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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sah ihn an.
    »Seine Gedanken«, flüsterte sie.
    Zamorra wartete ab.
    »Seine ersten und letzten Gedanken«, fuhr Monica nach einer Weile fort. »Er erwachte plötzlich, und dann starb er. Und er schrie…«
    Auch die anderen hatten ihn schreien gehört, den eigenartigen Dämon. Aber Monica meinte etwas anderes.
    Die Telepathin hatte seine Gedanken wahrgenommen! Und mit seinen Gedanken hatte er geschrien!
    »Er schrie in Gedanken: Nicht schon wieder! Nicht noch einmal sterben…!«
    ***
    Verblüfft starrte Robin das treibende Etwas an. Es ähnelte einem Menschen.
    Eine Wasserleiche?
    Er trat näher ans Rhône-Ufer.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Er lief der treibenden ›Wasserleiche‹ nach, mußte ein Gebäude umrunden, das zu nahe am Fluß stand und an dem er nicht vorbeikam, und als er wieder ans Ufer trat, war von der mutmaßlichen Wasserleiche nichts mehr zu sehen.
    Er spähte in beide Richtungen. Nirgendwo mehr war etwas zu entdecken. Die ›Wasserleiche‹ war verschwunden.
    War sie nicht gegen den Strom geschwommen?
    »Unmöglich«, murmelte Robin. »Du spinnst, mein Guter. So was gibt's nicht.«
    Dennoch…
    Seufzend zog er das per Clipfutteral am Gürtel hängende Handy hervor und tastete eine Nummer ein.
    »Robin hier, Mordkommission. Könnt ihr mal zwischen Caluire und Miribel die Rhône checken? Mir war so, als triebe eine Leiche auf dem Wasser.« Er gab eine kurze Standortbeschreibung durch.
    »Wird erledigt, Kollege. Als wenn wir nicht schon genug Arbeit hätten…«
    Und dann fanden sie - nichts.
    Chefinspektor Pierre Robin schien einer fata morgana aufgesessen zu sein…
    ***
    »Nicht noch einmal sterben…« wiederholte Zamorra.
    »Man lebt nur zweimal«, spöttelte Rob Tendyke. »Sagt zumindest James Bond.«
    Zamorra runzelte die Stirn. Ausgerechnet von Tendyke mußte diese Bemerkung kommen, von dem Mann, der seit seiner Geburt vor rund einem halben Jahrtausend schon einige Dutzend Male gestorben war…
    »Der Dämon hatte eine furchtbare Angst vor dem Sterben«, sagte Uschi leise. »Er erinnerte sich wohl an seinen ersten Tod und wollte ihn nicht noch mal erleben - zumal er wohl im Moment des Erwachens ganz kurz Hoffnung geschöpft hatte, doch weiterleben zu können. Aber da brannte er auch schon im Amulett-Feuer. So viel Angst und Verzweiflung… Sein erster Tod muß entsetzlich gewesen sein.«
    Ted Ewigk zuckte mit den Schultern.
    »Er war ein Dämon, also dürfte er zeitlebens niemals Rücksicht auf Menschenleben genommen haben, hat sich vermutlich an ihrer Qual, Verzweiflung und Angst geweidet. Warum sollte es ihm da besser ergehen als jenen, die einst seine Opfer waren? Versucht es mal von dieser Warte zu sehen. Dämonen sind keine Menschen, sie sind magische Ungeheuer, die wahllos quälen und grausam morden oder die versklavte Menschen für sich morden lassen - Teufelsanbeter und Satanspriester massakrieren Menschen auf ihren schwarzen Blutaltären, um den von ihnen beschworenen Dämonen neue Kraft zu bieten. Dämonen sind schlimmer als Raubtiere. Ich habe kein Mitleid für das Ungeheuer, das eben zu Asche geworden ist.«
    »Du hast das Sterben nicht miterlebt«, erwiderte Uschi. »Du steckst voller Haß gegen die Dämonen, weil einer dir die Frau genommen hat, die du geliebt hast.« [3]
    »Das ist lange her«, murmelte Ted Ewigk. »Ich habe meinen Haß überwunden, sonst müßte ich ja auch Robert hassen. Er ist der Sohn eines Dämons, oder etwa nicht? Nein, ich hasse nicht. Ich verabscheue diese Bestien nur, und ich werde sie immer bekämpfen, solange ich lebe.«
    Tendyke seufzte. »Entschuldige, daß ich geboren wurde«, sagte er sarkastisch. »Leider hatte ich nicht das Privileg, mir meinen Vater und meine Abkunft aussuchen zu dürfen. Und glaub mir, ich war nie stolz darauf, der Sohn des Asmodis zu sein. Dieser Fluch wird mich noch in tausend Jahren verfolgen.«
    »Ich habe es nicht so gemeint«, verteidigte sich Ted.
    »Das weiß ich«, erwiderte Tendyke. Er sah Zamorra nach, der sich von der kleinen Gruppe abgesetzt hatte und am Loire-Ufer entlang trabte, der davontreibenden Dämonenasche nach.
    Die Zwillinge ließen sich aneinandergelehnt im Gras nieder, Tendyke setzte sich zu ihnen und redete ihnen leise zu.
    Nach vielleicht fünfhundert Metern war Zamorra auf Höhe der im Fluß treibenden Asche. Noch mal so weit, und sie erreichte das Dorf.
    Der Parapsychologe fragte sich, ob dort vorhin niemand das gegen den Strom treibende Etwas bemerkt hatte. Vermutlich nicht, sonst

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