058 - Der Kampf um den Ring
auf.
»Dann will ich dich nicht weiter aufhalten, Wim. Halt die Ohren steif. Bis die Tage mal.«
Gingeest wollte gehen, aber Kabel knurrte: »Leg es auf den Tisch, Rud!«
Der Süchtige sah ihn überrascht an. »Was meinst du?«
»Leg das Geld, das du mir gestohlen hast, auf den Tisch!« sagte Wim Kabel sehr leise. An seiner Schläfe zuckte eine Ader.
Gingeest riß entrüstet die Augen auf. »Wim, du glaubst doch nicht, daß ich dich bestehlen würde. Wir sind doch Freunde.«
»Das sind wir nicht, waren wir nie!« stelle Kabel richtig. »Her mit meinem Geld, du widerliches Stück Dreck!«
Gingeest zitterte vor Angst. Immer wieder beteuerte er, daß er einen Freund nie bestehlen würde.
Da verlor Wim Kabel die Geduld. Mit einem Wutschrei fiel er über Rud Gingeest her, und er hieb mit dem magischen Ring auf den Süchtigen ein. Die Magie des Rings verstärkte seinen Haß so sehr, daß Rud Gingeest bereits nach wenigen Schlägen tot zusammenbrach.
Schwer atmend und breitbeinig stand Wim Kabel da. »So, du Schwein, das hast du davon!« keuchte er und holte sich sein Geld wieder.
Nachdem er die Scheine in die Lade geworfen hatte, betrachtete er den Ring, und er fragte sich, ob von dem, was ihm Cruv erzählte, doch etwas wahr sein mochte. Was ihn ärgerte, war die Tatsache, daß er jetzt Unannehmlichkeiten mit der Leiche hatte.
Wohin mit ihm? fragte sich Kabel.
Ein paar Orte fielen ihm ein, wo man einen Toten unauffällig verlieren konnte. Er würde sich für einen entscheiden und anschließend auf gut Glück zu den Heroinhaien fahren.
Mürrisch packte er den Toten und schleifte ihn aus dem Wohnzimmer.
»Alt wärst du ohnehin nicht geworden«, sagte er, als wollte er Rud Gingeest trösten. »Irgendwann hättest du dir den goldenen Schuß verpaßt, und vorbei wäre es mit dem Tanz auf der Nadel gewesen.«
In der Diele ließ er die Leiche liegen. Er öffnete das Haustor und schaute sich um. Sein Wagen stand zu weit weg, deshalb verließ er das Haus und holte das Fahrzeug vor die Tür.
Dann eilte er in den Keller und kehrte mit einem alten, dreckigen, zerschlissenen Teppich zurück.
In diesen wickelte er den Toten, doch er trug ihn noch nicht hinaus. Erst öffnete er den Kofferraum und sicherte nach allen Seiten.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sich niemand für das interessierte, was er machte, lud er sich Rud Gingeest auf die Schulter und verließ mit diesem das Haus.
Er ließ die Leiche in den Kofferraum plumpsen. Ganz kurz ragte ein Bein des Toten heraus. Kabel stieß es hinein und warf den Deckel des Kofferraums zu.
Erledigt.
Daß er doch von jemandem beobachtet wurde, ahnte er nicht.
Der Mann, der sich für Wim Kabel interessierte, war Frank Esslin, der Söldner der Hölle!
***
Greg van Duik stieg in seinen Wagen. Was auf der Wunschliste seines Freundes Tom Majestyk stand, befand sich im Kofferraum.
Vor zehn Minuten hatte Tom angerufen und gesagt, wo er die Ware übernehmen wollte. Van Duik ließ den Wagen über eine alte Steinbrücke rollen.
Finster und schwarz lag das Wasser der Gracht darunter. Der Holländer dachte an die Zeit, als Tom hier gewohnt hatte. Sie hatten sich gut verstanden. Van Duik hätte das Rad der Zeit gern zurückgedreht, denn damals war er aktiver und vitaler gewesen.
Heute war er manchmal müde. Miu beklagte sich deswegen sogar hin und wieder. Dann schluckte er Aufputschmittel, um auf Touren zu kommen und Miu nicht zu enttäuschen.
Junge Freundinnen können sehr anstrengend sein…
Der Waffenhändler warf einen Routineblick in den Rückspiegel. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper.
Polizei!
Ein Streifenwagen fuhr hinter ihm. Er fragte sich, wie lange schon. War es Zufall, oder hatten es die Polizisten auf ihn abgesehen?
Ein dünner Schweißfilm legte sich auf seine Stirn. Sollten sie ihn anhalten, würde er zur Waffe greifen, denn er war so nervös, daß ihnen sofort auffallen würde, daß er Dreck am Stecken hatte.
Gespannt lenkte er den Wagen. Immer wieder schaute er jetzt in den Spiegel, und er bemühte sich, keine Fehler zu machen. Jedes Verkehrszeichen beachtete er.
Für gewöhnlich nahm er sie - wie fast jeder Autofahrer - nicht besonders ernst. Doch heute fuhr er, als würde er die Führerscheinprüfung ablegen.
Aber konnte er nicht auch durch ein überkorrektes Verhalten auffallen?
Obwohl es noch zu früh war, bog er rechts ab. Die Funkstreife auch. Greg van Duik schluckte trocken. Jetzt hatte er den Beweis, daß die Bullen hinter
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