058 - Der Duft von Sandelholz
hatte Geld gewittert, und zwar von dem Augenblick an, da er und Lundy das „Bull's Head Inn" betreten hatten. Die Damen bemühten sich nun nach Kräften, die zwei Männer weiter mit ihrem ordinären Charme einzuwickeln.
„Himmel, ich dachte, ich würde Prügel beziehen", sagte Derek. „Was für eine Begrüßung in London! Wo zum Teufel haben Sie so eine Ansammlung von Schlägern aufgetrieben?"
„Ach, die meisten von ihnen sind seit den alten Zeiten mit mir zusammen." Lundy wischte sich eine Lachträne aus den Augen und nahm noch einen großen Schluck Ale. „Jones, Maguire ..."
„Liegt es nur an mir, oder mögen die auch sonst niemanden?"
„Oh, vermutlich würden sie diese hübschen Mädchen hier mögen", erwiderte Edward mit einem lüsternen Schimmer in seinen Augen, während er den Blick über die üppige Rothaarige gleiten ließ. Diese versuchte, die beiden Trinkkumpanen für sich einzunehmen, indem sie die Röcke höher schob und ihnen die Stickereien auf ihren Strümpfen zeigte.
„Und was ist mit Bates?", fragte Derek, ohne seine eigentlichen Absichten zu verraten. „Kennen Sie ihn auch schon so lange?"
Lundy winkte ab. „Bates und ich sind als Kinder in derselben Straße aufgewachsen."
„Ein treuer Kamerad also."
„Wie ein Bruder."
Derek nickte, senkte den Blick und versuchte, sich nichts von seinem Triumph über diese Information anmerken zu lassen.
Endlich hatte er genau das, was er hatte wissen wollen.
Zum Glück.
Obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, hatte sich Lundy weiterhin allen Fragen über das Komitee entzogen. Derek hatte das geahnt, und deswegen hatte er seinen Angriff aus einer anderen Ecke gestartet.
Lundy erkannte nicht, was es damit auf sich hatte, als der Major begann, sich nach seinen Männern zu erkundigen.
Seine Helfershelfer.
Seit er wusste, dass Bates, Lundys wild aussehender Kutscher, die scheußliche Hahnenbrosche verpfändet hatte, war von Derek die Möglichkeit in Erwägung gezogen worden, dieser könnte das Schmuckstück von seinem Dienstherren gestohlen und dann versetzt haben, um an Geld zu kommen. Doch indem Lilys Verehrer Bates' Loyalität unterstrich, hatte Lundy ihm gerade den Grund gegeben, zu vermuten, dass dieser selbst den Kutscher befohlen hatte, das Schmuckstück seiner Mutter zu Geld zu machen. Was wiederum bedeuten konnte, dass Lundys so zur Schau gestellter Reichtum möglicherweise eine Lüge war, um das Gegenteil zu verheimlichen.
Wenn Lundy wirklich in finanziellen Schwierigkeiten war, so konnte das bedeuten, dass er hinter dem fehlenden Armeegeld steckte.
„Wollt ihr noch einen Krug?" Eine andere Kellnerin, die die Hand in die Hüfte gestemmt hatte, unterbrach ihr Gespräch. Das eng geschnürte Mieder lenkte die Aufmerksamkeit der Männer auf sich, während sie auf eine Antwort wartete und dabei zum Takt der Musik - in einer Ecke spielten Musikanten auf Trommeln und Flöten - mit den Füßen wippte und kokett die Röcke schwenkte.
Sie hielt den Blick auf Derek gerichtet, der sie amüsiert beobachtete. Lundy bedeutete ihr nun mit einer Handbewegung, noch einen Krug zu bringen. „Und hol uns auch etwas zu essen", befahl er. „Himmel, ich mag bei einer Frau einen dicken Hintern wie diesen", fügte er hinzu, als sie sich umdrehte. Das Mädchen kreischte, als Lundy ihr einen Klaps versetzte, um seine Worte zu unterstreichen. Danach wandte er sich grinsend an Derek.
Reizend.
„Mir gefallen mehr lange Beine", meinte dieser. Unabhängig davon kreisten seine Gedanken aber noch immer um die Möglichkeit, dass Lundy den Diebstahl zu verantworten hatte.
Vielleicht hatte er das Armeegeld eingestrichen und verloren, überlegte Derek. Oder vielleicht hatte er es so investiert, dass er
jetzt Schwierigkeiten hatte, es flüssig zu machen. In jedem Fall musste er sich zweifellos sehr anstrengen, das geborgte Geld zu ersetzen, entsprechend Lord Sinclairs Forderung. Denn nur bei einer schnellen Zurückgabe konnte er seinen Hals aus der Schlinge ziehen, nur dann war ihm Anonymität garantiert.
Wenn seine gegenwärtigen Vermutungen stimmten, hatte Lundy Dereks Zeit verschwendet und ihn zum Narren gehalten, indem er ihn durch die ganze Stadt schickte, um den Betrüger zu finden. Denn wenn Lundy die Unterschlagung selbst vorgenommen hatte, konnte man es nur so nennen. Natürlich hatte auch Derek Lundy zum Narren gehalten, zumindest was Lily betraf. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu ihr, und in diesem Moment nicht nur, weil er
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