Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
Vom Netzwerk:
Ihin selbst an, hatte sie doch Thetas Ausbildung abgeschlossen.
    »Was willst du auf Arkon II, Kindchen?«
    »Jedenfalls nicht ins Theater gehen. Vielleicht ergibt sich das nebenbei. Sergh will, dass ich einige Leute für ihn treffe. Die Lage sondiere, bevor er nachkommt. Ich bin ja jetzt seine Assistentin.«
    »Vor allem bist du mein Mädchen.«
    »Das würde ich nie vergessen.«
    »Was treibt Sergh überhaupt auf Naat?«
    »Er sagt, das hängt mit den Mobilmachungen wegen der Methans zusammen.«
    »Aber das bezweifelst du.«
    Wieder kicherte sie. Ein Geräusch, das wegen der Schallübertragung durch die Helme dumpf klang. »Wenn niemand dabei ist, kann Sergh ein melancholischer alter Mann sein. Ich denke, er sucht die Erinnerung an die Zeit, als er noch Gouverneur war. Und vor allem jünger.«
    Zweifelnd sah Ihin zur Station hinüber. Die gigantische, rot angestrahlte, in den Sternenhimmel gereckte Faust ähnelte ihrer Einschätzung von Sergh da Teffrons Gefühlsleben mehr als die Vorstellung von jemandem, der verträumt Bilder in den Sand eines Wüstenplaneten malte.
    »Also hast du noch nichts herausgefunden?«
    »Doch, sicher. Eine Menge sogar. Ich wollte es nur nicht über die Hyperfunkstrecken schicken.«
    »Das ist auch besser so. Wir sollten deine Poudreuse nicht zu sehr beanspruchen. Sonst untersucht sie noch jemand und findet die Zerhacker und das andere Spielzeug.«
    Theta gab ihr einen Datenkristall. Wegen der Handschuhe des Raumanzugs musste Ihin aufpassen, dass er ihr nicht entfiel, als sie ihn in eine Außentasche gleiten ließ.
    Sie brachte die Helme wieder zusammen. »Also nichts von Bedeutung?«
    »Oh doch. Die Raumwerft auf Kindassa ...«
    Theta plapperte von den Rüstungsanstrengungen und davon, wie verschiedene Planeten Eingaben machten, um ihre Belastungen zu senken. Dann erzählte sie von Adligen, die ihre Privilegien verloren, und Aras, die sich vorgeblich um die medizinische Versorgung, in Wirklichkeit aber um ihre Pfründe sorgten. Immer wieder streute sie ein, wie sehr da Teffron sie umsorgte.
    »Es freut mich, dass er deiner nicht überdrüssig wird«, meinte Ihin.
    »Überdrüssig? Niemals! Er ist mir geradezu verfallen.«
    »Pass auf, dass er sich nicht in der Öffentlichkeit zum Narren macht. Wenn Fremde zugegen sind, musst du die Form wahren. Falls sein Ruf leidet, wird der Regent es bemerken. Das würde da Teffron schaden und damit auch uns. Diese Art von Aufmerksamkeit braucht niemand.«
    »Ich bin doch nicht dumm!«
    Nein, das bist du nicht. Du spielst sowohl die Kurtisane als auch die Spionin meisterhaft. Aber für dich ist beides nur ein Spiel, bei dem man nichts Wichtiges verlieren kann. So ist das in der Jugend. Sie endet, wenn man etwas verliert, was man nicht zurückerlangen kann. Ich hoffe, du wirst diese Erfahrung überleben.
    Peshteers niedrige Gravitation ermöglichte ihnen weite Sprünge, als sie zur Station zurückkehrten. Kurz vor der Schleuse meldete Ihins Anzug eine eingehende Textnachricht.
    Der Absender war Charron. »Triff mich in Medolabor drei. Sofort!«

6.
    Naat, Wüste Draiat
     
    Als es dämmerte, stellte die Klimaregulierung in Sergh da Teffrons Kampfanzug von Kühlen auf Heizen um. Die Temperatur fiel jetzt sehr schnell. Quecksilberthermometer waren auf Naat unbrauchbar, weil sie spätestens Mitternacht einfroren. Das wenige, was in der Wüste lebte – und auf Naat gab es nichts als Wüste –, grub sich bei Einbruch der Nacht möglichst tief in den Boden, um der harschen Witterung zu entgehen.
    Sergh nutzte den Antigrav des Kampfanzugs, um zum Transportcontainer zurückzufliegen. Hier beobachtete ihn niemand, dem er etwas hätte beweisen müssen. Der Blick konnte endlos bis zum fernen Horizont schweifen, wo die Dünen und felsigen Hügel in das der Sauerstoffatmosphäre geschuldete Blau wechseln. In der Draiat gab es keine Berge. Die einzigen nennenswerten Höhenunterschiede ergaben sich durch Schluchten, die wie mit einer Axt in den Boden gekerbt waren. Die untergehende Sonne schlug Schatten aus den näher gelegenen Erhebungen, die jetzt rot glosten, als hätte jemand das Blut eines Giganten darüber ausgegossen. Nirgendwo war etwas anderes zu sehen als Sand, Fels und Staub, der in der Luft vor dem fahlblauen Himmel trieb. Sergh war allein. Da er sicher war, dass ter Marisol seine Anweisung befolgt hatte, befänden sich sogar die Beobachtungssatelliten, die ihre Bahn über diesen Teil des Planeten zogen, im Wartungsmodus und lieferten keine

Weitere Kostenlose Bücher