058 - Der Duft von Sandelholz
gefangen in seinem Geschirr, zitterte es und hatte vor Angst weit aufgerissene Augen. Es drängte sich an Derek, als könnte es spüren, dass endlich eine freundliche Seele zu seiner Rettung gekommen war.
Das rötliche Fell des Tieres war dunkel von Schweiß, und sein Rücken blutete von den brutalen Hieben, die der Kutscher ihm mit der Peitsche versetzt hatte.
„Aus dem Weg!", rief der stämmige Fahrer von seinem hohen Sitz aus Derek zu.
Etwas an dem untersetzten Mann erinnerte Lily sofort an Edward, aber der Mann hatte offenbar keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte. Als Derek aufsah, war sein Gesicht rot vor Zorn.
Er warf dem Mann einen drohenden Blick zu und zeigte auf ihn. „Wenn Sie dieses Tier noch einmal schlagen, dann werde ich Ihnen zeigen, wie sich das anfühlt."
„Wagen Sie es nicht, mir zu drohen! Gehen Sie von meinem Pferd weg!"
„Ich nehme die Stute aus ihrem Geschirr. Dieses Pferd kann heute nichts mehr ziehen."
„Den Teufel werden Sie tun! Glauben Sie, Sie können mir mein Eigentum stehlen?
Ich werde Sie als Pferdedieb aufhängen lassen!"
Der Verkehr wurde wieder langsamer, als die Zuschauer interessiert dem aufkommenden Streit zusahen. Fußgänger waren zur Kreuzung spaziert, um dem Geschehen zuzusehen. Gerald, Mrs. Clearwells Kutscher, zog die Barouche auf die gegenüberliegende Straßenseite, damit die anderen Wagen sich an ihnen vorbeidrängen konnten.
„Dann kaufe ich sie Ihnen ab", sagte Derek zu dem Kutscher. In seiner Stimme lag jetzt ein Klang, den sie noch nie zuvor an ihm gehört hatte.
„Sie ist nicht zu verkaufen. Ich warne Sie, Mister, gehen Sie mir aus dem Weg."
Wütend deutete der Kutscher mit dem Daumen über die Schulter auf die schimpfenden Passagiere. „Ich muss einen Fahrplan einhalten."
„Nun, dann werden Sie zu spät kommen", konterte Derek und griff seelenruhig nach den Ledergurten, um das Tier zu befreien.
„Verdammt!", brüllte der Kutscher.
Lily stockte der Atem, als er ausholte, um mit der Peitsche zuzuschlagen. Aber Derek streckte einfach die Hand aus und fing die Peitsche ab. Mit einem Ruck zog er daran, und der Fahrer fiel vom Kutschbock.
Der Major trat zu ihm, als er neben dem Vorderrad landete.
Sofort sprangen der Pferdebursche und der Mann, der die Post bewachte, von ihren Sitzen auf dem Dach der Kutsche und liefen fluchend auf Derek zu.
In der Menge brach ein Chaos aus, als die Leute gewahr wurden, was hier vor sich ging.
Postkutschen wurden immer von bewaffneten Wachen begleitet, aber dieser Wachmann besaß zum Glück genug gesunden Menschenverstand, um auf einer überfüllten Straße nicht zu schießen.
Stattdessen benutzte er seine Waffe als Knüppel und holte damit aus, um Dereks Kopf zu treffen.
Derek blockte den Hieb mit seinem linken Arm ab, streckte den Wächter mit einem Schlag mit der Rechten zu Boden und wandte sich anschließend dem Pferdeknecht zu. Der junge Mann wich langsam zurück, schien aber vor so einem großen Publikum nicht wie ein Feigling davonlaufen zu wollen und versuchte, gegen Dereks Knie zu treten.
Der packte den Absatz des Mannes und entzog ihm auf diese Weise den Boden.
Der Bursche schrie auf, als er flach auf den Rücken fiel, direkt auf das Pflaster. All dies geschah sehr zur Freude des Publikums. Er entschied sich dafür, liegen zu bleiben, selbst wenn er hätte aufstehen können.
Lily konnte das nachvollziehen. Würde er sich aber auf einem Schlachtfeld befinden, so hätte ihm diese Entscheidung einen gezielten Degenstich eingebracht. Der Major verhielt sich jedoch so entspannt gegenüber diesem Burschen, dass er sie an eine Katze erinnerte, die mit einer Maus spielte, ehe sie ihr beiläufig den Kopf abbiss.
Die Menge genoss das Schauspiel und jubelte Derek begeistert zu. Der ersparte seinem zweiten Opfer aber weitere Strafen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kutscher zu, der sich von dem Sturz erholt hatte.
Er wird es wirklich tun, dachte Lily und runzelte die Stirn, während ihr Herz wie wild schlug. Er wird ihn wirklich auspeitschen.
Der brutale Kutscher stand langsam auf und wirkte dabei wie ein wütender Stier.
„Los, hoch!", rief Derek und ging auf den Mann zu. „Auf die Füße! Schneller!"
Lily sah mit großen Augen zu, wie der Major mit dem Arm weit ausholte, und dann schlug er den stämmigen Kutscher mit dessen eigener Peitsche.
Der Mann schrie auf und hielt sich an einem Wagenrad fest, obwohl Derek ihn kaum wirklich etwas angetan haben konnte. Nicht einmal seine Kleidung
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