und die Straße der Götter.
Eines Tages jedoch waren sie der endlosen Kämpfe müde. Und so beschlossen die Götter des OLYMPOS, einen Stellvertreter zu schaffen, der den Kampf für sie beenden und die Götter des ORTHOS besiegen sollte. In einer finsteren Gewitternacht zeugten ein Gott und eine Sterbliche Byanca, und die Götter gaben ihr ein Schwert der Macht mit einem Dhyarra-Kristall, der selbst die Kräfte der Götter überfordert. Byanca allein indessen vermag ihn zu beherrschen.
Die Götter des ORTHOS jedoch verfielen auf die gleiche Idee, und in derselben Nacht zeugten ein Gott und eine Sterbliche Damon, und die Dunkelgötter gaben ihm ein ebensolches Schwert der Macht, dessen Kristall nur Damon allein zu beherrschen vermag.
Anstelle der Götter sollten nun Damon und Byanca gegeneinander kämpfen und den ewigen Krieg beenden - für den ORTHOS oder den OLYMPOS als siegreiche Macht. Doch das Schicksal spielte anders, denn sie entbrannten in Liebe zueinander und verweigerten
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