058 - Der Duft von Sandelholz
nicht." Sie wurde rot.
Derek musste lächeln. „Schaden an meiner Anatomie, ja? Und woher hast du eine solche Idee?"
Sie senkte den Blick und verbarg ihre mädchenhafte Scham hinter ihren langen Wimpern. „Es - es ist nur etwas, das ich gehört habe."
„Nein, Lily", sagte er leise und fand ihre Verlegenheit bezaubernd. „Enttäuschung ist ein Teil im Lebens eines Mannes. Du musst mir keinen Gefallen tun."
Sie sah ihn ein wenig unsicher an, dann murmelte sie ein „Gut" und erhob sich, um den Salon zu verlassen. Sie trat zu einem kleinen Spiegel, strich sich das Kleid und das Haar glatt. „Ich an deiner Stelle würde nicht zu lange warten, um zur Party zurückzukehren", sagte sie über die Schulter hinweg. „Edward wird nach dir Ausschau halten."
„Und ich nehme mal an, Fanny Coates wird sich einsam fühlen", erwiderte er knapp.
Aber als Lily sich umdrehte und ihn missbilligend ansah, während ihre hellgrünen Röcke anmutig um ihre schlanke Gestalt flogen, biss er die Zähne zusammen und bedauerte seine eifersüchtige Bemerkung.
Sie runzelte die Stirn und versuchte offenbar, die kleine Kränkung abzuschütteln sowie die Eifersucht, die auch sie empfand. Ohne etwas zu sagen, holte sie nur tief Luft und marschierte zur Tür.
Noch immer voller Verlangen, sah Derek ihr nach. „Was wirst du Edward berichten?"
„Ich weiß es nicht. Ich werde mir etwas ausdenken." Eine Hand lag auf dem Türknauf, aber sie zögerte noch. „Vermutlich werde ich sagen, dass - du mit einer Frau zusammen warst."
Er lächelte spöttisch. „Nun, das ist nicht einmal gelogen." Er wusste nicht, warum er den scharfen Klang aus seiner Stimme nicht vertreiben konnte. Aber er verfluchte sich noch einmal dafür und senkte den Kopf. Natürlich war er frustriert, dass es ihm.
beinahe denVerstand raubte, aber das war keine Entschuldigung.
Sie sah ihn durchdringend an. „Ich gehe jetzt. Leb wohl - wieder einmal."
„Nun, da du bekommen hast, was du wolltest."
„Derek!" Noch einmal blieb sie stehen. „Was ist los mit dir?"
„Nichts. Gar nichts."
Nur, dass ich dich liebe. Diese Erkenntnis entsetzte ihn, als sie ihm durch den Kopf schoss.
Er schluckte. Und hoffte, dass sie ihn nicht dafür hasste, dass er es so schwer nahm.
Von der anderen Seite des Zimmers her sah sie ihn an, und langsam wurde ihre Miene sanfter. Ein wissendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als könnte sie seine Gedanken lesen, seine Verwirrung, seinen Ärger, seine Unzufriedenheit mit sich selbst. Seine Gefühle für sie. „Derek?"
Er sah sie an.
„Wegen meiner Ohrringe habe ich dich belogen", sagte sie sanft. „Natürlich hätten die Diamanten zu meinem Kleid gepasst. Ich trage sie nicht, weil ich sie nicht mehr habe."
Er runzelte die Stirn. „Warum nicht?"
Eine Weile sah sie ihn nur an, wobei ein geheimnisvolles Lächeln ihre Lippen umspielte. „Ich habe sie dem Kutscher gegeben, den du auf der Straße mit der Peitsche geschlagen hast. Dadurch zog er seine Anzeige zurück, und du musstest nicht ins Gefängnis."
Er starrte sie mit offenem Mund an. „Was?"
Er machte einen Schritt nach vorn, aber Lily warf ihm eine Kusshand zu, schlüpfte aus der Tür und schloss sie mit einem leisen Klick hinter sich.
Er wusste nicht, was er denken sollte.
„Gütiger Himmel", murmelte er, verwirrt von der eigentümlichen Mischung aus Zorn, Lust und Entzücken, die nur sie in ihm hervorrufen konnte.
Das konnte sie unmöglich getan haben. Aber am liebsten hätte er bei der Vorstellung, dass sie es getan hatte, laut gelacht.
Himmelhochjauchzende Freude erfüllte ihn.
„Nun muss ich sie", sagte er leise zu sich, „umgehend für sie zurückholen."
Endlich sprang er auf, brachte seine Kleidung in Ordnung und ging dann zurück zu der Party wie ein Mann, der ein köstliches Geheimnis hütet.
„Uff", sagte Kutscher Jones, als Derek ihn gegen die Wand der Taverne drängte, wo er noch immer seinen unverhofften Glücksfall feierte.
Es war leicht gewesen, den Kerl ausfindig zu machen.
Die Konstabier hatten Derek den Namen des Mannes genannt, der ihn hatte einsperren lassen wollen, und aus alter Soldatengewohnheit hatte er sich die Postkutschengesellschaft eingeprägt, für die Jones arbeitete. Die hatte in Blockbuchstaben auf der Seite der Kutsche gestanden.
Nachdem er am späten Nachmittag die Gartenparty der Lun-dys verlassen hatte, war Derek in den betriebsamen Hof der Postkutschengesellschaft gegangen und hatte mit freundlichem Lächeln gefragt, wo er
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