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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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Einige Naats schlugen sich gegenseitig gegen die Brust.
    Sergh deutete das Gebrüll als Anerkennung seines Sieges. Er ließ den Helm einfalten. Inzwischen herrschten angenehme Temperaturen.
    Granaar hatte sich in den Halbkreis begeben. Er hatte verloren. Jetzt war er nur noch einer von vielen. Er schrie mit ihnen, bis sie alle gemeinsam verstummten.
    »Die Große Grube erwartet Sie, Sergh da Teffron!«
    Sergh kostete den Moment aus. Schweigend ging er den Halbkreis ab, weit genug von den Naats entfernt, damit er den Kopf nicht in den Nacken legen musste. Die dreiäugigen, nasenlosen Gesichter zeigten keine Mimik, die jener der Arkoniden vergleichbar gewesen wäre. Nach der langen Zeit auf Naat und in der Raumflotte, in der Naats den Großteil der Besatzungen stellten, erkannte Sergh dennoch den Respekt der Männer.
    »Ich habe triumphiert!«, rief er. »Es ist mein Recht, in die Große Grube hinabzusteigen! Und das werde ich tun! Aber ich weiß auch, wer mich dort unten erwartet. Obwohl ich stärker bin als jeder Naat, kann ich nicht dafür sorgen, dass weitere starke Naats aus dieser Großen Grube geboren werden. Ich will daher einen von euch mit mir nehmen. Einen Gefolgsmann, der mir treu ergeben ist. Er soll an meiner statt vollziehen, was notwendig ist.«
    Sergh blieb vor Granaar stehen. »Ich respektiere das Tasbur. Hättet ihr nicht in mir euren Meister gefunden, hätte dieser hier obsiegt. Niemand hat die Ehre, mich zu begleiten, mehr verdient als er!«
    Granaar schien überrascht.
    »Das wird euch neu erscheinen. Aber noch nie hat jemand das Tasbur gewonnen, der kein Naat war. Und ich sorge für die Naats! Mit meiner Stärke gehe ich ihnen voran und führe sie dorthin, wo sie selbst Stärke finden! So will ich auch an Granaar handeln.« Er starrte sein Gegenüber an. »Meinem treuen Gefolgsmann.«
    Ein Zittern lief durch Granaars mächtige Muskeln. Dann ließ er sich auf die Knie nieder. War diese Geste auch unter Naats üblich, oder stammte sie aus der Zeit, in der Granaar in der Flotte gedient hatte?
    »Sergh da Teffron ist mein Herr und mein Meister!«, ließ er seine tiefe Stimme hören. »Ich gelobe und schwöre, im Angesicht des unendlichen Himmels jenseits aller Sterne, treu und wachsam zu sein, vor Bedrohungen zu warnen, Gefahren zu bekämpfen, die Disziplin zu halten und das Beste zu fördern und alles zu tun, was ein Lehnsmann schuldig und pflichtig ist, treu und redlich, bei allen Geistern der Wüste und des Sandes. Das sage ich, Granaar, Nomade der Sekama, Sohn des Goaduul.«
    »Erhebe dich und folge mir, mein Lehnsmann!«
    Wenn man die felsige Umgebung bedachte, war die Große Grube überraschend sandig. Da der Sand dieselbe Farbe wie die Steine hatte, konnte es sein, dass die Grubenmutter den Fels selbst zersetzte, um den Untergrund rutschig zu machen. Dazu stand diesem Wesen, das sich wie ein Pilzgeflecht durch die Grubenwand zog, nicht nur Muskelkraft zur Verfügung. Das Muttersekret war eine hochpotente Säure, die sogar Stahl zerfraß. Eigentlich diente es dazu, Tiere zu töten, die in die Grube gerieten. Die Mutterstilette – zungenartige Fortsätze, die zu Hunderten aus der Grubenwand kamen, geschützt durch kristallin verhärteten Sand – waren mit dem Muttersekret getränkt. Da sich die Grubenmutter niemals bewegte, wenn man von ihrem Wachstum absah, besaß sie vermutlich keine Sinnesorgane, die etwas anderes als Erschütterungen in der Grubenwand wahrnahmen.
    Genau diese Erschütterungen waren aber unvermeidbar, wenn ein Mann in die Grube abstieg. Sergh musterte das fünfzig Meter durchmessende, sich trichterförmig verengende Loch. Ganz unten gähnte eine schwarze Leere. Wenn die Weibchen nicht paarungsbereit waren, also meistens, war dieses Loch geschlossen. Jetzt aber stieg ein Duft daraus auf, der männliche Naats anlockte.
    »Welche Stelle würdest du für den Abstieg wählen?« Sergh fiel zu spät auf, dass er damit eine Frage formulierte. Das galt unter Naats bereits als Schwäche.
    Granaar ließ sich nicht anmerken, wenn er seinen Meister dafür verachtete. »Ich würde den Abstieg im Norden beginnen. Wo der Fels durch den Sand bricht. Wahrscheinlich ist der Boden dort fester.«
    Darauf hätte Sergh auch selbst kommen können.
    Während sie die Grube umrundeten, um zu der gewählten Stelle zu gelangen, sah Sergh zu den Wachen auf, die die Türme bemannten. Für junge Naats galt es als Ehre, direkt nach ihrem Aufstieg aus den Großen Gruben einige Jahre als deren Beschützer zu

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