058 - Todesschwadron des Geister
Ungeborenes
ruht...
Bernard
Wellmann fühlte sich wohl in der Erde. Alle Erinnerungen an seine frühere
Existenz waren von ihm abgefallen.
Alle? Nein!
Er wußte noch genau, wer Susann war, aber eigentlich nur, daß sie über magische
Fähigkeiten verfügte, die es ihm verwehrten, in ihr Haus zu gelangen. Und er
wußte, daß sie Männer sammelte wie Schmetterlinge, um sie zu töten.
Dabei glaubte
er nicht, daß er ihr typisches Opfer war. Er hatte sie durch Zufall
kennengelernt und längere Zeit mit ihr zusammengelebt. Und sie hatte nichts von
seinem Tod, außer vielleicht eine Befriedigung. Aber nein .. . sie war nicht
verrückt. In ihrem Handeln lag ein gewisser Sinn, auch wenn er diesen noch
immer nicht durchschaute.
Er fühlte,
wie er wieder ruheloser wurde. Er mußte etwas tun ... etwas, das auch seinen
Sinn hatte.
Er mußte
Kontakt mit dem Mann suchen, der sich jetzt in ihrem Haus befand. Er hatte ihm
Träume geschickt, nächtelang, Träume, in dem er seinen eigenen Tod sah.
Und Bernard
Wellmann - oder das, was noch von ihm übrig geblieben war- wußte plötzlich, daß dieser Mann in dieser Nacht seinem Ruf folgen und
kommen würde.
Seine
fleischlosen Hände gruben das Erdreich beiseite - wie in den Nächten zuvor. Und
obwohl er es gar nicht wollte, arbeitete er sich durch die Erde vor - in die
Freiheit.
Der Strand
war ihm seltsam vertraut - genau wie das, was nun kommen würde. Oben auf dem
Deich sah er Susanns neues Opfer auftauchen.
Er winkte dem
Mann zu.
Der Mann
winkte zurück.
Er ging ihm
entgegen, doch der Mann lief davon, konnte aber seinem Schicksal nicht
entgehen.
Und dann,
sobald er ihn erreicht hatte, würde eine neue Aufgabe auf ihn, Bernard
Wellmann, warten.
Er war
gespannt darauf.
●
»Monster !« schrie die Megaphonstimme .
»Hier erleben Sie Ihre eigenen Alpträume! Und alles ohne Tricks und doppelten
Boden! Und als besondere Attraktion: Eva, das schönste und sündhafteste Weib,
das Sie je gesehen haben! Also, meine Herrschaften! Hereinspaziert!«
Iwan
Kunaritschew blickte unauffällig zu der Schaubude hinüber. Eine große
Menschentraube stand davor und hörte einem hochgewachsenen, schwarzhaarigen,
unglaublich hageren Mann zu, der die Vorzüge seines Etablissements in höchsten
Tönen lobte.
Dies war die
Bude, die ihrem Kontaktmann, John Muller, bei seinen Nachforschungen
aufgefallen war. Hier hatte sich ein Großteil derjenigen Menschen eingefunden,
die später verschwunden waren.
Unschlüssig
wartete X-RAY-7. der Jahrmarkt war gut besucht; zu gut vielleicht. Das
Menschengedränge war so dicht, daß er sich unmöglich die Bude allein näher
ansehen konnte.
Es mochte
noch Stunden dauern, bis der Jahrmarkt schließen würde.
»Wollen wir
doch mal sehen«,
brummte Iwan
Kunaritschew und setzte sich in Bewegung. Er schlich hinter einigen Buden und
Karussells entlang, immer darauf bedacht, von den Kirmesbesuchern nicht
entdeckt zu werden. Vielleicht gelang es ihm doch, unbemerkt in diese Schaubude
zu gelangen.
Er erreichte
die Rückseite des Alptraumkabinetts und mußte enttäuscht feststellen, daß sich
dort nirgendwo ein Eingang befand. »Auch nicht die feine Art«, murmelte er.
»Noch nicht mal ein Notausgang vorhanden...«
Aber etwas
bewegte sich an der Zeltplane. Iwan trat vorsichtig näher, da hörte er ein
leises: » Ooooh .«
Das erstaunte
Geräusch stammte von einem kleinen, etwa fünfjährigen Jungen, von dem
allerdings nur die Beinchen und die kurze Hose zu sehen waren. Der Rest seines
Körpers steckte unter der Plane beziehungsweise im Zelt.
»Hau ab«,
schnauzte eine andere Stimme.
» Oooh .«
»Du sollst
verschwinden, Bengel !«
»Gehörst du
hierher ?« fragte der Junge.
»Ja, verdammt
noch mal !« gab die Stimme zurück. Sie kam aus dem
Zelt. »Und jetzt verschwinde endlich .«
»Darf ich
dich anfassen, Onkel ?«
»Wil-li-am«,
rief eine andere, unverkennbar weibliche und besorgte Stimme von außerhalb des
Zeltes. »Wil-li- am!«
Offenbar
seine Mutter, dachte Iwan. Er duckte sich, damit er noch mehr im Schatten des
Zeltes verschwand und kaum mehr zu sehen war. »Wil-li-am!«
»Ich bin
hier, Mutter«, rief der Junge und begann aus dem Zelt hervorzukriechen.
Eine noch
junge, rothaarige und hübsche Frau rauschte heran, zog den kleinen William
vollends aus dem Zelt und schüttelte ihn. »Wie oft habe ich dir schon gesagt,
daß du nicht weglaufen sollst .«
»Aber ich
habe ein Monster gefunden«, protestierte der Kleine ärgerlich. Die
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