0579 - Die Sturmrösser von Khe-She
hoch. Der mächtige Schädel fuhr haarscharf unter ihr hindurch. Sie landete wieder auf dem Boden, prallte dabei gegen ein Bein des Ungeheuers und stürzte.
Sie schrie auf, weil sie glaubte, sich den Arm verstaucht zu haben, griff mit der anderen Hand zum Schwertgriff und konnte die Klinge nicht sofort ziehen, weil sie dummerweise darauf lag.
Sie rollte sich herum - und starrte direkt in das aufgerissene Maul eines Krokodils!
Zähne, Zähne, Zähne…
Byanca reagierte nach der Schrecksekunde sofort, versetzte dem Krokodil einen Fußtritt vor den Unterkiefer. Selbst für die mächtige Panzerechse mußte das schmerzhaft sein. Dann federte sich die Halbgöttin ab und sprang über die Bestie hinweg.
Dabei gelang es ihr, das Schwert zu ziehen.
Die Klinge wirbelte pfeifend durch die Luft, knallte gegen den Krokodilschädel, aber sie drang nicht ein.
Byanca wollte den Dhyarra aktivieren, doch es gelang ihr nicht. Sie fand nicht die Ruhe, die sie benötigte, um sich auf die Magie zu konzentrieren.
Von zwei Seiten wurde sie jetzt von den Krokodilen angegriffen.
Sie sprang zur Seite, und die Echsen verbissen sich ineinander. Als die anderen Blut witterten, fielen auch sie über die beiden Konkurrenten her.
Byanca nutzte die Gunst des Augenblicks und gab Fersengeld, so schnell ihre schlanken Beine sie trugen.
Aus einiger Entfernung schaute sie dann dem gnadenlosen Kampf der blutgierigen, ewig hungrigen Bestien zu, die sich gegenseitig zerfleischten. Sie würden erst aufhören zu kämpfen, wenn die Überlebenden gesättigt waren.
Byanca brauchte nicht lange zu warten. Nach nicht ganz tausend Herzschlägen watschelte das größte der Ungeheuer, aus einer Seiten wunde blutend, zum Wasser zurück, ließ sich allerdings nicht hineingleiten, sondern bewegte sich am Ufer weiter fort.
Byanca nickte anerkennend. Das Krokodil war schlau. Es wußte, daß Blut im Wasser hungrige Artgenossen herbeilocken würde.
Ein halbzerfleischtes Tier schnappte noch mit ersterbender Kraft, aber Byanca tötete es, indem sie das Schwert in den geöffneten Rachen und durch den Schädel stieß.
Der Kampf war vorbei…
Byanca nahm Damons Kilt und seinen Schwertgürtel wieder auf, der ihr beim Kampf entfallen war.
Während sie zum Lagerfeuer und zu den Pferden zurückkehrte, überlegte sie. Dämon war entführt worden. Und der Drahtzieher hatte sich und seine Magie gut abgeschirmt.
Byanca ahnte, daß der geistig-magische Niederschlag nur eine Warnung gewesen war. Ein zweiter Versuch aber, nach dem Unsichtbaren zu suchen, konnte tödlich enden.
Dennoch mußte sie versuchen, Damon aus der Gewalt seiner Entführer zu befreien. Aber was konnte sie tun?
Nun, zunächst mal mußte sie in Erfahrung bringen, wer diese Entführer waren. Die Rüstungen waren zwar ohne jedes Hoheitszeichen gewesen, doch vielleicht wußte man ja in Paro mehr.
Sie hatte ohnehin nach Paro gewollt.
In der Nähe dieser großen Stadt am Krokodilfluß befand sich eine kleine Ansiedlung, in der ein Stamm von Kriegerinnen lebte. Vor einiger Zeit hatte Byanca ein Abenteuer mit ihnen erlebt und sich den Kriegerinnen verpflichtet. Ursprünglich hatte sie ihnen nur einen Besuch abstatten wollen, jetzt aber mochte es sein, daß sie ihre Hilfe in Anspruch nehmen würde. Sie konnte auch jede Hilfe gebrauchen, die sie bekommen konnte.
Sie hängte den Braten wieder über das heller auflodernde Feuer, sättigte sich und begann dann die Sachen wieder zusammenzupacken. Damons Kilt kam auf dessen Pferd zu der magisch miniaturisierten Kampfrüstung. Der Bratenrest wurde eingewickelt und in Byancas Ledersack gestopft. Trotz des Angriffs auf Damon verzichtete sie selbst auf das Anlegen ihrer eigenen Rüstung. Sie trug sich auf die Dauer ein wenig schwer, und es war kaum zu erwarten, daß ein zweiter Überraschungsschlag erfolgte. Wenn die Entführer es ebenso auf sie abgesehen hätten, hätten sie sie schon längst überfallen.
Der Kampf gegen die Krokodile hatte Byanca ermüdet. Auch eine Halbgöttin besitzt keine unerschöpflichen Kraftreserven.
So band sie die Zügel von Damons Pferd an ihr Sattelhorn, schwang sich auf ihr eigenes Tier und sank reitend in Halbschlaf. Das Pferd fand seinen Weg nach Paro von allein.
Langsam bewegte sie sich vorwärts…
***
Zamorra betrat sein Arbeitszimmer, um seine Ausrüstung zu holen. Er ging davon aus, daß Nicole und er Merlins Auftrag bestimmt ausführen würden -aber erst, nachdem Zamorra sein Hühnchen mit dem alten Zauberer von Avalon
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