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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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würde, Edward heute gegenüberzutreten, als es das gestern gewesen war - als sie in den Ballsaal zurückgekehrt war, nachdem sie Derek Knight geküsst hatte.
    In jenem Moment war die Halbmaske mehr wert gewesen, als ihr Gewicht in Gold.
    Sie war fest davon überzeugt, dass ihr das Schuldbewusstsein für jeden deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben stand. Soweit sie es beurteilen konnte, war Edward aber nicht aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmte. Zum Teil war dies dem Umstand zu verdanken, dass er zu viel getrunken hatte, und zum Teil der Tatsache, dass er wegen der Anhörung vor dem Ausschuss zerstreut war. Und natürlich der Maske.
    Der Major musste mit seiner Freundin im Garten geblieben sein, denn sie hatte ihn nicht mehr im Ballsaal entdecken können. Heute, wenn sie Edwards großes schlossartiges Heim besuchte, musste sie versuchen, unbefangener mit ihrem Verehrer umzugehen. Unabhängig davon sollte sie sich auf jedem Fall langsam dafür fertig machen.
    Sie erhob sich aus ihrem Bett, ging durch das kleine Gemach mit den pastellfarbenen Wandbespannungen und den ebenfalls hellen Chintzvorhängen und goss etwas Wasser aus einer Kanne in die Waschschüssel. Danach bückte sie sich und spritzte sich ein paar Tropfen davon ins Gesicht, um munter zu werden, während sie erneut über all das nachdachte, was geschehen war.
    Wie seltsam, dass sie sich eine Möglichkeit gewünscht hatte, die Heirat mit Edward zu vermeiden - und dass dann gerade in diesem Moment Derek Knight aufgetaucht war. Sie musste über sich selbst lachen. Zweifellos wäre die Aussicht auf eine Ehe mit Edward nicht mehr gegeben gewesen, hätte der Major ihren Ruf ruiniert.
    Aber das war nicht ganz das, was sie mit ihrem Wunsch gemeint hatte.
    Sie nahm ein Handtuch und tupfte sich das Gesicht trocken, dann betrachtete sie sich stirnrunzelnd im Spiegel und bemerkte die dunklen Ringe unter ihren Augen.
    Nach der schlaflosen Nacht fürchtete sie immer noch, dass ihr jemand auf die Schliche kam und entdeckte, wer sie war, entweder der Major selbst oder die unermüdlichen Klatschmäuler der tonangebenden Gesellschaft, wenn sie von dem Kuss erfuhren. Was war in der vergangenen Nacht nur in sie gefahren? Wie hatte sie nur ein solches Risiko eingehen können, vor allem, da sie doch wusste, wie knapp sie schon einmal dem Ruin entgangen war?
    Manchmal fühlte sie sich, als wäre ihr ganzes Leben auf einer Lüge errichtet. Aber Derek Knight schien sie zu durchschauen. Ein ehrlicher Mann.
    „Unerträglich ehrlich, sagt meine Schwester."
    Lily verzog das Gesicht, als sie sich seiner Worte entsann. Es klang gut, aber sie traute ihm nicht weiter, als sie den großen Krieger werfen könnte. Auf gar keinen Fall hätte sie die Maske abgenommen, und wenn er sie auf Knien darum angefleht hätte.
    Sie hatte durchaus Grund, zu fürchten, dass er immer noch herausfinden konnte, wer sie war. Und wenn er sich dann nicht wie ein Gentleman verhielt, konnte er auf viele schreckliche Arten sein Wissen gegen sie verwenden. Sie etwa erpressen, damit sie tat, was er wollte ...
    Lily erschauerte - aber nicht nur vor Grauen - und warf das Handtuch voller Abscheu vor sich selbst zur Seite. Was war sie doch für eine Närrin! Was für eine sündhafte Närrin!
    Indem sie Derek Knight küsste, hatte sie ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt, ihren guten Namen und das Wohlergehen ihrer Familie. Und doch, aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht über sich bringen, ihr Verhalten zu bedauern.
    Träume von grausamen Kriegsgeschehnissen störten seinen. Schlaf.
    Derek warf den Kopf auf dem Kissen hin und her, die Muskeln unter der leichten Decke spannten sich an.
    Der verdammte Wagen brach, mitten auf dem Schlachtfeld. Er musste irgendetwas bringen. Zu irgendjemandem. Vielleicht Nachschub für die Männer. Aber die verschreckten Pferde gehorchten nicht, und immer wieder fielen die Räder von dem Wagen ab.
    Er könnte sie befestigen. Er konnte alles reparieren, er war der geschickteste Mann in seinem Regiment, aber die Reise nahm kein Ende, und Derek war mit seiner Weisheit am Ende, wusste er doch genau, dass sein Weg nirgendwohin führte.
    Nirgendwohin.
    Dabei donnerten die Kanonen die ganze Zeit über so laut, dass er seine eigenen Gedanken nicht hören konnte. Und die Männer waren nicht in der Lage, seine Befehle zu verstehen, sodass er nur hoffen konnte, sie würden auch ohne ihn wissen, was sie tun sollten. Hatte er sie auch gut genug ausgebildet? Was, wenn es für sie ohne ihn nicht

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