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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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starken, knochigen Hand den Mund und stieß ihm seinen Finger in den Rücken.
    „Das ist ein Schießeisen“, sagte er drohend. „Ein Laut, und Sie sind ein toter Mann, verstanden?“ Der Mann nickte, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Walters lockerte seinen Griff.
    „Ich sage nichts“, flüsterte der Mann. Walters brachte einen Strick zum Vorschein.
    „Nehmen Sie die Hände auf den Rücken“, befahl er. Zitternd gehorchte der Mann. Walters band ihm die Hände fest, aber einigermaßen bequem auf den Rücken. Dann stieß er ihn sanft in Richtung des Vorratsraums.
    Walters ließ ihn in der Vorratskammer zurück und machte sich auf den Weg in den Hauptteil des Gebäudes. Als er an dem grünen Vorhang vorbeihuschte, löschte er das Licht. Dann kam er in einen zweiten, größeren Flur, der zu einer großen leeren, dunklen Küche führte. Er durchquerte sie rasch. Seine untrügliche Spürnase wies ihm den Weg in die interessanteren Teile des alten Herrenhauses.
    Er kam zu einer verschlossenen Tür, und verschlossene Türen hatten schon immer eine besondere Anziehungskraft für Clive Walters. Er trug ein paar ausgefallene Schlüssel bei sich, mit denen ein geschickter Mann so manche verschlossene Tür öffnen konnte. Das Schloß bot kein nennenswertes Hindernis für ihn. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe fiel in ein Labor. Es war ein großes, unglaublich aufwendig ausgestattetes Labor. Die Einrichtung mußte ein Vermögen wert sein. Walter sah Apparaturen, die sich nur jemand leisten konnte, dessen Konto mehrstellige Zahlen aufwies. Es war schier überwältigend. Walters holte tief Luft und begann dann, das Labor eingehend zu untersuchen.
    Sein besonderes Interesse galt einem Behälter und einem feuchten Fleck auf dem Boden. Ein sonderbarer feuchtwarmer Geruch lag in der Luft. Walters war überzeugt, den Behälter vor sich zu sehen, in dem der Embryo gelegen hatte. Aber wo war der gefesselte Affe? Wenn er tatsächlich mit solcher Geschwindigkeit gewachsen war, wie Davenport glaubte, dürfte es ziemlich schwierig sein, ihn zu verstecken. Clive blieb stehen und lauschte. Hatte er nicht eben ein Geräusch gehört? War da wirklich ein Geräusch gewesen, oder hatte er nur den Schlag seines Herzens gehört? Er lauschte wieder. Diesmal war es ganz deutlich, und Walters hatte den Eindruck, als vibriere der Boden ein wenig. Das alte Haus schien in seinen Grundfesten zu erzittern.
    Clive Walters war absolut nicht phantasielos, und er kannte sich auch in der klassischen Mythologie aus. Die alte Sage vom Fenriswolf schoß ihm durch den Kopf. Er dachte an die gewaltige Bestie, die in ihrem Käfig unter dem Berg tobte und heulte und Erdbeben und Stürme entfesselte. Lauerte da ein Fenriswolf – oder besser, ein Fenrisaffe – unter den Gewölben dieses alten Herrenhauses?
    Walters glitt aus dem Labor und folgte den furchterregenden Lauten, die durch das alte Haus grollten. Er schloß die Tür hinter sich, um alle Spuren seiner Anwesenheit zu verwischen. Die Geräusche wurden immer deutlicher und kamen zweifelsohne von unten.
     

     

Clive Walters lauschte den Geräuschen, die aus dem Keller unter ihm drangen, und kalte Schauer liefen ihm über den Rücken. Im allgemeinen kannte er keine Furcht, aber diese von Erschütterungen begleiteten, grollenden Töne waren angetan, selbst das mutigste Herz erzittern zu lassen.
    Clive Walters brauchte einige Sekunden, um seine Angst zu überwinden. Er machte einen entschlossenen Schritt vorwärts und kniete dann neben einer stählernen Falltür nieder. Mit einer normalen Kellertür hatte diese Falltür nichts gemein. Sie war sehr dick und sah aus, als wäre sie erst vor kurzem zu einem ganz speziellen Zweck angebracht worden. Eine finstere Drohung ging von dem grimmigen Grau des Stahls aus, die Walters einen Augenblick lang zögern ließ. Dann schob er die Riegel zurück und machte sich an dem Vorhängeschloß zu schaffen, das eine schwere Haspe sicherte, deren anderes Ende im Beton neben der Falltür verankert war. Sie war stark genug, dem Angriff eines Elefanten standzuhalten. Der Sicherheitsbeamte schluckte schwer beim Gedanken daran, was dort unter dieser Tür in der Dunkelheit brüllte und tobte.
    Das Vorhängeschloß gab nach, und Clive öffnete die fast zwei Zentner schwere Tür. Sie glich eher der Tür eines Safes als einer Kellertür. Es mußten schon sehr kostbare Weine sein, die Bolton dort unten aufbewahrte, dachte Clive mit Galgenhumor. Hinter der Tür führte eine

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