058 – Das Gift des Rings
Luusok kamen viele besonders starke Naats. Und der Duft von Luusok ...«
Charron glaubte schon, dass er nicht weitersprechen wollte, aber der Arzt war wohl nur mit den Messwerten beschäftigt. Er betätigte einige Schalter an seiner Manschette.
»Der Duft von Luusok spricht jeden Naat an«, fuhr er fort. »Jeden männlichen Naat, meine ich. Theoretisch könnte jeder dort antreten und sich fortpflanzen.«
»Ihre Frauen leben demnach in den Großen Gruben.«
»So ist es.«
»Sie müssen also dorthin gehen, um eine Frau kennenzulernen.«
»So einfach ist es bei uns nicht. Dafür gibt es das Tasbur. Nur wenige Naats pflanzen sich fort. Nur die Gewinner.«
»Aber es gibt Milliarden von Naats!«
»Aus jeder Paarung entsteht nur ein Primärsohn. Darüber hinaus aber viele weitere Nachkommen.«
Charron hatte auf seinen Reisen viele exotische Spezies kennengelernt. Bei einigen unterschieden sich die weiblichen Formen erheblich von den männlichen. »Die Tasburs müssen wichtig für Ihre Art sein.«
»Die besonders begehrten sind große Ereignisse. Man verbringt sie gern in Gemeinschaft. Ich dachte, es wäre nett, mir unter den Meinen die Berichterstattung in der Bar anzuschauen. Aber die Meinen haben mich daran erinnert, dass ich keiner der Ihren mehr bin.«
Charron entsann sich der harten Schläge, die männliche Naats gern tauschten. Dabei konnte es leicht zu Unfällen kommen. Aber er glaubte nicht daran, dass Parleens Verletzung ein Unfall war. »Die Sitten fremder Spezies sind oft schwer zu verstehen.«
»Das geht mir bei den Arkoniden auch so, obwohl ich seit Jahren unter ihnen lebe. Danach zu urteilen, wie Ihin da Achran und Sie miteinander umgehen, würde ich vermuten, dass Sie sich paaren wollen. Dennoch halten Sie Abstand.«
»Manchmal versteht man auch die eigene Spezies nicht. Weil man sich selbst nicht recht begreift.«
Parleen nahm ihm die Sonde ab. Die Hololinsen erloschen. »Ich hätte es gern so leicht wie Sie.«
»Es ist nicht leicht. Man weiß nicht immer, ob man selbst überhaupt eine Annäherung wünscht. Und wenn man sie zum falschen Zeitpunkt forciert, kann man alles verlieren. Das macht die Spannung aus.«
»Sie warten also auf den richtigen Moment.«
»Nein. Das mit Ihin und mir ... das ist vorbei.«
Als Parleen das Medolabor verließ, spürte Charron dem Bedauern nach, das sich in ihm ausbreitete.
Herak da Masgar führt uns in einen Turm und durch einen Antigravschacht in den Untergrund. Die Tunnel sind halbrund, etwa drei Meter hoch, wobei der oberste Meter durch eine transparente Scheibe abgetrennt ist.
Da ich nun wieder gut Luft, Atem, Sauerstoff bekomme, habe ich die Kraft, um zu schweben. Herak da Masgar schwebt auch, wegen seiner Verletzung hat er aber starke Schmerzen. Nur Orcast geht zu Fuß.
Orcast wundert sich darüber, dass es auf dem offensichtlich verlassenen Halbplaneten genug Energie gibt, um diese verwaiste Stadt und auch den Schutzschirm zu versorgen. Ich wundere mich, warum wir Herak da Masgar folgen. Er hat doch immer gesagt, dass er zwar die Koordinaten der Welt des Ewigen Lebens besitzt, aber noch nie hier gewesen ist. Aber weil Orcast so begeistert über alles ist, was wir hier sehen, und Herak da Masgar Schmerzen hat, schweige ich.
Wir kommen in einen großen, runden Raum, der von einer Kuppel gekrönt wird. Hier hallen unsere Schritte, und als ich pfeife, antwortet mir ein Echo. In der Mitte verbindet eine dreifache, verflochtene Säule den Boden mit dem höchsten Punkt der Kuppel. Durchsichtige Schläuche winden sich darum, in denen blauweiße Lichter heller und wieder dunkler werden. Wenn sie ganz hell sind, erinnert mich ihre Farbe an die Sonne, an der wir vor der letzten Transition haltgemacht haben. Ich überlege wieder, wie die Vogelartigen wohl aussehen.
Herak da Masgar bittet uns, ihm zu helfen, den Anzug auszuziehen. Wir tun es, und dann legt er sich in ein Lager, eine Liege, ein Bett. Hier gibt es sehr viele Betten. In drei Ringen übereinander ziehen sie sich um die Außenwand.
Als Herak da Masgar sich hinlegt, schießen Tentakel hervor, große und kleine. Sie wuseln um ihn herum, beinahe wie Tiere. Aber sie sind künstlich. Herak da Masgar seufzt, weil es ihm guttut. Er sagt, er wird bald wieder gesund sein, und tatsächlich sammeln sich einige Tentakel um die Wunde an seinem Bauch.
Das hier ist wirklich die Welt des Ewigen Lebens, sagt Orcast. Er ist sehr fröhlich.
Außer uns habe ich aber noch kein Leben auf diesem Halbplaneten
Weitere Kostenlose Bücher