058 - Sub Sisco
er an die Reling. Ihm folgten zwei Männer in viel zu engen Leinenhemden, die keinem seiner Besatzungsmitglieder ähnelten. Steppenreiter?
»Ahab, Xaala«, grüßte Topo zurück. »Bist du es, Clay?«
Der junge Fischer bestätigte knapp und wartete ab, was weiter geschah.
Topo sah kurz über seine linke Schulter, als ob er mit seinem Hintermann reden würde.
Vermutlich erhielt er irgendwelche Anweisungen. Die Besatzung der Xaala sollte es nie erfahren, denn der stämmige Fischer beugte plötzlich seinen Oberköper weit über die Reling und brüllte: »Hau ab, Clay! Die Barbaren sind an Bord! Sie wollen, dass wir…«
Der Satz endete mit in einem gequälten Schrei.
Augen und Mund weit aufgerissen, schien Topo einen Moment lang wie erstarrt. Als er endlich vornüber sackte, gab er die Sicht auf eine blutbefleckte Klinge frei, die der linke Hintermann in Händen hielt. Der Stich hatte eine tiefe Wunde in Topos Rücken hinterlassen, aus der es rot hervorsprudelte. Ohne einen Laut von sich zu geben, kippte er über die Reling hinweg und stürzte ins Wasser. Erst jetzt wurde sichtbar, dass seine Füße mit eisernen Schellen aneinander gekettet waren. Ohne jede Chance auf Flucht war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich dem Willen der Peiniger zu fügen. Bis er für sie nutzlos wurde.
Topo versank wie ein Stein im Wasser. Ein Mann, den sie alle von Kindesbeinen an kannten, starb vor ihren Augen. Weggeworfen wie ein zerrissenes Netz, das niemanden mehr nutzte.
Ein wutentbrannter Schrei drang über Clays Lippen. Ehe der junge Fischer recht wusste, was er da tat, holte er schon mit der Harpune aus. Die Entfernung war viel zu groß für einen sicheren Wurf, trotzdem spannte er alle Muskeln an, nahm mit der ausgestreckten Linken Maß und wuchtete die schwere Waffe davon.
Der schmale Schatten durchmaß die Distanz zwischen den Booten und bohrte sich tief in die Brust des feixenden Mörders, der nach hinten über kippte. Die Harpune folgte der Bewegung, bis sie aufrecht in die Höhe ragte. Nicht das kleinste Zittern lief durch den Schaft.
Sein Nebenmann tauchte hinter der Reling ab und stieß einen lauten Warnruf aus. Darauf zeigte sich, dass von den Gestalten, die sich an Bord tummelten, niemand mehr zu alten Mannschaft gehörte. In Windeseile gingen sie in die Knie, um kein Ziel zu bieten, sprangen aber schon wenig später wieder hinter der Reling empor. In ihren Händen hielten sie gespannte Bögen, deren Pfeilspitzen auf die Xaala deuteten.
»Deckung!«, warnte Clay einige Kameraden, die seinem Beispiel mit der Harpune folgen wollten.
Sofort warfen sich alle flach auf die Planken, um dem heransausenden Pfeilschwarm zu entgehen. Die Geschosse jagten über das Boot hinweg. Einige hackten in die Bordwand, die meisten versanken jedoch klatschend im Wasser.
Wie durch ein Wunder wurde keiner getroffen. Keiner außer Piar, die mutig am Ruder ausgeharrt hatte.
Als sie sah, dass Clay ihr zur Hilfe eilen wollte, rief sie hastig: »Bleib in Deckung! Es ist nur ein Fleischwunde!« Ein tapferes Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie von der Stützducht rutschte, um die Angriffsfläche zu verkleinern. Die Ruderpinne hielt sie weiter fest umklammert. Trotz der Verletzung war sie nicht eine Handbreit vom Kurs abgewichen.
»Wohin soll es gehen, Bootsältester?«, fragte sie. Mehr nicht. Große Worte waren nicht nötig. Ihre gesamte Körperhaltung drückte die Bereitschaft zum Kampf aus.
Sie mit dem gefiederten Schaft im Körper zu sehen - zum zweiten Mal innerhalb eines Sommers -, trieb Clay die Tränen in die Augen. Nahm der Terror niemals ein Ende? Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Nun war es genug, nun sollten die Steppenreiter für ihre Taten büßen.
»Rammkurs!«, befahl er mit zitternder Stimme.
Ein neuer Pfeilhagel zischte über die Xaala hinweg, doch davon ließ sich die Mannschaft nicht aufhalten. Clay und Judd rissen ein paar Weidenkörbe zwischen den Duchten hervor, in denen Fangleinen für die Harpunen aufbewahrt wurden. Im Bug übereinander gestapelt, boten sie einen hervorragenden Schutz gegen die feindlichen Salven.
Der Wind blähte die Segel, die Distanz zur Lischette schmolz dahin. Drüben gab es keinen Seemann mehr, der ihren Manövern Paroli bieten konnte, das war deutlich zu spüren. Statt das Seil zu den Flößen zu kappen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, setzte man dort auf Unterstützung von der Küste.
Einer der falschen Fischer hob ein ausgehöhltes Biisonhorn an die
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