0581 - Die Geistermutanten
Zeit mit nutzlosem Gerede."
Sein Einlenken kam für Savrins Geschmack etwas zu schnell.
Er beschloß, vorsichtig zu sein.
„Wir fahren sofort los", antwortete er.
3.
Am zweiunddreißigsten Tag des Monats Eizhel, dem letzten Tag des Jahres 6333 seit der Gründung des Reiches: Unsere Aufgabe ist vollendet. In einem unterirdischen Saal auf dem Erdteil Lemuria des Planeten Lemur lagern Milliarden und Abermilliarden befruchteter Keimzellen, jederzeit bereit, dem beschleunigten Reifeprozeß unterworfen zu werden und sich innerhalb weniger Wochen - oder weniger Tage, wenn es sein muß - in erwachsene Menschen zu verwandeln, die nur ein Ziel kennen: dem Reich zu dienen und den Feind zu vernichten.
Wir selbst - ich, Vauw Onacro, und meine Mitarbeiter - haben Ruhe verdient. Wir wissen nicht, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem man unserer Synthos bedarf. Als wir begannen, lag das Problem darin, Mannschaften für Raumschiffe zu züchten.
Jetzt, da wir die Mannschaften haben, gibt es kaum mehr Schiffe, die wir mit ihnen bemannen könnten.
Manchmal packt uns die Verzweiflung, und wir sind bereit zu glauben, daß das Reich endgültig geschlagen ist. Daß wir den Krieg verloren haben und der Triumph den Haluterbestien gehört.
Viele haben die Heimat verlassen und suchen in der benachbarten Galaxis eine Welt, auf der sie die Tradition des Reiches fortsetzen können.
Aber solche Gedanken sind defätistisch, und man darf ihnen nicht gestatten, das Bewußtsein zu beherrschen. Solange wir noch atmen, ist der Kampf nicht beendet. Was wir in erster Linie brauchen, ist Geduld. Der Zeitpunkt wird kommen, in dem man nach unseren Synthos verlangt, und dann werden sie aus ihren Reifezellen strömen: Tausende, Millionen, Milliarden. Es wird der Augenblick des höchsten Triumphes sein, und die Stunde des Todes für den Feind.
Wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, bis dieser Augenblick kommt. Vielleicht Tage - obwohl keiner von uns daran glaubt - vielleicht Wochen, Monate oder Jahre. Vielleicht sogar Jahrhunderte. Es ist möglich, daß die Stunde des Triumphes soweit von uns entfernt liegt, daß keiner von uns sie mehr erleben würde, weil er längst vorher gestorben wäre. Dagegen müssen wir uns sichern. Meine Mitarbeiter und ich werden die Zeit im Zustand des Tiefschlafs verbringen. Wenn man uns braucht, kann man uns wecken. Wir wollen dabei sein, wenn unsere Syntho-Heere sich in den Kampf werfen.
Bis zur letzten Sekunde haben wir um den Erfolg unseres Projektes gebangt. Die Experimental-Synthos, die wir züchteten, entsprachen unseren Erwartungen. Sie waren intelligent, mit Wissen vollgepfropft, kampfeswillig, furchtlos und gehorsam.
Wenn wir ihnen befahlen, die Schädel gegen die Wand zu schlagen, dann taten sie es. Wenn wir ihnen auftrugen, durch die Schleuse unserer Station Anorrom ohne Schutzanzug in den Weltraum hinauszuspringen, dann taten sie es. Ihr Leben gilt ihnen nichts. Der Befehl ihres Vorgesetzten ist ihnen göttliches Gesetz. Ihr einziger Drang ist, der Sache des Reiches zu dienen.
Die Kommandanten unserer Raumschiffe sind verantwortungsbewußte Männer. Keinem von ihnen würde es einfallen, die Fähigkeiten der Synthos anders als zum Besten des Reiches einzusetzen. Aber die Frage erhob sich doch, was geschehen würde, wenn einer der Kommandanten den Verstand verlor. Würden die Synthos auch dann noch seinen Befehlen gehorchen? Welcher Grundsatz war stärker, der des unbedingten Gehorsams oder der Dienerschaft zum Wohl des Reiches?
Wir stellten einige Versuche an. Ich befahl den Synthos, meine Mitarbeiter anzugreifen und gefangenzunehmen. Ich stellte ihnen dar, daß das Reich ein verlogenes Gebilde sei, konstruiert zum Nutzen einiger weniger, die die Massen der Bürger in den Kampf gegen einen hoffnungslos überlegenen Gegner und damit in den Tod trieben. Das Resultat war verblüffend und erschreckend zugleich. Das Wohl des Reiches galt ihnen plötzlich nichts mehr.
Ihr Drang, stets zu gehorchen, veranlaßte sie, meine Worte für bare Münze zu nehmen. Sie griffen meine Mitarbeiter an, und wir hatten Mühe, sie aus den Händen der kampfeslustigen Synthos zu befreien.
In der Atmosphäre absoluter Loyalität, die in unserer Station herrschte, hatten wir eine schwerwiegende Möglichkeit völlig übersehen. Kommandeure, die plötzlich den Verstand verlieren und ihre Synthos mißbrauchen, gibt es selten. Um so öfter kann es dafür vorkommen, daß die Besatzung eines Raumschiffs dem Feind in die
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