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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Angst vor mir hatte, wie ich vor ihr?
    Clay konnte sie nicht um eine Erklärung bitten, denn sie verschwand bereits senkrecht in der Tiefe. Wenige Flossenschwünge später bog sie um einen versunkenen Turm, der sich in für Menschen unerreichbaren Tiefen befand. Alles was von der Nixe zurückblieb, war der Silberstab in Clays Händen. Er drückte ihn fest an seine Brust, wie einen Schatz, den er nicht mehr hergeben wollte. Seltsamerweise verspürte er keinerlei Furcht, dass die Nixe mit Verstärkung zurückkehren könnte. Am liebsten hätte er sogar auf sie gewartet.
    Es war die reine Atemnot, die ihn zurück an die Oberfläche trieb.
    ***
    Westküste von Meeraka, Frühjahr 2518
    Rayy strich sich fröstelnd über die Oberarme, während er vergebens die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchbohren versuchte. Ein wärmendes Feuer wäre jetzt genau das Richtige gewesen, aber er wagte nicht mal ein paar Funken mit den Feuersteinen zu schlagen. Aus Angst, der Flammenschein könnte die Dämonen anlocken, die bereits ein blitzendes Strafgericht über Maddrax und seine Gefährten herabbeschworen hatten.
    Rayy hatte das unheimliche Schauspiel nur aus der Ferne beobachtet, trotzdem war ihm das Herz gewaltig in die Hose gerutscht. Ich hirnverbranntes Wakudahirn, haderte er laufend mit sich selbst. Warum habe ich mich nur in die Todeszone gewagt?
    Am liebsten wäre er sofort in Richtung Süden geflohen, aber leider besaß er nicht die scharfen Augen eines Nosfera, für den die Nacht keine Balken hatte. Ohne Blairs Führung hätten sie nie im Schutz der Dunkelheit hierher gefunden, das wusste er genau.
    Komm endlich zurück, Bluthexe!, wünschte Rayy sich immer wieder. Nicht weil er sich um Blair sorgte, sondern weil er nicht länger alleine im Dunkeln hocken wollte.
    Ein Blätterrascheln ließ ihn zusammenfahren. Das kam von dem Maulbeerenbusch dort drüben, keine zehn Schritte entfernt. Dabei wehte kein Lüftchen, das an den Ästen zerren konnte! Das konnte nur bedeuten…
    »Da bin ich wieder!« Der Geruch von frischem Blut streifte über seinen Hals, als die Stimme dicht hinter ihm erklang.
    Blair hatte sich unbemerkt in seinen Rücken geschlichen. Aus reiner Boshaftigkeit! Nur um ihre Überlegenheit bei Nacht zu beweisen! Rayy unterdrückte den Laut des Entsetzens, der ihm über die Lippen schlüpfen wollte. Nein, diese Blöße würde er sich bestimmt nicht vor ihr geben.
    »Wieso hat das so lange gedauert?«, raunzte er, um von seinen Ängsten abzulenken.
    »Ich hatte Hunger.« Blair schmatzte laut vernehmlich. »Die Shassen hier sind sehr zutraulich. Es hat mir fast das Herz gebrochen, den kleinen Schmuser zur Ader zu lassen.«
    Der Gedanke, dass ihre Lippen noch mit Blut verschmiert sein könnten, ließ Rayy erschauern. Ekelhaftes Weib! Wenn sie doch nur nicht so nützlich wäre. »Was war das für ein Gewitter?«, fragte er leise. »Sah aus wie ein Strafgericht!«
    »Das sollte es auch«, kicherte Blair, entgegen ihrer sonst so stillen und ernsten Art. Der frische Bluttrunk beschwingte sie wohl ein wenig. Munter plappernd fuhr sie fort: »Wie es scheint, stecken die Fishmanta'kan hinter dem Schrecken, der hier verbreitet wird. Aber weißt du, was das Beste ist? Dieser Maddrax kennt sie von früher, und er sagt, dass sie in Wirklichkeit vollkommen friedlich sind. Sie gebärden sich nur furchterregend, damit die Menschen ihnen aus dem Weg gehen!«
    »Tatsächlich?« Kayy konnte nicht den erleichterten Unterton verbergen, der sich in seine Worte mischte. »Das wird unseren Clan sehr interessieren!«
    ***
    Die Türme von Sisco, 2486
    »Topo ist zurück!« Der begeisterte Ruf wurde von Fischer zu Fischer getragen, während alle über das Dach liefen, um sich persönlich vom Wahrheitsgehalt der Nachricht zu überzeugen. Kendro, Piar und Clay mischten sich ebenfalls unter die Reihen der Schaulustigen, die sich am Sims der Rückfront drängten. Es dauerte nicht lange, bis ihre geübten Augen das Boot erspähten, das die im Norden gelegenen Landzunge umschiffte.
    »Es ist die Lischette«, bestätigte Kendro erleichtert. »Ich erkenne die Form ihres Segels.«
    Gelöste Stimmung machte sich breit. Die letzten Tage, die sie in Furcht vor den Steppenreitern und den Fishmanta'kan verbracht hatten, waren plötzlich vergessen. Es bedurfte nur noch einer Kleinigkeit, um alle Last von ihren Schultern zu nehmen…
    Endlich blinkte es am Bug der Lischette drei Mal grell auf. Für den unbedarften Beobachter nichts Ungewöhnliches. Nur

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