058 - Der Duft von Sandelholz
diese Änderung meiner Pläne habe."
„Hast du?"
Er nickte seufzend. „Ich weiß jetzt, dass es nicht gut für mich wäre, zur Armee zurückzugehen." Er war nicht gerade begierig darauf, darüber zu sprechen. Aber als seine zukünftige Frau verdiente sie es, mehr über seine privaten Dämonen zu wissen. „Erinnerst du dich an den Tag, an dem du kamst, um mich bei den Stallungen zu treffen?"
„Nachdem du Mary Nonesuch gerettet hattest? Ja. Du batest mich, dich zu erschießen", fügte sie verstimmt hinzu.
„Das tat ich. Und du fragtest mich, wie ich leben könnte mit all den Dingen, die ich getan hatte. Erinnerst du dich an das, was ich dir antwortete?"
„Ja. Du sagtest, du würdest einfach nicht daran denken."
„Genau. Aber das ist keine Lösung. Es ist nicht immer möglich. Manchmal ..." Er zögerte. „Manchmal denke ich, es hat mich an der Kehle gepackt."
Sie hielt ganz still und hörte ihm zu. Er strich ihr über das Haar, was ihn zu beruhigen schien.
„Als ich in dem Metallkäfig saß, wurde mir etwas klar. Zwei Dinge, um genau zu sein.
Der eine Grund, warum ich so wild entschlossen war, in den Krieg zurückzukehren, ist der, dass man im Kampf an nichts anderes denken kann als an die nächstliegende Aufgabe. Wer anfängt, zu überlegen, liefert sich dem Tod aus. Auf diese Weise unterdrückt man seine Gefühle. Man konzentriert sich ganz auf den Sieg und macht, was getan werden muss. Doch wenn man wieder von Stille umgeben ist, fällt einem alles wieder ein."
Er schwieg eine ganze Weile.
„Ich dachte, wenn ich so schnell wie möglich in diese Hölle zurückkehre, mich wie üblich in den Schlachten verausgabe, würden meine Schwierigkeiten aufhören. Aber in Wirklichkeit weiß ich, dass ich damit alles nur noch schlimmer gemacht hätte. Ich hätte durch Aktivität nur noch mehr meiner Empfindungen unter Verschluss gehalten. Auf diese Weise hätte sich der Berg schrecklicher Erinnerungen, mit denen ich irgendwann hätte fertig werden müssen, nur vergrößert. Vielleicht hatte Gabriel recht - gewöhnlich hat er recht - vielleicht habe ich mehr gelitten, als mir klar war.
Deshalb will ich aufhören, solange es noch geht." Er sah sie an. „Das hast du die ganze Zeit über versucht, mir zu erzählen, nicht wahr?"
„Ja."
„Nun, ich denke, ich habe es endlich verstanden. Früher oder später hätte ich mit diesem Treiben aufhören müssen. Nun, da du in mein Leben getreten bist, stehe ich diesen Schritt lieber mit dir an meiner Seite durch."
„Ich bin für dich da", flüsterte sie.
„Ich weiß. Das hilft mir mehr, als du ahnst." Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, dann sage es mir", befahl sie ihm zärtlich.
„Sei einfach nur du, sei meine geliebte Lily. Und hör nicht auf, mich zu lieben."
„Mein Liebster." Sie rückte näher, schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
Derek schloss die Augen und fragte sich einmal mehr verwundert, wie er so schnell aus seiner privaten Hölle in diesen Himmel geraten war.
„Was war das Zweite, das dir klar wurde, während du in diesem Käfig gefangen warst?", murmelte sie und hielt ihn fest. „Du sagtest, es wären zwei Dinge gewesen."
„Ja." Er sah ihr lange in die Augen. „Als das Feuer mich zu töten drohte, noch bevor du erschienst, wusste ich, dass ich es nicht ertragen würde, zu sterben, ehe die Gelegenheit bekommen zu haben, die wahre Liebe zu erleben."
„Aber jetzt hast du sie erfahren, oder?", fragte sie leise und streichelte seine Wange. „Wir haben sie beide erfahren."
Er nickte und küsste sie. Dann legte er sie sanft zurück, um sie noch einmal zu lieben.
Zwei Tage nach ihrer „ganz speziellen gemeinsamen Stunde" lernte Derek seine zukünftige Schwiegermutter kennen. Und war verblüfft über die Veränderung, die mit Lily vorging, kaum dass ihre Mutter und die anderen Balfour-Damen in der Stadt eingetroffen waren.
Die anfängliche Hoffnung seiner Braut, ihre Hochzeit in der kleinen Dorfkirche ihrer Heimat stattfinden zu lassen, war zunichtegemacht worden durch das Entsetzen, das Lady Clarissa bei der Vorstellung überfiel, die Dukes und Marquesses der Familie Knight könnten das baufällige Balfour Manor zu Gesicht bekommen.
Dereks Schwester Georgiana - die natürlich hinter Lilys begeisterter Begegnung mit indischer Kultur steckte - gab eine Dinnerparty, damit die Mitglieder der Familien Knight und Balfour besser miteinander
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