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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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gesehen.

18.
    Naat, Große Grube von Luusok
     
    Sergh da Teffron spürte die Feuchtigkeit im Gesicht, obwohl er nirgendwo offenes Wasser sah. Das Glitzern der hellen Gewebe, die den größten Teil der Wände bedeckten, ließ ihn vermuten, dass sie Flüssigkeit enthielten. Rotes, blaues und grünes Licht von Flechten und Ranken schuf Helligkeit. Manche davon hingen aus der Decke des Systems von Kavernen. Vielleicht waren sie auch Wurzeln von Pflanzen, die über ihnen wuchsen. Gar der Grubenmutter? Aber sie hatten sich bereits ein gutes Stück vom Einstieg entfernt.
    »Ich hoffe, wir treffen bald eure Weibchen und können dieses Prozedere zügig abschließen«, murrte Sergh. Er fühlte den Triumph des Siegs im Tasbur, sah die Naats deutlich vor sich, wie sie seine Glorie dem Himmel entgegenschrien. Aber sein Körper war zerschlagen. Zu der allgemeinen Erschöpfung kam, dass er seit einem Tag nichts gegessen hatte. Der Kampf an der Grube hatte ebenfalls seine Spuren hinterlassen, die er jetzt deutlicher spürte als in der Erregung der Auseinandersetzung. Seine Brust schmerzte, und mit dem Finger, an dem er unter dem Handschuh den Ring trug, stimmte auch etwas nicht. Als würde der Blutfluss dort abgeschnürt.
    »Unsere Frauen werden sich mir zeigen, wenn sie es wünschen«, sagte Granaar.
    »Sieh mich an, wenn du mit mir sprichst!«
    »Ja, Lehnsherr.«
    Das Licht reichte kaum aus, um zu erkennen, wohin man seinen Fuß setzte. Sergh konnte nicht beurteilen, ob die Stufen und die Tunnel, die die Kavernen verbanden, natürliche Formationen waren oder ob die Erosion über die Zeit harte Meißelkanten abgeschliffen hatte. Das Gestein war hier ebenfalls rötlich, etwas dunkler als an der Oberfläche vielleicht, was an der Feuchtigkeit liegen mochte.
    Er schaltete die Anzugscheinwerfer ein.
    Granaar zischte und beschattete seine Augen mit der Hand.
    »Ich nehme an, dir missfällt, wenn ich diesen Ort so aus dem Verborgenen reiße. Mir ist aber egal, was dir gefällt und was nicht. Also beantwortest du besser meine Fragen, bevor ich mir selbst die Antworten hole.«
    »Unsere Frauen sind ...« Er sah sich um, als fürchtete er, beobachtet zu werden. »Scheu.«
    »Du hast tatsächlich so etwas wie Schamgefühl.«
    Granaar schwieg. Er wirkte verloren zwischen seinem Ehrgefühl und seinem Sinn für Anstand.
    Es bereitete Sergh Vergnügen, ihn so zu sehen. Die unterhaltsamste Folter war jene, die im Kopf des Opfers stattfand. Bei diesem Primitiven kam die Qual letztlich nur daher, dass er so etwas Erbärmliches wie das Leben ernst nahm. Aber das begriff Granaar nicht. Er würde nie verstehen, dass ein Fels in der Ruhe, mit der er alle Wirrnisse des Universums ertrug, ein Vielfaches der Würde eines Lebewesens besaß.
    Aber auch dies mochte eine Prüfung für Sergh sein. Er wollte nicht seinem Vergnügen nachgeben. Er wollte diesen Naat, der ein Idol seiner Zivilisation war, für sich gewinnen. Als Diener, nicht als Freund. Aber auch ein Herrscher musste die elementaren Bedürfnisse seiner Untertanen berücksichtigen. Und vor allem wollte er selbst etwas in diesen Kavernen suchen, das mit Naatfrauen ungefähr so viel zu tun hatte wie ein Handstrahler mit einem Kaktus. Bei dieser Suche konnte er nichts weniger gebrauchen als einen Naat, der ihm über die Schulter schaute.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte er trotzdem und genoss, wie Granaar sich wand. »Du weißt genau, wo du die Frauen findest. Du kannst sie riechen.« Er schaltete die Scheinwerfer aus. »Geh und mach mir ein paar starke Soldaten!«
    Granaar ging zu einem Tunnel. Dort sah er sich zu Sergh um, der keine Anstalten machte, ihm zu folgen. Granaar verschwand.
    Als Sergh den Naat nicht mehr hörte, aktivierte er die Sensoren seines Kampfanzugs. Das umgebende Gestein blockte die meisten Instrumente, aber er interessierte sich ohnehin nur für die Messungen zur fünfdimensionalen Strahlung.
    Nichts.
    Absolut gar nichts.
    Er stieß die Luft aus.
    Vielleicht hatte er zu viel erwartet. Aber immerhin hatte ihn diese Erwartung dazu gebracht, beim Tasbur anzutreten. Das hatte ihm den Respekt der Naats verschafft, die er so dringend brauchte, wenn er gegen den Regenten bestehen wollte.
    Fluchend löste er die Versiegelung und riss den Handschuh von der Rechten. Der Ringfinger brannte wie Feuer!
    Verdutzt hielt er inne.
    Der Schmerz rührte daher, dass sich der Ring wie eine Schlange um den Finger gelegt hatte. Dabei hatte er sich eng zugezogen. So hatte er genug Masse übrig, um

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