058 - Todesschwadron des Geister
. . .
»Geträumt
habe ich auch«, sagte Iwan. »Ich habe mir die Schaubude angesehen, und dann
...« Hilflos zuckte er die Achseln. »Auch ein Traum ... die Leute hielten mich
für ein Monster. Ich habe mich verändert, mein Körper war plötzlich der eines
seltsamen Fabeltieres .. . Ich konnte sogar fliegen !« Er goß die dritte Tasse Kaffee ein. »Hast du auch so
einen Hunger ?«
Larry nickte.
Wie zwei Ausgemergelte schlangen sie das Frühstück hinunter und bestellten
ausgiebige Portionen nach. Doch er konnte soviel in sich hineinstopfen, wie er
wollte, das Hungergefühl blieb.
»Ich verstehe
das nicht«, brummte Iwan Kunaritschew. »Obwohl ich jetzt nichts mehr essen
könnte, habe ich nach wie vor einen wahnsinnigen Hunger .«
»Mir geht’s
genauso»«, nickte Larry.
»Da war eine
Frau«, sagte Iwan. »Ich glaube, sie hat mich zurückverwandelt. Sie hieß Susann .«
Überrascht
blickte X-RAY-3 seinen Freund an. Schon wieder durchlief es ihn heiß und kalt,
als er den Namen hörte. Fast hätte er sogar seinen Hunger vergessen, so sehr
erfüllte ihn die Sehnsucht.
Er schnellte
vom Stuhl empor. Susann, dachte er, Susann . . . Ich muß zu ihr!
Iwan
Kunaritschew legte seine mächtige Pranke um Larrys Handgelenk und zog ihn mit
sanfter Gewalt wieder hinab. »Mit uns stimmt etwas nicht«, brummte der Russe.
»Towarischtsch . .. irgend jemand hat etwas mit uns angestellt...«
Larry
schüttelte den Kopf. Susann! Er mußte einfach zu ihr... Nur unter Aufbietung
aller Kräfte konnte er den Wunsch unterdrücken, sofort aufzuspringen und wie
ein Besessener aus dem Hotel zu stürmen.
»Und dieser
Bursche in der Schaubude ...« Iwan Kunaritschew beschrieb ihn groß, fast
unnatürlich hager, mit einem Vogelgesicht.
»Das ist
Doktor Raven !« entfuhr es Larry. »Die Beschreibung
paßt genau.
»Dr. Raven?
Aber den habt ihr doch gestern aufgesucht...«
»Jeder
Zweifel ist ausgeschlossen !« Larry war sich seiner
völlig sicher.
»Aber kein
Mensch kann sich gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten aufhalten !«
Larry
schüttelte sich. In ihm war nicht nur diese unerträgliche Sehnsucht nach
Susann, einer Frau, die er überhaupt nicht kannte, noch nie gesehen hatte,
sondern auch eine tiefe Lethargie. Seine Gedanken schienen deutlich langsamer
zu fließen als üblich.
Das
Ausbleiben von Saluta Molunde dauerte ihnen zu lange, und so gingen sie nach oben, um nach dem Rechten zu
sehen.
Mit dem
Universalschlüssel einer Hotelangestellten ließen sie in ihrer Besorgnis die
Zimmertür öffnen.
Und - fanden
das Bett unberührt!
Saluta war in
dieser Nacht überhaupt nicht in ihrem Zimmer gewesen .. .
Iwan
Kunaritschew blickte den Freund ernst an.
»Wann hast du
sie zum letzten Mal gesehen, Towarischtsch ?«
»Bei Dr.
Raven... danach nicht mehr.«
X-RAY-7 riß
sich zusammen, atmete tief durch, schüttelte den Kopf, streckte seinen
muskulösen Körper und räusperte sich. »Ich wette mit dir um eine Flasche
Mineralwasser, daß dieser Raven dahintersteckt. Er ist die Schlüsselfigur zum Geisterlord . Vertrau’ meinem Instinkt, Brüderchen!«
»Dann werden
wir ihn noch mal beehren .« Larry grinste schwach.
»Wieso gerade um eine Flasche Mineralwasser und nicht Wodka ?« fragte er.
Iwan
Kunaritschew verzog gequält das Gesicht. »Schon beim Gedanken an Wodka wird mir
übel«, gestand er ein. »Und das beweist, daß mit mir etwas ganz Furchtbares
geschehen sein muß. Ich verhalte mich unnatürlich. Ich bin krank .«
Larrys
Grinsen wurde breiter. Das war wenigstens wieder eine Andeutung von jenem Iwan
Kunaritschew, wie er ihn kannte.
●
Wenig später
stand Larry Brent erneut vor dem alten, verlassen wirkenden Haus des Doktor
Raven. Aber diesmal war nicht Saluta Molunde an seiner Seite, sondern Iwan Kunaritschew. Und
diesmal waren sie nicht gekommen, um einen Verdacht zu überprüfen, sondern
Antworten auf ganz bestimmte Fragen zu verlangen.
Larry
klopfte, aber im Innern des Hauses rührte sich nichts. Noch nicht mal ein
Krächzen war zu hören. Auch Iwan pochte gegen die Tür. Auch das blieb ohne
Erfolg.
»Scheint
ausgeflogen zu sein, der Herr Doktor «, stellte Larry fest. »Oder er schläft .«
»Mitten am
Tag ?« brummte Iwan.
Larry drückte versuchshalber die Klinke, doch die Tür war
verriegelt.
»Vielleicht
kommen wir von hinten ins Haus«, schlug Larry vor und ging an der Hausmauer
entlang. Dabei wunderte er sich über sich selbst. Sie hatten allen Grund zu der
Annahme, daß dieser Raven ein
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