058 - Gänsehaut
Dorian.
Parker grinste plötzlich. »Nicht nötig. Hajima Tanaka und seine Mannen rücken bereits an. Na, ist das nicht eine Neuigkeit, die wie eine Bombe einschlägt? Ich habe sie aber noch nicht angesprochen, weil ich mich vorher mit euch abstimmen wollte.«
»Ausgezeichnet!« Dorian schlug die Beine übereinander, stützte einen Ellbogen auf ein Knie und das Kinn in die Hand. »Wir sollten schleunigst überlegen, nach welcher Taktik wir vorgehen wollen.«
Parker schaute zum Film-Dschungel hinüber und entdeckte die Piccioni, die bereits entblättert und fix und fertig geschminkt worden war, so dass sie die seinerzeit verpfuschte Szene von neuem spielen konnte. Sie sah hinreißend aus. Ihr langes schwarzes Haar wirkte wie Seide. Ihre Körperproportionen waren gleichsam ideal: lange, gerade Beine, runde Hüften, volle Brüste, ein kleiner, aber straffer Po. Nirgendwo saß ein Quäntchen zu viel Fett.
»Das ist doch die dickste Überraschung an diesem Morgen.« Jeff Parker drehte sich wieder um und ließ sich auf den Klappstuhl neben Dorian sinken. »Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass die Dame erscheint. Rian, das müssen wir ausnutzen! Gebt mir die Chance, die wichtigsten Szenen in den Kasten zu bekommen, dann kann mit den Trickspezialisten von mir aus geschehen, was ihr wollt.«
Der Dämonenkiller lächelte feinsinnig. »Das ist ganz in meinem Sinn, Jeff. Und ich glaube, auch Coco hat nichts dagegen einzuwenden. Wir werden die Japaner im Auge behalten und ihre Reaktionen studieren. Natürlich haben sie bemerkt, dass eine Theriak-Zigarette und die Tuschpinselzeichnung entwendet worden sind. Es ist gut möglich, dass sie sich verraten.«
Etwas später traten die Trickspezialisten ein. Hajime Tanaka trug eine gleichgültige und abwesende Miene zur Schau, seine Mitarbeiter ebenfalls. Langsam schritten sie zum Regisseur hinüber. Der wechselte ein paar Worte mit ihnen, nickte und lachte.
Tanaka kam herüber und nahm neben Coco Platz. Seine Begleiter setzten sich stumm und steif neben ihn. Sofort bemerkte Coco wieder jenen eigentümlichen Geruch.
Jeff Parker begrüßte die fünf knapp, dann stand er auf und wechselte zu dem vollzählig versammelten Team über. Ein neuer Regieassistent war engagiert worden. Sein Name lautete Giulio Machiavelli. Er war ein großer, muskulös wirkender Mann mit blonden Haaren. Seinem Äußeren nach hätte man ihn wohl eher für einen Athleten gehalten.
Dorian warf Hajime Tanaka einen Seitenblick zu. Erstaunlicherweise wandte sich dieser plötzlich ihm und Coco zu und sagte: »Es wird alles sein Ende haben.«
»Was wird sein Ende haben?«
»Alles.«
Der Dämonenkiller ging nicht weiter darauf ein.
Tanaka blickte wieder stumpfsinnig vor sich hin. Er schaute sie nicht an, sondern sah durch sie hindurch, als wären sie transparent. Es stand außer Zweifel, dass er berauscht war. Deshalb hatte es überhaupt keinen Zweck, sich auf eine Konversation mit ihm einzulassen; es kam doch nichts dabei heraus.
Die Kameras waren in ihre Positionen gebracht worden, die Beleuchtung bedurfte keiner Korrekturen mehr, und auch der Tonmeister gab sein Zeichen. Laura Piccioni wurde von zwei Helfern an den Eukalyptusbaum gekettet. Ihr Hals- und Hüftschmuck klirrte leise.
»Gut so!«, sagte Giampaolo Lazzerini. »Laura, du solltest das rechte Bein ein wenig anwinkeln und das linke ausstrecken! Ja, so ist es prächtig! Denke daran, dass du in dem Moment, in dem das Monster auf dich zugestapft kommt, zu ihm hinüberschaust! Du hast keine Ahnung, dass Hilfe naht, und dementsprechend hysterisch musst du dich verhalten.«
Sie lachte laut. »Sollte mir nicht schwer fallen. Ich habe ja Übung darin.«
»Die ersten Einstellungen brauchen wir nicht nachzudrehen, denn die sind ja durchaus zu verwenden«, sagte Lazzerini zu dem Scriptgirl. »Haben Sie das notiert, Bice?«
»Habe ich.«
»Einstellung 606!«, ließ Giulio Machiavelli seine Stimme durch das Megaphon dröhnen. »Wir fangen an. Kamera eins fertig?«
»Fertig.«
»Kamera zwei?«
»Fertig.«
Dorian beobachtete die Schauspieler und Statisten, die auf den Stuhlreihen neben und hinter Lazzerini und seinem Stab hockten. Einige machten gespannte Gesichter, andere hatten eher gelangweilte Mienen aufgesetzt. Jeff Parker saß neben Caterina Schifano; er hatte ihr einen Arm um die Schultern gelegt.
Marina Ferrera hatte ihren Platz gleich neben Caterina. Sie schaute auf die hüllenlose, an den Baumstamm gefesselte Laura Piccioni, und
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