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058 - Gänsehaut

058 - Gänsehaut

Titel: 058 - Gänsehaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zugeflogen. Dorian fühlte sich an die Ereignisse in der Kleiderkammer der Japaner erinnert. Er streckte der Spukgardine das Amulett entgegen und zitierte einen Abwehrzauber. Aber die Mächte der Finsternis hatten sich offenbar auf ihn eingespielt; der Stofffetzen zuckte nur einmal in der Luft und setzte dann seinen Flug fort. In höllischem Tempo wickelte er sich um Dorians Hals.
    Dorian ließ das Bild fallen und packte mit beiden Händen zu. Es gelang ihm, die Gardine herunterzuzerren, so dass sie nur noch seine Brust umspannte, statt ihm die Kehle zuzupressen. Dann schossen plötzlich einige der Porzellangefäße aus der Verbindungstür hervor. Die Schalen und Näpfe, die er zuvor argwöhnisch betrachtet hatte, schwirrten auf ihn zu und entleerten sich über ihm. Siedend heiße Flüssigkeiten.
    Es stank nach Pech und Schwefel.
    Dorian wich geschickt aus, aber einmal tröpfelte doch etwas auf seinen Arm, und er biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Ein Gefäß sauste auf seinen Kopf zu und zerbrach dabei. Der Dämonenkiller ging in die Knie. Der Schmerz stach und fraß in seinem Kopf. Er musste gegen eine Ohnmacht ankämpfen. Wurde er besinnungslos, war alles aus. Verzweifelt wehrte er sich gegen den Vorhang und die schwebenden Gefäße – und dann rückte ein weiterer Gegner an: ein Samuraischwert! Pfeifend zischte die Klinge dicht über Dorian durch die Luft. Sie hätte ihm den Kopf vom Rumpf trennen können, aber das schien nicht ihre Absicht zu sein. Nein, das Schwert glitt tiefer und näherte sich seinem Unterleib, um ihn aufzuspießen.
    Er sollte auf eine der grauenvollsten Arten sterben, die ostasiatische Kultbräuche der Menschheit beschert hatten: durch Harakiri.
    Er bäumte sich auf. Gleich darauf wand er sich auf dem Boden und versuchte, zur Tür zu kommen. Ein Stück rollte und wälzte er sich. Doch das Samuraischwert folgte jeder seiner Bewegungen.
    Dorian hätte vor Freude schreien mögen, als sich die Tür lautlos öffnete und Cocos Gestalt in dem hellen Rechteck erschien. Sie lief nicht auf ihn zu, um ihn vor dem drohenden Verderben zu bewahren. Aber plötzlich erstarrten sämtliche fliegenden Gegenstände im Raum. Die Gefäße schwebten in der Luft, die Tropfen verharrten im Fall. Das Samuraischwert stieß nicht zu, sondern hing einige Zentimeter über dem Fußboden. Der Druck der Stoffbahn um seinen Leib hatte nachgelassen.
    Dorian konnte sich mit ein paar Griffen befreien. Er hob die Tuschpinselzeichnung auf und lief zu Coco hinüber. Sie hatte ihre magischen Fähigkeiten eingesetzt, um ihn zu retten. Coco Zamis hatte die Zeit beeinflusst. Sie hatte sich und ihn in einen schnelleren Zeitablauf versetzt. Praktisch sah das so aus, dass nur sie sich normal bewegten, während alles andere um sie herum erstarrte.
    Sie gingen aus dem Haus, ohne von jemandem gesehen zu werden.
    »Danke«, sagte Dorian. »Wenn du nicht erschienen wärst, wäre es schlecht um mich bestellt gewesen.«
    »Ich hatte keine Ruhe. Die ganze Zeit über sprachen die Japaner in der Cafeteria kein Wort. Ich glaubte aber, eine Veränderung in ihren Mienen lesen zu können. Es sah so aus, als befänden sie sich plötzlich in einem Zustand äußerster Konzentration. Da entschuldigte ich mich, tat so, als ginge ich zu den Toiletten und schlüpfte durch einen Nebenausgang hinaus.«
    »Gehen wir jetzt in unser Apartment. Ich will dir zeigen, was ich ergattert habe.«
    Etwas später saßen sie im Wohnzimmer ihres Quartiers und beratschlagten. Während Dorian sich auskleidete, wusch und etwas anderes anzog, untersuchte Coco die Theriak-Zigarette; dem Bild schenkte sie vorerst keine große Beachtung.
    Der Dämonenkiller verarztete die kleinen Brandwunden, die ihm die Teufelssäfte aus den Porzellangefäßen beigebracht hatten. Anschließend kehrte er zu Coco zurück.
    »Es ist Theriak. Da besteht kein Zweifel«, erklärte sie. »Nur über die Zusammensetzung kann ich nichts Definitives aussagen.« Sie nahm die Tuschpinselzeichnung in die Hände und betrachtete sie. »Was ist das für eine rätselhafte Blume?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gibt es einen Grund, warum du die Zeichnung mitnahmst?«
    »Ich musste sie haben, das spürte ich. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
    »Ich verstehe. Vielleicht ist diese Pflanze die besondere Beigabe in dem Theriak.«
    Dorian schaute sich wieder das Bild an.
    »Ich denke, wir werden mit der Zeit schon dahinter steigen«, meinte er schließlich. »Wichtig ist für den Augenblick, dass wir endlich

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