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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und immer nach der neuesten Mode gekleidet. Dadurch unterschied er sich eklatant von seinem Vorgesetzten, dessen Outfit meist recht nachlässig wirkte.
    Auch jetzt, bei hochsommerlichen Temperaturen, verzichtete Brunot nicht auf einen eleganten Westenanzug in modernsten Sommerfarben. Manchmal fragte sich Robin, wie Brunot diese modischen Eskapaden von seinem doch nicht gerade üppigen Polizistengehalt finanzieren konnte.
    »Raten Sie mal, was ich gestern für eine Geschichte gehört habe, Chef«, begrüßte Brunot seinen Vorgesetzten im noch morgendlichkühlen Büro.
    Robin war nicht auf Rätselraten erpicht.
    »Erzählen Sie schon.« Robin sichtete den Eingangskorb der morgendlichen Post und den Stapel unerledigter Akten, seufzte und schob alles großzügig zu Brunot hinüber.
    Der runzelte befremdet die Stirn. »Muß das sein, Chef?«
    »Fangen Sie schon an«, maulte Robin, er selbst holte sein Pfeifenbesteck und den Tabak hervor.
    Brunot wußte nicht, ob er den Stapel Akten damit meinte oder seine ›Geschichte‹, entschied sich aber für letzteres und begann zu erzählen.
    »Joel Wisslaire rief mich an. Ist ein alter Freund, wir sind nämlich mal zusammen zur Polizeischule gegangen. Jetzt bin ich hier, und er rennt sich in Roanne die Hacken ab. Er berichtete mir von einem äußerst seltsamen Erlebnis, das Sie vielleicht auch interessieren könnte. Schließlich ist Ihr Freund doch dieser Zamorra, der sich immer wieder gerne mit so verrückten Sachen beschäftigt.«
    »Wird das etwa eine von diesen Geistergeschichten?« fragte Robin, der Chefinspektor der Mordkommission Lyon, mißtrauisch. »Die erzählen Sie dann lieber dem Professor selbst. Für Roanne sind wir schließlich nicht zuständig. Weil's eine andere Stadt und überhaupt ein anderes Departement ist. Zamorra ist da viel näher dran.«
    »Sie sind also nicht interessiert an dem gegen den Strom schwimmenden Baum?«
    Da wurde Robin wach.
    »Moment mal! Hat Ihr Dings… ihr Freund Wisslaire etwa auch so ein Bums… so einen Baum gesehen?«
    »Wer denn noch?«
    »Ich! Und ich bin damit großartig auf die Schnauze geflogen, weil kein Mensch außer mir etwas davon mitbekommen hat. Die Sache ist aktenkundig, weil ich die Kollegen eingeschaltet habe. Bin mal gespannt, was mir Staatsanwalt Gaudian für ein Lied dazu singt, wenn er von der Sache hört. Diesen Baum, oder was auch immer es war, den hat's nicht gegeben, den habe ich mir nur eingebildet, blöde wie ich mal wieder war.«
    »Joel Wisslaire ist anderer Ansicht.«
    »Das macht ihn mir sympathisch. Ich mag Leute, die mich nicht für blöde halten…«
    »Chef, das war etwas anders gemeint. Jo behauptet, diesen Baumstamm wirklich gesehen zu haben. Er hat sogar versucht, das Ding aus dem Wasser zu holen. Anfangs soll es sogar Ähnlichkeit mit einem Menschen gehabt haben, er hielt es nämlich für eine Wasserleiche. Deshalb hat er sich ja darum bemüht. Seine Freundin hat's auch gesehen, aber die ist jetzt tot, und Staatsanwalt Merdefaire schiebt Jo die Schuld für ihren Tod in die Schuhe.«
    »Merdefaire ist ein Mrsbrmf«, murmelte Robin.
    »Ein was?« schluckte Brunot.
    »Ein Mrsbrmf«, wiederholte der Chefinspektor. »Wenn man ihn Vollbluttrottel nennt, ist das eine Beleidigung. Also sage ich Mrsbrmf - das ist erlaubt, weil's in keiner strafverfolgungswürdigen Liste steht.«
    »Sie kennen Merdefaire?«
    »Und ich verachte ihn. Ich hatte früher in Paris mit ihm zu tun. Den Kerl hat man schon ein Jahr früher als mich strafversetzt in die Provinz. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, läßt er sich nur noch durch eine atomar ausgerüstete Panzerbrigade stoppen. Das soll jetzt keine Aufwertung Ihres Freundes sein, aber ich weiß aus trüber Erfahrung, was ich von Merdefaire zu halten habe. Seine Inkompetenz wird nur noch von seiner Arroganz übertroffen.«
    »Wieso ist er dann überhaupt noch im Dienst?«
    »Weil seine Frau mit dem Justizminister verwandt ist. Was sagt Wisslaire zum Tod seiner Freundin?«
    »Er ist schockiert. Und die Tote ist verschwunden. So wie der Baumstamm, den Jo an Land gezogen hat. Der hat sich scheinbar in Staub und Asche aufgelöst.«
    »Ach«, brummte Robin und sog an seiner Pfeife. Er dachte an seinen Baumstamm auf der Rhône. »Wo genau hat sich die Sache denn abgespielt?«
    »Sie interessieren sich also doch dafür?«
    »Schnellmerker«, knurrte Robin. Mit dem Pfeifenstiel deutete er auf seinen Assistenten. »Wissen Sie, wo Ihr Freund gerade erreichbar ist? Können Sie ihn

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