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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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es?"
    Derek sah sich um und erblickte seinen älteren Bruder, der auf dem Sofa vor dem Kamin lag und die London Times las. Als der verwundete Krieger sich langsam und vorsichtig zu einer sitzenden Position aufrichtete, trat Derek näher und warf die Akten von den Horse Guards auf den nächsten Tisch. „Erinnerst du dich daran, wie wir uns in der Wüste westlich von Lucknow verirrten?"
    „Ja. Warum?"
    „Das heute war trockener. Ich brauche etwas zu trinken! Ich bediene mich selbst", sagte er zu seinem Diener Aadi, der gerade hereinkam, barfuß und mit einem Turban. Wenigstens das war wie immer.
    Derek schob sich die weißen Manschetten hoch und ging zum Kabinettschrank.
    „Möchtest du auch?", fragte er über die Schulter hinweg seinen Bruder.
    Gabriel lehnte kopfschüttelnd ab. „Purnima hat mir verboten, Alkohol zu trinken. Sie hat mir stattdessen Tee zubereitet. Irgendetwas, das mit Ayurveda zu tun hat."
    „Nun, dann machst du besser, was sie sagt. Purnima kennt sich aus", meinte Derek.
    „Ich für meinen Teil brauche etwas Stärkeres." Damit trank er einen großen Schluck von einem französischen Brandy.
    Vielleicht schätzte kein englischer Offizier Frankreich als Nation, aber so ein feines Getränk ließ sich in der übrigen Welt nur schwer finden. Derek hatte vor, die angenehmen Seiten Europas zu genießen, solange er nur konnte. Vor allem den weiblichen Teil.
    „Lief es so schlecht, ja?", fragte Gabriel.
    „Eigentlich nicht." Derek drehte sich zu ihm um, hob sein Glas und trank. „Es war anstrengend, aber ich bin glücklich, sagen zu können, dass diese Mission erfolgreich beendet wurde.«
    „Was, schon?", rief der Bruder aus.
    Derek nickte, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Es wurde abgesegnet. Die Armee wird demnächst ihr Gold bekommen."
    Gabriel sah ihn erstaunt an. „Gut gemacht, kleiner Bruder."
    „Ach, diese Burschen mussten nur ein wenig überredet werden", sagte Derek bescheiden.
    „Ich kann nicht glauben, dass du das an einem Tag geschafft hast."
    „Und ich kann nicht glauben, dass sie in dem ganzen Ausschuss nur einen einzigen Mann mit militärischer Erfahrung haben", fuhr Derek fort. „Edward Lundy, ein Nabob, Mitglied der East India Company. Er war einmal Offizier bei deren Streitkräften, aber jetzt sitzt er hinter dem Schreibtisch. Ziemlich weit oben, soweit ich es verstanden habe. Vergleichbar mit dem Rang unseres Vaters."
    „Sie haben also Leute von der Company dort."
    Derek nickte. „Drei. Es gibt insgesamt neun Mitglieder, drei aus dem Oberhaus, drei aus dem Unterhaus und drei aus den oberen Rängen der Company. Soweit ich das beurteilen kann, entscheiden vor allem die Lords. In ein oder zwei Tagen soll ich bei Lord Sinclair, dem Vorsitzenden, nachfragen, wann das Geld transportbereit sein wird."
    „Die Armee wird so froh sein, es endlich zu erhalten. Drei Millionen Pfund Sterling, sagst du?" Gabriel dachte laut nach. „Es muss sie umbringen, uns das zu überlassen."
    „Ich weiß." Derek lächelte. „Natürlich haben sie kein recht, es a.n sich zuhalten. Das Parlament hat es ihnen nur die Aufgabe übertragen, das Geld der Armee zu verwalten. Ich denke, sie würden es gern solange behalten, wie es nur geht.
    Vermutlich hoffen sie, alle vergessen irgendwann, dass sie es haben", fügte er spöttisch hinzu.
    „Hoffen wir nur, dass ihr Zögern nicht zu vielen unserer Männer das Leben kostet", murmelte Gabriel.
    Die Brüder tauschten einen finsteren, wissenden Blick.
    „Für sie ist das nicht wirklich", meinte Derek gleich darauf und schwenkte den Inhalt seines kristallenen Glases. Dann schüttelte er die gedrückte Stimmung ab.
    „Verdammte Zivilisten."
    „Richtig", stimmte Gabriel zu, und Derek schenkte sich noch mehr von dem Brandy ein. Er verdrängte die Erinnerungen an seine letzte Schlacht und den Pfeil, der den Leib seines Bruders durchschlagen hatte. Jener Pfeil, der für ihn bestimmt war.
    In der Hitze des Gefechts war Derek an jenem Tag mit drei anderen Schwertkämpfern beschäftigt gewesen, ohne auf die Bogenschützen zu achten.
    Gabriel hatte die Gefahr erkannt, aber er hatte Derek nicht schnell genug wegstoßen können. Stattdessen hatte er das einzig Mögliche getan, um ihn zu schützen: Er hatte sich in die Flugbahn des Pfeils gestellt.
    Derek war nicht sicher, ob er sich je würde verzeihen können, dass er das nicht hatte kommen sehen. Gabriel war nicht nur sein Bruder und Mitoffizier. Er war auch sein engster Freund, und

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