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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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großes Haus haben Sie, Doktor.“
    „Und doch noch fast zu klein, um mit meiner Arbeit zurechtzukommen. Aber es geht. Bolton liebt es, weil es so einsam liegt.“
    „Bolton?“ Quentin stellte sich ahnungslos.
    „Ja. Diese Versuchsstation gehört nicht mir“, sagte Durger, während er Roger durch das Haus führte. „Harry Bolton wohnt im hinteren Teil.“
    „Ich glaube nicht, daß ich ihn kenne“, meinte Roger.
    „Er ist ein verrückter Multimillionär. Noch vor wenigen Jahren war er ein Wirtschaftsmagnat. Jetzt ist er – offiziell gesehen – nichts mehr. Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Er ist ein angsterfüllter Hypochonder, dessen fixe Idee Langlebigkeit und Verjüngung ist. Eine Idee übrigens, die ich teile!“ Durgers Augen glänzten fanatisch, und Roger begann zu verstehen, was der freundliche Dorfpolizist gemeint hatte. Dies alles klang mehr nach einem Horror-Roman, als nach einem reellen Ferienjob. Durger selbst war schon ein Kapitel für sich. Aber es lag noch etwas weit Faszinierenderes in dem Gedanken, indirekt für einen exzentrischen Millionär zu arbeiten, dessen Wahnvorstellungen in Langlebigkeit und Verjüngung gipfelten.
    „Haben Sie viel Personal hier, Doktor?“ fragte Quentin, während sie den Rundgang fortsetzten.
    „Ich werde Sie einigen meiner Mitarbeiter vorstellen. Dann zeige ich Ihnen Ihr Zimmer“, sagte Durger. Er öffnete eine Tür, die zu einem Labor führte. Ein unangenehmer Geruch lag in der Luft. Ein Geruch, an den sich der Student trotz der langen Jahre seines Studiums nicht hatte gewöhnen können. Auch der alles überlagernde Geruch nach Äther konnte ihn nicht ganz verdecken. Es war der Hauch des Todes, der Gestank offener Wunden, der Geruch der Chirurgie schlechthin. Quentin mußte sich zusammenreißen.
    Eine kurvenreiche, langhaarige Brünette, fast asiatisch wirkend, arbeitete an einem Mikroskop.
    „Eve!“ Durgers Stimme klang leise, aber befehlsgewohnt. „Ich möchte Ihnen Roger Quentin vorstellen. Er ist der Student, der uns in den kommenden sechs Wochen helfen will.“
    Das Mädchen erhob sich. Nun, da sie nicht mehr vom Mikroskop verdeckt war, wirkte sie auf Quentin fast überwältigend. Sie war von auffallender, beinahe orientalischer Schönheit. Trotz seiner detaillierten Kenntnisse des menschlichen Körpers, legte Quentin Frauen gegenüber noch eine gewisse Naivität an den Tag.
    „Eve Dante“, stellte Durger vor. Sein dunkler Raubvogelblick glitt von einem zum anderen. Errötend wie ein Primaner, schüttelte Quentin Eve Dante die Hand. Er lächelte und schluckte.
    „Sehr angenehm!“ Guter Gott, dachte er, ich stelle mich an wie ein verschämter Jüngling. Das darf doch nicht wahr sein! Erst Durger, dann Harry Bolton, und jetzt noch dieses atemberaubend schöne Mädchen – der Schock warf ihn fast um. Kam es ihm nur so vor, oder fürchtete Eve Dante sich tatsächlich ein wenig vor Durger? Der Blick, den der sonderbare Doktor mit seiner schönen Assistentin wechselte, erweckte Argwohn in Roger Quentin. Der Kavalier in ihm regte sich.
    „Lassen Sie sich nicht stören“, sagte Durger. Sie nickte stumm. Einen Augenblick lang tauchten ihre schönen schwarzen Augen in die Roger Quentins. Ihm war, als schaue er in zwei schwarze, klare Seen von unergründlicher, verwirrender Tiefe. Er atmete tief, als Durger begann, ihm die technischen Einzelheiten des Labors zu zeigen. Er begriff allmählich, welche Macht das Geld Harry Boltons verkörperte. Die Einrichtung mußte eine Unmenge gekostet haben.
    „Das ist – das ist ja unglaublich!“ entfuhr es ihm. „Nicht zu fassen!“
    „Wir sind besser eingerichtet als das beste Krankenhaus oder Lehrlabor“, sagte Durger. „Sie sehen, Bolton investiert eine Menge.“
    „Aber …“
    „Aber was?“
    Quentin hatte sagen wollen, wie seltsam es ihm erschien, eine solche Menge Geld in die Forschung zu stecken und anstelle eines völlig unbekannten Mannes wie Durger nicht lieber zwei oder drei pensionierte Professoren von Rang zu beschäftigen. Im letzten Augenblick unterdrückte er diese taktlose Bemerkung.
    „Ich – ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte. Ich bin ziemlich überwältigt.“
    „Überwältigt ist das richtige Wort“, stimmte Durger zu. „Die Ausrüstung ist tatsächlich phantastisch.“
    „Haben Ihre Forschungsarbeiten schon Ergebnisse gezeigt?“
    „Wir hatten gewisse kleinere Erfolge. Sie werden sich selbst ein Bild machen können, wenn Sie mit meinem Vorgesetzten sprechen

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