058 - Der Kampf um den Ring
eisig: »Töte ihn, Tim Tiger! Mach auch aus ihm einen Zombie!«
Die Hände des Boxers legten sich um Nadegelts Hals.
»Tim!« krächzte der Manager verzweifelt. »Tu's nicht! Ich bin… ich bin doch dein Freund!«
Das stimmte nicht mehr. Er war der Freund des Champions gewesen, doch Vergangenes zählte für Tim Tiger nicht mehr. Er lebte nun ein neues, anderes Leben, in dem es den Begriff Freundschaft nicht mehr gab.
Der Druck der großen Hände wurde immer stärker. Nadegelt sank auf die Knie, und Tim »Tiger« Huitgaacht beugte sich über ihn und nahm ihm auf eine Weise das Leben, die ihn ebenfalls zum Zombie machte.
»Gut«, sage Yora zufrieden. »Sehr gut. Folgt mir!«
Die Untoten richteten sich langsam auf. Kreideweiß waren ihre Gesichter, und ihre gebrochenen Blicke starrten in die Ewigkeit.
***
Wim Kabel war begeistert. Dieser Gnom mußte schwachsinnig gewesen sein. Anders konnte sich der Holländer nicht erklären, daß der Kleine so leichtsinnig gewesen war.
Cruv hatte sich ihm ausgeliefert. Buchstäblich aufgedrängt hatte er sich ihm, und das noch dazu mit einer prall gefüllten Brieftasche.
Wenn das nicht irre war.
Nun, Wim Kabel sagte sich, man solle über Tote nicht schlecht reden, und tot mußte der Gnom inzwischen ja sein. Ertrunken in diesem tiefen Keller. Ein nasses Grab hatte der Kleine dort gefunden.
Kabel grinste. Er hatte Pläne. Seit ihm der magische Ring gehörte, fühlte er sich großartig. Der Ring war eine unscheinbare, jedoch gefährliche Waffe, mit der er sich allerorts Respekt verschaffen konnte.
Doch Respekt allein war ihm zuwenig. Wim Kabel wollte gut verdienen, wollte reich werden.
Bislang hatte ihm das Startkapital gefehlt, aber dank Cruvs Dummheit besaß er ein kleines Vermögen, das er in Heroin anlegen wollte.
Kein Geschäft war einträglicher als der Handel mit Drogen. Er wußte, wo er den Stoff mit großem Gewinn verhökern konnte.
Man würde ihm das Zeug aus den Händen reißen. Aber die Leute, die den Schnee hatten, lieferten nur gegen Barzahlung.
Daran hatte es bisher gehapert, doch nun besaß Kabel das nötige Kleingeld, um in die Drogenszene einsteigen zu können.
Er war nach Hause gefahren, nachdem er Cruv ausgeschaltet hatte. Seither wanderte er im Wohnzimmer seines kleinen Hauses nervös auf und ab und rief alle zehn Minuten eine bestimmte Nummer an.
Doch keiner der Heroinhaie hob ab. Sie waren unterwegs.
Oder hatte die Polizei sie geschnappt? Das wäre ärgerlich gewesen, denn eine andere Quelle kannte Wim Kabel nicht.
Er hätte sich erst lange umhören müssen, und so einfach war es nicht, eine gute Adresse zu kriegen.
Kabel breitete die Geldscheine auf dem Wohnzimmertisch aus und erfreute sich an ihrem Anblick. Er nahm eine Banknote auf und ließ sie an seinem Ohr knistern.
»Das ist Musik!« sagte er grinsend. »Eine richtige Symphonie, und ich bin der Dirigent.«
Er ging zum Telefon und wählte wieder die heiße Nummer, doch am anderen Ende blieb es still.
»Mist!« murmelte er.
Jemand läutete an der Tür. Kabel zuckte zusammen. Das Geld! Er mußte es schnell verschwinden lassen. Wohin damit? Er raffte es zusammen und warf es in eine Schublade des Wohnzimmerschranks, dann rief er: »Ja! Ich komm' schon!«
Die Glocke verstummte nicht.
»Verflucht noch mal, ja!« schrie Kabel.
Er verließ das Wohnzimmer, und als er die Haustür öffnete, erblickte er Rud Gingeest, einen Bekannten. Gingeest bildete sich ein, sie wären Freunde, aber das stimmte nicht, denn Kabel hatte etwas gegen Süchtige wie Rud Gingeest.
Wim Kabel wollte nur durch die Junkies reich werden. Ihr Geld würde ihm recht sein, ihre Freundschaft jedoch nicht.
»Rud«, sagte Kabel. »Sag mal, hast du'n Knall? Warum läutest du Sturm?«
Gingeest schnupfte auf und zog den Handrücken unter der Nase durch. Er wirkte fahrig, und ihm schien kalt zu sein.
Entzugserscheinungen, dachte Kabel.
»Entschuldige, Wim«, sagte Rud Gingeest und lachte gekünstelt. »Ich wollte dich nicht ärgern. Ich kam zufällig vorbei und dachte, ich schau' mal bei dir rein.«
Wim Kabel war davon überzeugt, daß Rud nicht die Wahrheit sagte, aber er ließ ihn ein.
»Wie geht's, wie steht's?« fragte Gingeest und ließ sich in einen Sessel fallen. Er wollte heiter, locker und gelöst wirken, doch Wim Kabel sah ihm an, daß er schwere Probleme hatte.
Wieder wischte er über seine Nase. »Was machst du immer? Bist so selten zu Hause.«
»Stimmt ja gar nicht.«
»Ich habe dich gestern angerufen,
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