058 – Das Gift des Rings
Robotarme schwirrten über den Körper, der noch immer zuckte, aber nicht mehr ausschlug. Sie sogen den bunten Nebel ab.
Charron fing Ihins starren Blick auf. Dann wandte er sich wieder den Sehwulsten zu. »Das ist sehr wichtig, Denurion«, flüsterte er eindringlich. »Kannst du uns von Herak da Masgar erzählen?«
Die TAI ARK'TUSSAN hat einen Raum, ein Zimmer, eine Halle, die sie Thronsaal nennen, weil dort ein schöner Sessel steht, auf dem nur Orcast sitzen darf. Er ist aus einem durchsichtigen roten Quarz geschnitten, der leise singt, wenn das Schiff wieder durch die Nacht gesprungen ist. Jetzt singt er nicht. Wir sind schon zu lange mit Unterlichtgeschwindigkeit unterwegs. Der Tross tanzt. So nennt die Rudergängerin das, wenn die Schiffe einander umschwirren und die Fähren zwischen ihnen hin und her huschen. Ich schaue mir das gern auf den Holos an. Es ähnelt einem Insektenschwarm im Sonnenlicht.
Immer wollen viele Leute, Besucher, Untertanen mit Orcast sprechen. Manche führen Kunststücke auf. Sie verbiegen ihre Leiber und lachen, wenn ich es nachmache. Ich kann meinen Plasmakörper viel besser bewegen als jemand, der Knochen hat. Meistens mag ich es, wenn sie lachen.
Manche werfen auch bunte Bälle oder malen mit Licht. Aber jetzt reden, schwatzen, unterhalten sie sich nur. Arkoniden in Uniform oder bauschigen Roben. Gesandte von einer Eiswelt. Mehandor, die auch in Gegenden Handel treiben wollen, bei denen Orcast verboten hat, dass Schiffe dorthin fliegen.
Ich höre nicht zu. Ich will nicht hier sein. Ich will auf einem Planeten im Wind treiben. Ich überlege, ob es im Herbarium schöner ist. Aber der neue Busch ist gestorben, und das macht mich traurig, schlapp, einsam.
Auf einmal sind alle ganz still. Sie sehen einen Mann an, der vor Orcasts Thron kniet. Er trägt eine Uniform und sieht aus wie ein Arkonide. Aber als ich zu ihm krieche und seine Hand betaste, fällt mir sein merkwürdiger Geruch auf. Natürlich riechen nicht alle Arkoniden gleich. Vielleicht kommt er von einer Welt mit einem besonderen Duft. Ich schiebe mich weiter seinen Arm hoch, während Orcast fragt, warum er ihn allein sprechen will. Während er sagt, dass er eine Nachricht höchster Wichtigkeit, Bedeutung, Relevanz besitzt, von der niemand außer Orcast erfahren darf, nehme ich weitere Gerüche auf. Sie sind sehr komplex. Anders als bei allen Arkoniden, die ich getroffen habe. Natürlich sind auch viele Komponenten gleich. Ich will herausfinden, was ihn besonders macht. Ich isoliere die Duftstoffe in meinen Organen.
Orcast lacht, obwohl er sich nicht freut, glaube ich. Er zieht seine Pistole. Nicht die alte, die alle »Projektilwaffe« nennen, sondern die, die summt, als er die Energiezelle aktiviert. Er legt sie auf seinen Schoß. Dann schickt er alle hinaus.
Der Mann sagt, ich soll ebenfalls gehen, aber Orcast erklärt ihm, dass ich sein Freund bin und er mir hinterher sowieso alles erzählen würde. Er bittet mich aber, von ihm herunterzugleiten. Das tue ich. In meinem Innern schmecke ich weiter den Düften nach. Der Offizier, er nennt ihn Herak da Masgar, soll jetzt sagen, was er will.
Herak da Masgar will sich in ganz besonderer Weise um seinen Imperator verdient machen.
Orcast lässt ihn aufstehen. Er sagt ihm, dass er sich bereits besonders verdient gemacht hat. Er macht der Familie da Masgar große Ehre. Er kann stolz darauf sein, es so weit gebracht zu haben, nachdem seine Eltern und Großeltern die Familie fast zugrunde gerichtet haben. Herak da Masgar ist ein guter Offizier, er befehligt einen Schlachtkreuzer der Fernaufklärung. Wenn wir zurück nach Arkon kommen, soll ihm noch mehr Ehre zuteilwerden. Orcast sagt, dass Herak da Masgar ein Freund des Imperiums ist und dass jeder das weiß und deswegen keine weiteren Beweise nötig sind.
Ich glaube nicht, dass Herak da Masgar Orcasts Freund, Verbündeter, Kumpan ist. Ich glaube auch nicht, dass er aus einer alten arkonidischen Familie stammt. Er tut nur so, betrügt, verbirgt etwas.
Jetzt sagt er, dass er eine wundervolle Entdeckung gemacht hat. Er weiß, wo die Welt des Ewigen Lebens zu finden ist.
Orcast sitzt auf seinem Sessel, als sei er festgefroren. Ich kann aber seinen Atem hören, also ist er nicht vor Schreck gestorben. Ich weiß auch nicht, was ihn erschreckt hat. Die Welt des Ewigen Lebens ist doch etwas Schönes. Ich kenne Geschichten, Sagen, Legenden darüber. Viele wollen sie finden. Also müsste sich Orcast doch freuen, dass Herak da
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