0581 - Wo Dämonen sterben ...
Dieser Baum hier war in seiner Form ganz normal, nur eben kaum größer als eine Handspanne.
Böse Asche.
Langsam streckte Zamorra die Hand aus.
Dann - rief er das Amulett!
Diesmal geschah genau das, was er erwartete, Merlins Stern materialisierte unmittelbar in seiner Hand. Ohne Bonsai-Bäumchen, das blieb unten zurück.
Mit einem leichten Ruck senkte es sich um die wenigen Millimeter, die das Amulett unter ihm an Platz eingenommen hatte. Seine Wurzeln lagen nicht mehr auf der Silberscheibe, sondern auf dem Holzfußboden des ›Zauberzimmers‹.
Und sie drangen sofort ein!
Der Holzfußboden im ›Zauberzimmer‹ war ja auch etwas ganz anderes als jenes fremdartige Metall, entstanden aus der Kraft einer entarteten Sonne, als der Zauberer Merlin vor fast einem Jahrtausend einen Stern vom Himmel geholt hatte, um daraus das Amulett zu formen.
Die Wurzeln des Bäumchens gingen mit dem Holzfußboden sofort eine Verbindung ein, störten sich nicht daran, daß dieses Holz poliert und imprägniert und dadurch eigentlich giftig war.
Böser Bonsai.
Zamorra verließ den magischen Zirkel und betrachtete das abgeschirmte Gebilde von außen.
Tief atmete er durch.
Wenigstens wuchs das Bäumchen nicht weiter an. Es begnügte sich damit, daß es die Wurzeln ins Holz des Fußbodens geschlagen hatte.
Böse…
Zamorra runzelte die Stirn. Das Amulett hatte an der Asche keine Schwarze Magie mehr feststellen können, denn sonst hätte es anders reagiert - und schließlich wäre Zamorra mit der Asche nicht durch die weißmagische Abschirmung gelangt, die Château Montagne wie eine Kuppel umschloß und auch die Regenbogenblumen absicherte.
Aber warum hatte Fooly die Asche dann als böse bezeichnet?
Was wußte der Drache? Und warum erzählte er nichts darüber?
Immerhin hatte er einen Zauber vorbereitet.
Doch war es der richtige Zauber gewesen? Hatte der Jungdrache es nicht vielleicht doch vermurkst? Zamorra hattet schließlich nicht das herausgefunden, was er in Erfahrung hatte bringen wollen.
»Probieren wir's also anders«, murmelte er und wollte ein paar eigene Zeichen und Symbole anbringen.
Aber - am Amulett haftete keine weitere Asche mehr, die er untersuchen konnte.
Und den Bonsai würde er umpflanzen müssen, wenn er ihn mit seinen ganz eigenen Methoden untersuchen wollte, es sei denn, er würde Foolys Schutzkreise verändern und damit öffnen. Wenn allerdings wirklich etwas Negatives in dem Mini-Baum lebte, konnte das gefährlich sein.
Château Montagne war nicht hundertprozentig sicher.
Die weißmagische Abschirmung verhinderte zwar, daß etwas Dämonisches eindrang, aber wenn es auf irgendeinem Weg dennoch hereingekommen war, half die Barriere nicht mehr. Das hatte sich schon einige Male gezeigt.
In einem solchen Fall war die Abschirmung vermutlich sogar recht schlecht - wahrscheinlich verhinderte sie dann, daß das Dämonische das Château wieder verlassen konnte!
Solange Zamorra nicht genau wußte, was es mit der Asche und mit dem Bäumlein auf sich hatte, durfte er es also nicht riskieren, den Zauberkreis in seiner Struktur zu verändern.
Wieder kam ihm ein Gedanke, den er schon an der Loire gehabt hattet… War es eine Falle?
War dies irgendein Trick, um ein schwarzmagisches Potential ins Château einzuschmuggeln?
Aber hier gab's ja auch noch andere Möglichkeiten.
Denn jetzt war der Dhyarra-Kristall in erreichbarer Nähe.
Zamorra wechselte in sein Arbeitszimmer hinüber, holte den Sternenstein und vorsichtshalber auch eine der Laserwaffen aus dem Tresor. Mit dem Blaster konnte er in Sekundenbruchteilen ein Feuer entfachen, in dem Schwarzmagisches verglühen mußte.
Zurück im ›Zauberzimmer‹ griff er zur magischen Kreide und zeichnete neue, eigene Kreise und Zeichen an einer anderen Stelle des Zimmers auf, denn erfreulicherweise war der Raum ja groß genug.
Platzmangel war im Château Montagne noch nie ein Thema gewesen…
Zamorra arbeitete so sorgfältig wie möglich. Er konnte es sich nicht leisten, einen Fehler zu begehen, denn wenn es um Magie ging, egal ob Schwarze oder Weiße, konnten selbst geringe Fehler tödlich sein.
Schließlich, als er seine Zeichen und Symbole nochmals genau überprüft hatte, widmete er sich wieder dem Bonsai.
Er aktivierte den Dhyarra-Kristall 4. Ordnung und wies ihn an, eine Schutzsphäre um das Bäumchen zu legen, durch Foolys Schutzkreise hindurch.
Sekundenlang flimmerte die Luft. Zamorra verspürte starke Kopfschmerzen, die plötzlich einsetzten. Sie
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