0581 - Wo Dämonen sterben ...
gemacht.«
»Was sind das für Zeichen?«
»Drachenmagie«, erklärte Fooly. »Ich habe sie ein wenig menschlichem Denken angepaßt. Glaube mir - du kannst damit arbeiten. Es wird keine Probleme geben.«
Der Parapsychologe schüttelte den Kopf.
Immer wieder zeigte sich der Drache von einer unerwarteten Seite.
Zamorra dachte daran, was Fooly in der Mardhin-Grotte für Nicole und Byanca getan hatte. Er hatte sie beide zurück ins Leben gerufen. [4]
Mehr und mehr hatte er das Gefühl, daß der Jungdrache den Tolpatsch nur spielte. Der kleine fette Bursche hatte es faustdick hinter den Ohren!
Zamorra beschloß, ihm auch diesmal zu vertrauen.
»Wie soll ich vorgehen?« fragte er. »Ich kenne mich mit Drachenmagie nicht besonders gut aus.«
»Tu einfach, was du auch ohne mich getan hättest. Ich sagte doch schon, ich habe die Drachenmagie menschlichem Denken angepaßt!«
Zamorra nickte. »Mach mich aber darauf aufmerksam, wenn ich was falsch mache.«
»Du kannst nichts falsch machen, Chef«, versicherte der Drache. Er näherte sich dem Amulett.
Unwillkürlich hielt Zamorra den Atem an, als Fooly die Hand ausstreckte - aber dann zog Fooly sie wieder zurück.
»Böse Asche«, sagte er leise, und über seinen Nüstern züngelten sekundenlang kleine Flämmchen. »Böse Asche…« Dann watschelte er zur Tür.
»Warte!« verlangte Zamorra.
Aber Fooly hatte das ›Zauberzimmer‹ bereits verlassen.
Er zog die Tür hinter sich zu. Etwas knackte, knirschte und krachte.
Mit ein paar schnellen Schritten war Zamorra an der Tür, griff nach der Klinke - und hielt sie in der Hand.
Die Teile eines zerbrochenen Haltestiftes fielen zu Boden.
Mit einer stillen Verwünschung steckte Zamorra die Klinke wieder ein, öffnete die Tür jetzt etwas vorsichtiger. Draußen stand Fooly und sah die äußere Klinke erstaunt an, die er in seiner Hand hielt.
»Die ist an mir klebengeblieben«, kam er Zamorras Vorwürfen zuvor. »Ich kann nix dafür, Chef, gaaaanz bestimmt nicht. Irgendwer muß Leim drangeschmiert haben. Hier, siehst du? Ich kriege sie nicht von der Hand los.«
Er schlenkerte selbige kräftig - und die Türklinke flog schwungvoll durchs geschlossene Korridorfenster davon, einen recht dekorativ gezackten Stern aus nicht mehr vorhandenem Glas in der Scheibe hinterlassend.
»Das ist aber komisch«, säuselte Fooly. »Das verstehe ich nun wirklich nicht. Gerade hat es noch fürchterlich geklebt… Na, ich glaube, ich gehe jetzt lieber. Mal sehen, wie die Stimmung bei den anderen ist.« Damit watschelte er auf seinen kurzen Beinen davon.
Von draußen, aus dem Innenhof des Châteaus, erklang ein Wutschrei, der Zamorra ans Fenster lockte.
Er sah Butler William, der sich soeben aufrichtete, die Türklinke in der einen Hand und mit der anderen eine schwellende Beule am Hinterkopf betastend. »Wer war das? Foooolyl«
»Soviel zum Thema Stimmung bei den anderen«, murmelte Zamorra. »Ich fürchte, die Versicherung wird uns bald den Vertrag kündigen oder die Prämien so drastisch erhöhen, daß wir das ganze Château verpfänden müssen…«
***
Zamorra ging zurück ins ›Zauberzimmer‹ und trat wieder an den Tisch. Die Asche haftete immer noch am Amulett. Mit einem hölzernen Schaber versuchte Zamorra sie abzukratzen. Vorhin im Wasser war sie ihm durch die Finger und selbst durch die enggewebten Fasern seines Hemdes geglitten, jetzt blieben sie am Amulett kleben und wollte sich einfach nicht mehr ablösen lassen. Gerade so, als sei sie mit dem silbrigen Material der Zauberscheibe verschweißt worden.
Böse Asche.
Den Gedanken, daß sich diese Ascheflocken vielleicht nie mehr ablösen lassen würden, verdrängte Zamorra sofort wieder. Er ärgerte sich nur, daß er sich so beeilt hatte in der Befürchtung, sie würden abfallen, bevor er im ›Zauberzimmer‹ ankam.
Vorsichtig legte er das Amulett in den Zentralkreis, suchte seinen eigenen Platz, und dann begann er mit dem Zauber.
Für eine Weile geschah gar nichts.
Zamorra störte sich nicht daran. Manche Magie benötigte ihre Zeit.
Er konzentrierte sich auf das, was er erreichen wollte.
Aber es wurde - was anderes daraus!
Er fand nichts über die Substanz an sich heraus. Statt dessen entstand etwas.
Ein Bonsai.
Zumindest sah es so aus.
Ein winziger, knorriger Baum mit vielen Ästen. Er wuchs auf dem Amulett empor, aber er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Menschen, wie es Zamorra bei dem ›treibenden Baumstamm‹ zeitweise vorgekommen war.
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