058 – Das Gift des Rings
Planeten bereits für widerwilligen Respekt. Sergh würde weitere Wege finden, die Naats davon zu überzeugen, dass er eine Stärke besaß, der man bedingungslos folgen musste.
Als er wieder bei dem Container eintraf, war es so dunkel, dass er die Monde deutlich am Nachthimmel sehen konnte. Peshteer war leicht zu erkennen. Auf der Naat zugewandten Seite spuckten seine Vulkane Magma, was ihn wie ein rot glimmendes Feuer erscheinen ließ.
Feuer war eine gute Idee. Wenn er den leuchtenden Mann nicht fand, konnte der Gesuchte vielleicht umgekehrt Sergh finden. Er stellte den Strahler auf Punktbeschuss mit geringer Leistung und brachte einen Felsbrocken zum Glühen. Der Lichtschein war noch weit draußen in der Wüste zu sehen.
Er sah wieder zu den Sternen hinauf. Inzwischen hatte Theta Peshteer sicher verlassen. Er hätte sie jetzt gern bei sich gehabt. Für diese Schwäche verachtete er sich selbst. Wie konnte er sich hier, mitten in der Majestät dieses toten Landes, solchen Sentimentalitäten öffnen?
Das Leben war erbärmlich.
7.
Naatmond Peshteer, Station TARRAS'GOLL
»Schläft er?«, fragte Ihin da Achran.
»Xisrapen schlafen nicht«, sagte Charron.
»Normalerweise schweben Xisrapen auch in der Luft oder kriechen wenigstens über den Boden, anstatt herumzuliegen. Vielleicht ist er ohnmächtig.«
Zweifelnd betrachtete Charron den weißen Körper, auf dem eine weitere Nährlösung aufgetragen war, die ebenso wenig aufgenommen wurde wie die vorigen. War das Zittern, das ihn immer wieder durchlief, ein Zeichen dafür, dass der Patient wach war?
»Hörst du mich, Denurion?«
Vorsichtig legte Charron die Hand auf den Plasmaleib. Er wollte Denurion auf keinen Fall wehtun. Empfanden Xisrapen überhaupt Schmerzen?
Wahrscheinlich schon. Schmerz war der Preis, den das Universum für die Intelligenz forderte.
»Vielleicht sollten wir uns auch schlafen legen«, schlug Ihin vor. Die Station befand sich im Nachtmodus, überall waren die Lichter gedämpft. Parleen hatte sich zur Ruhe begeben. Er wollte ausgeruht sein, wenn die Dateien aus dem Zentralarchiv einträfen.
Charron zögerte. Trotz der Fürsorge durch die medizinischen Geräte hätte er sich wie ein Verräter gefühlt, wenn er das Zimmer jetzt verlassen hätte.
»Hat er nur vom Imperator gesprochen?«
»Er hat ihn Orcast genannt. Und seinen Freund. Das schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen.«
»Ich erinnere mich, dass Denurion ihn oft begleitet hat. Es war so selbstverständlich, dass man ihn kaum noch zur Kenntnis nahm. Es sei denn, man war auf der Suche nach einem exquisiten Parfüm.«
Charron lächelte. »Er war der imperiale Parfümeur, nicht wahr?«
»Das war seine offizielle Stellung bei Hofe. Tatsächlich trug Orcast XXII. beinahe ausschließlich Düfte auf, die in den Organen dieses Xisrapen gemischt wurden. Deswegen wollten auch die eitlen Damen und Herren von ihm versorgt werden.«
»Er hat sicher gute Preise erzielt.«
»Xisrapen haben keine Verwendung für Geld, aber es war üblich, einer der Stiftungen des Imperators eine größere Summe zu spenden. Man glaubte, je höher der Betrag, den man natürlich öffentlich verkündete, desto mehr Mühe gäbe sich Denurion mit seiner Duftmischung.«
Lächelnd schüttelte Charron den Kopf. Die Frage, wann Eitelkeit in Dekadenz überging, wurde in den vielen Kulturen, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte, sehr unterschiedlich beantwortet.
»Hat er den Regenten erwähnt? Ich meine ...« Ihin überlegte. »Wer auch immer er wirklich ist, damals war er natürlich noch kein Regent. Er ist ja erst zum Tross zurückgekehrt, nachdem der Imperator und die drei Schlachtschiffe verschwunden waren, und übernahm die Herrschaft in Orcasts Namen. Vorher war er ein Flottenoffizier. Herak da Masgar ...«
Ein mehrstimmiges Kreischen löste sich aus Denurions Körper. Ein Sturm von Pseudopodien fegte über seinen Leib und fiel wieder in sich zusammen. Gelbe und rote Nebel lösten sich aus seiner Haut. Ein fruchtiger Geruch begleitete sie so intensiv, dass Charron ihn auf der Zunge schmecken konnte.
»Er ist anders!«, rief Denurion, noch immer begleitet von flötenden Tönen. »Ich sage Orcast, dass er anders ist, fremd, unecht! Orcast hört nicht auf mich!«
»Schon gut!« Charron fasste ein Pseudopodium, das seinen Fingern aber keinen Widerstand bot und sich zähflüssig wieder mit dem Hauptkörper vereinigte. Erst beim zweiten Versuch spürte er, dass Denurion seinen Druck erwiderte.
Die
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