058 - Der Duft von Sandelholz
ganz gewiss nicht herumsitzen und nichts tun."
„Das dachte ich mir. Allerdings sollten Sie vorsichtig sein", sagte Lundy warnend.
„Die gehen bei Ihnen kein Risiko ein. Die werden zurückschlagen, wenn ihnen zu Ohren kommt, dass wir beide daran arbeiten, den wirklichen Schuldigen auszumachen."
Derek verschränkte die Arme vor der Brust und rang mit sich.
„Sie sind so still, Major. Ich habe mich doch nicht in Ihnen getäuscht?"
„Nein", erwiderte er schroff und bedachte Lundy mit einem warnenden Blick.
Allerdings hatte er nicht vor, Lundy zu sagen, wie Lord Sinclair ihn erst vor Kurzem kaum verhohlen damit bedroht hatte, dass er sein Kommando auf Dauer verlieren könnte. Es war verdammt richtig, dass er die Wahrheit herausfinden wollte - aber er konnte dabei auch eine Menge verlieren.
Mehr als Lundy ahnte.
Derek war still und überlegte genau, was er sagen sollte. „Woher weiß ich, dass nicht Sie es waren, der das Geld nahm?"
„Sie dürfen jederzeit meine Konten einsehen. Sprechen Sie mit meinem Bankier, wenn Sie wollen. Ich habe nichts zu verbergen. Wir werden sehen, ob die anderen dasselbe von sich sagen können." Lundy hielt inne. „Ich hörte, die Marathas haben beinahe Ihren Bruder umgebracht."
Derek sah ihn ein wenig überrascht an. Aber es war davon auszugehen, dass die Geschichte in der Gesellschaft die Runde gemacht hatte.
„Sie wissen verdammt gut, dass wir diese Bastarde schlagen können, vorausgesetzt, unsere Armee hat alles, was sie braucht", sagte Lundy. „Wollen Sie nun also, dass wir die Marathas schlagen, oder nicht?"
Derek sah ihn an. Natürlich wollte er die Marathas schlagen, aber Lundys Versuche, ihn zu beeinflussen, gefielen ihm nicht.
„Ahm - Sir?"
Beide drehten sich zu dem Diener herum, der die Stallungen betreten hatte.
„Was gibt es?", fragte Lundy.
„Sir, Mrs. Lundy fragt, ob Sie und der andere Gentlemen jetzt herüberkommen und Erfrischungen nehmen möchten."
Lundy blickte zur Decke. „Gütiger Himmel."
„Ich wusste nicht, dass Sie verheiratet sind", bemerkte Derek.
„Er spricht von meiner Mutter."
„Mrs. Lundy sagte mir, Miss Balfour und ihre Begleiterin hätten noch etwas anderes vor. Die Damen können nur noch etwa eine Viertelstunde bleiben, falls Sie sie sehen möchten."
„Na schön. Ich komme gleich", murmelte Lundy und wandte sich dann mit einem gequälten Blick an Derek. „Erfrischungen, Major?"
Derek zog eine Braue hoch und zuckte die Achseln. „Warum eigentlich nicht?"
„Hier entlang." Als sie den Stall verließen und über den kiesbestreuten Hof gingen, dachte Derek über die von Lundy vorgeschlagenen Ermittlungen nach.
Er war weit davon entfernt, diesem Mann zu vertrauen, aber sich ihm entgegenzustellen, schien nicht viel Nutzen zu haben. Genauso gut konnte er zustimmen und sehen, wohin das Ganze f ührte. Der Mann schien einigermaßen ehrlich zu sein, und außerdem, verglichen mit Sinclair und den übrigen Zivilisten im Ausschuss, konnte Derek nicht anders, als eine leichte Voreingenommenheit Lundy gegenüber zu empfinden, denn dieser war einst ein Soldat gewesen, zudem hatte er auch noch in Indien gedient.
Mit einem hatte Lundy zweifellos recht: Sie waren beide Außenseiter.
„Also, wer ist diese Miss Balfour?", fragte er und schob die ernsthafteren Angelegenheiten beiseite, als er sich an die Worte des Dieners erinnerte.
„Ein sehr schönes Geschöpf und meine besondere Freundin."
„Tatsächlich?"
„Genau genommen ist sie meine zukünftige Braut", gestand Lundy mit einem seltsamen, beinahe geheimnisvollen Lächeln.
„Sie sind verlobt?", rief Derek aus.
„Ich habe sie noch nicht gefragt, aber das werde ich bald tun."
„Glauben Sie, sie wird Ja sagen?"
„Das sollte sie." Lundy lachte. „Sie halten meine Pferde für schön? Warten Sie, bis Sie sie sehen. Mein kleines Juwel", prahlte er. „Selbst einige dieser Gesellschaftshexen nannten sie einen lupenreinen Diamanten. Sie ist hinreißend, Mann."
„Wirklich?"
„Mehr als das. Eine echte Lady. Alte Familie, so alt wie Ihre", fügte er hinzu. „Erste Klasse."
„Was sieht sie dann in Ihnen?", fragte Derek.
„Meinen Charme", konterte Lundy. „Was glauben Sie? Ihre Familie ist bankrott."
„Sie heiraten also wissentlich eine Mitgiftjägerin?"
Lundy zuckte die Achseln. „Altes Blut, wie ich sagte."
Derek erschauerte. „Sie sind sehr tapfer."
„Bates!", rief Luncly seinem Kutscher zu. „Richten Sie die Kutsche her, damit der Major bald nach Althorpe
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