058 - Der Duft von Sandelholz
völlig unzivilisiertes Aussehen, und Lily konnte nichts dagegen tun, sie musste ihn. einfach ansehen.
Edward schien ihre Erregung nicht zu bemerken und winkte dem gut aussehenden Schurken zu, doch zu ihnen zu kommen.
Missbilligend sah Lily ihn an, aber sie vermutete, sie sollte nicht allzu viel dagegen haben. Derek Knight gehörte zu den wenigen Männern aus guten Familien, die Edward wirklich anzuerkennen schienen. Ihre Sympathie beruhte zweifellos auf ihrer gemeinsamen Armeeerfahrung in Indien.
Sie fragte sich, ob der Major sie grüßen oder sie nach ihrer Meinungsverschiedenheit im Hyde Park ignorieren würde. Jetzt nahm Lily die anziehende Schönheit in Augenschein, die er an diesem Abend begleitete, eine üppige Brünette in violettem, mit schwarzer Spitze verziertem Satin. Sie trug also Halbtrauer. Wie es schien, hatte er sich noch eine weitere gut situierte Witwe geangelt. Aber natürlich. Wie praktisch für ihn, dass so viele schöne Bräute der Gesellschaft einst an alte Männer verheiratet worden waren, die bald nach der Hochzeit starben.
Auf ihrer weißen Brust ruhte ein kunstvoll gearbeiteter Amethyst. Auch die Lady trug ihr mahagonibraunes Haar ohne haltende Nadeln und Bänder, offenbar wollte sie es dem Major mit diesem neuen unzivilisierten Trend gleichtun. Das schöne Paar schien seine gemeinsame Rebellion zu genießen.
Lily wandte sich ab und wünschte, sie hätte die Wangen der Frau nicht gesehen, die noch von der frisch empfundenen Leidenschaft glühten. Sie konnte sich gut vorstellen, dass dieser Kerl sie noch auf dem Weg hierher in der Kutsche geliebt hatte. Als sie einen Anflug von Eifersucht verspürte, senkte sie den Blick, verfluchte alle Männer, vor allem Derek Knight, und noch mehr sich selbst, weil es ihr nicht gelang, sich ihm gegenüber gleichgültig zu verhalten.
Als er das Haus des Earls mit seiner aktuellen Begleiterin betrat, sah Derek, wie Edward Lundy ihm zuwinkte. Er erwiderte den Gruß, aber als er Miss Balfour neben ihm stehen sah, die sich bemühte, gelassen zu wirken, fühlte er sich wie gelähmt.
Für kein Geld der Welt hätte er das zugegeben, aber nachdem er sie ein paar Tage nicht gesehen hatte, verursachte der Anblick von Lily Balfour bei ihm ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Es fiel ihm schwer zu atmen, und sein Herz schlug viel zu schnell, was ihn sehr ärgerte. Was soll das?, fragte er sich ungeduldig, verwirrt, und ein wenig verstimmt über sich selbst. Ich mag sie nicht einmal, dieses kleine Frauenzimmer.
Für einen Mann, der sich viel auf seine Ehrlichkeit zugutehielt, war dies natürlich eine dreiste Lüge. Aber schließlich besaß er einige Übung darin, seine eigenen Gefühle zu ignorieren. Alles, was er sich zugestand, war eine widerstrebende Bewunderung ihrer Schönheit.
Das Mädchen sah gut aus.
Zum Anbeißen.
Sehnsucht pulsierte durch seine Adern beim Anblick ihrer schlichten Schönheit, die so ganz anders war als die der Verführerin an seinem Arm.
Miss Balfour war in hellblaue Seide gekleidet, mit einem federgeschmückten Hütchen im Haar. Helle Korkenzieherlocken spähten unter der kleinen Kopfbedeckung hervor. Ihre hellen Satinhandschuhe standen am Ellenbogen etwas ab, eine verlockende Stelle für einen Mann, um sie dort mit dem Finger zu berühren.
Derek sah für einen Moment vor sich, wie das Mädchen nichts außer ihren Diamantohrringen trug. Dann erinnerte er sich daran, dass die kleine Harpyie seine Ehre verletzt und seinen Militärdienst in den Schmutz gezogen hatte.
Ein Söldner, also wirklich, dachte er und entsann sich noch sehr gut an ihr Wortgefecht im Hyde Park. Unglücklicherweise bedeutete der Umstand, dass sie beide mit Edward zu tun hatten, dass ihre Wege sich wieder kreuzen würden.
Wie es schien, waren sie gezwungen, höflich zueinander zu sein - zumindest in der Öffentlichkeit. Anders als ihr Verehrer, waren sie schließlich beide von exzellenter Herkunft.
Derek war sicher, dass er aufmerksam zu ihr sein konnte, zumindest oberflächlich betrachtet. Tatsächlich hatte er sich schon
seit Tagen darauf gefreut, eine neue Gelegenheit zu bekommen, um sie zu necken, wenn auch nur in allen Ehren. Er suchte einfach eine neue Möglichkeit, sie ein wenig zu quälen, die kleine Lügnerin.
Zweifellos fürchtete sie sich fast zu Tode, dass er ihrem teuren Edward von dem leidenschaftlichen Kuss in der Nacht des Maskenballs erzählen könnte.
Leider dachte Derek noch oft daran zurück. Selbst jetzt durchströmte das
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